Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1216 - Drei Ritter der Tiefe

Titel: 1216 - Drei Ritter der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Klumpen zu sein, in dem die Sinnesorgane wahllos verstreut waren.
    Jetzt bildete der Fremde einen Kopf, einen Rumpf und zwei Arme, die er aus seiner weiterhin unförmigen Körpermasse wachsen ließ. Über den so gebildeten Pseudokörper wanderten zwei Augen, ein Nasenvorsprung und eine Mundöffnung und formierten sich im Kopf, so daß ein Gesicht entstand, das entfernt mit dem Atlans Ähnlichkeit besaß.
    „Das ist Missionar Emser", verkündete der Hegete, der Chulch vorgeführt hatte. „Wenn du bei der Wahrheit bleibst, erspart er es dir, vielleicht, an die Wiederverwertungsanlage verfüttert zu werden, Dickwanst."
    Chulch fragte sich, welchen Beinamen wohl Emser trug, wenn man ihn als Dickwanst bezeichnete.
    „Keine Diskriminierungen", sagte Emser und verschränkte die Arme vor der Brust. Er beugte den Oberkörper vor und fragte: „Findest du, das ich dem Stahlherrn in dieser Pose ähnlich sehe?"
    „Nein", sagte Chulch, ohne lange zu überlegen. „Urteile nicht vorschnell", riet Emser, „Sieh mich genauer an. Erinnere ich dich wirklich nicht an ihn?"
    „In keiner Weise", sagte Chulch fest. „Der Stahlherr ist eine wesentlich stattlichere Erscheinung."
    Zu seiner Erleichterung begann Emser grölend zu lachen, und alle seine Leute fielen darin ein, Emser ließ seinen Pseudokörper in die Körpermasse zurückfließen und bildete nur noch den Kopf mit den Sinnesorganen.
    „Du läßt dich wenigstens nicht so einschüchtern wie dein Freund, der Meykatender", sagte Emser. „Das imponiert mir. Aber jetzt sage mir die Wahrheit. Hast du wirklich den Stahlherrn gesehen?"
    Chulch entschloß sich, auf Notlügen zu verzichten.
    „Nein, ich konnte nicht bis zu ihm vordringen", sagte er. „Ich glaube, daß es außer Atlan auch keiner der anderen geschafft hat. Atlan, der aus dem Hochland stammt, ist ein Freund des Stahlherrn."
    „Ich kenne diese Mär", erwiderte Emser. „Missionar Mosker und sein Interpret Illor haben sie mir ausführlich erzählt. Ich kann das nicht mehr hören. Missionar Ghaatin hat mir durch seinen Interpreten Litto aber eine ganz andere Geschichte berichten lassen."
    „Was soll ich dann noch dazu sagen", meinte Chulch bedauernd. „Meine Worte haben gewiß weniger Gewicht. Aber ich bin sicher, daß der Stahlherr bald in Erscheinung treten und die Wahrheit aufdecken wird."
    „Das würden wir uns alle wünschen", sagte Emser und stieß einen Laut aus, der wie ein Rülpsen klang.
    „Es wird höchste Zeit, daß der Stahlherr ein Machtwort spricht. Starsen befindet sich im Umbruch. Hast du noch nicht gehört, daß das Statussystem allerorten zusammenbricht? Es höhnt sich eine Wende an, aber wenn der Stahlherr nicht eingreift, dann ist uns ein unbeschreibliches Chaos sicher."
    „Mit Atlans Unterstützung wird es dem Stahlherrn gelingen, ein Chaos zu verhindern", sagte Chulch überzeugt. „Aber mir ist neu, daß das Statussystem zusammenbricht. Bedeutet das, daß Citytrans, Cityab und Starsenspender nicht mehr funktionieren?"
    „Bringt ihn zu den anderen!" befahl Emser statt einer Antwort. Dann schien er es sich aber anders zu überlegen, denn er nahm seinen Befehl zurück und sagte zu Chulch: „Du kannst mich ebenso gut begleiten.
    Der Missionar erhob seine Körpermassen auf gut zwei Dutzend Pseudopodien, streckte sich auf eine Länge von vier Metern und trippelte durch das Tor der Seitenwand. Der Hegete bedeutete Chulch, Emser zu folgen.
     
    *
     
    Es fiel Chulch schwer, sich dem Schritt des Dutzendfüßlers auf dem Weg durch die Gänge und über Treppen anzupassen. Er erfuhr von dem Missionar, daß er dem Volk der Vooler angehörte und in Starsen, wie Chulch auch, vergeblich nach seinesgleichen suchte.
    „Du kennst Ar'Gentov persönlich und weißt, daß er ein Statustreuer ist", erzählte Emser, während sie im Stiegenhaus zu den höheren Etagen hinauf stiegen. „Jetzt hat er allen Grund, sauer zu sein. Seine Treumänner laufen reihenweise zu uns über. Im Gentov-Bezirk proben die Melukken den Aufstand, auch in anderen Bezirken kommt es zu Unruhen, seit die Systeme nicht mehr richtig funktionieren. Es heißt, daß Starsenspender nur noch ganz selten die gewünschten Dinge liefern, daß Cityab kaum mehr Schutz bietet und daß Citytrans kein sicheres Transportmittel mehr ist. Das ist Musik in meinen Ohren."
    „Ich könnte ein passendes Lied dazu singen", bot Chulch sich an.
    „Soll das ein Witz sein?"
    „Vergiß es", sagte Chulch kleinlaut. „Was hört man von den Geriokraten und den

Weitere Kostenlose Bücher