1215 - Mich jagte die blonde Bestie
Frauen gesprochen, Mr. Maidon«, nahm Suko den Faden wieder auf. »Lilian und Eva. Kennen Sie die beiden? Kommen Sie aus der Umgebung?«
»Sogar aus Yerby.«
»Und?«
»Sie sind Schwestern. Das heißt, nur Eva lebte noch hier. Lilian nicht. Aber sie kam, um ihre Schwester zu suchen, denn Eva war seit einigen Tagen verschwunden. Lilian muss ihre Schwester gefunden haben. Was dann geschah, weiß ich nicht. Jedenfalls haben sie Robby angegriffen und sein Blut getrunken. Jetzt ist er jedenfalls das, was auch sie waren. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
Suko nickte und fragte dann: »Sie wissen, was Sie zu tun haben, Mr. Maidon?«
»Nein, nicht genau.«
»Aber Sie haben ihn in die Kirche geschafft.«
»Das stimmt schon.« Nach dieser Antwort zuckte er hilflos die Achseln und sah dabei die anderen Dorfbewohner an, die sehr still geworden waren und ihm das Reden überließen. »Wir haben… wir wollten ihn wieder zurück… na ja, Sie wissen schon…«
»Glauben Sie denn, dass es ein Zurück für Ihren Sohn gibt?«
Maidon hob die Schultern. Sein Blick schweifte dabei durch die kleine Kirche, als könnte er innerhalb dieser schlichten Wände die Erleuchtung finden. Es war niemand da, der ihm einen Ratschlag gab. So schaute er schließlich zur Seite und dann zu Boden.
Suko legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. »Ich kann mir denken, was Sie sich gedacht haben, Mr. Maidon, aber das wird leider nicht möglich sein. So traurig es auch ist, für Ihren Sohn gibt es kein Zurück mehr in das normale Leben. Man hat ihn verändert. Wenn Sie ihn freilassen, wird er auch Sie nicht mehr kennen. Er wird alles daransetzen, um das Blut zu bekommen, mit dem er seinen verdammten Hunger stillt. So sind die Regeln leider. Die verdammten Gesetze, die ich wirklich nicht gemacht habe.«
»Meinen Sie?«, fragte Maidon nach einer kurzen Pause mit leiser Stimme, »dass ich meinen Sohn jetzt abschreiben kann?«
»So schlimm es ist, das müssen Sie!«
»Gott - nein!«, jammerte er und drehte sich zur Seite. Er schaute gegen die Decke der Kapelle und ballte die Hände zu Fäusten, doch es war niemand da, der ihm eine Antwort gegeben hätte.
Und Hilfe erhielt er auch nicht.
Ein Mann in Arbeitskleidung schob sich vor. »Wir haben daran gedacht, es mit Weihwasser zu versuchen.«
Suko schaute in die hellen Augen des Sprechers, die jetzt Verzweiflung widerspiegelten.
»Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber auch das wäre keine Rettung für Robby.«
»Was dann?«
»Die Erlösung.«
Der Mann schwieg. Er schluckte, er sah dabei die anderen Bewohner an, die seinen Blicken auswichen, weil sie mit Sukos Antwort auch nicht viel anfangen konnten.
»Ja, Erlösung!«, bestätigte der Inspektor, »Robby muss einen normalen Tod finden, um sein Seelenheil zu erhalten.«
Suko deutete wieder auf den Vampir.
»Wir müssen ihn deshalb töten!«
Harte Worte, die den Eindruck nicht verfehlten, denn die Menschen waren sehr ruhig geworden. Sie starrten weg, als hätte Robby einen ansteckenden Ausschlag bekommen.
Nur sein Vater nicht. Er hatte sich Suko zugedreht und sprach ihn leise an. »Es gibt, keine andere Möglichkeit?«, fragte er sehr gefasst.
»Nein!«
Es fiel Maidon schwer, die nächste Frage auszusprechen.
»Muss er gepfählt werden?«
Suko schüttelte den Kopf. »Man könnte es tun, aber es wird nicht nötig sein.«
»Warum?«
»Ich erledige das«, sagte Suko.
Jack Maidon war im ersten Moment sprachlos.
»Sie wollen ihn töten, Mister?«
»Ja.«
»Aber…«
»Keine Sorge, Mr. Maidon. Ich weiß sehr genau, was ich tue. Ich bin nicht grundlos hier nach Yerby gekommen, obwohl ich nicht mit einem Blutsauger gerechnet habe. Zu meinen Motiven später, wenn wir hier alles erledigt haben.«
»Sie und ich?«
»Wenn Sie wollen.«
Maidon überlegte keine Sekunde länger. »Ja, ich will es sehen, aber ich möchte auch, dass wir zu zweit sind. Ich will keine weiteren Zeugen haben.«
»Das verstehe ich.«
Maidon ging auf die Männer zu.
»Ihr versteht mich doch - oder? Das ist mein Sohn. Ich bin sein Vater. Ich muss es tun. Ich muss zuschauen oder wie auch immer. Ihr habt alle gesehen, dass das Grauen hier bei uns in Yerby wahr geworden ist. Und ich vertraue dem Fremden. Ich bin dabei über meinen eigenen Schatten gesprungen. Bitte, tut ihr es auch und lasst uns allein.«
Zuerst zögerten sie.
Wahrscheinlich kam es den meisten von ihnen wie ein böser Traum vor. Doch dann, als sich der erste Bewohner zur Tür
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