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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Harry war sicher, dass in nicht allzu langer Zeit erste Dunstschwaden entstehen würden.
    Er fuhr noch langsamer. Dabei saß er leicht vorgebeugt hinter dem Lenkrad. Er bewegte den Kopf nach links und auch nach rechts. Er suchte nach Bewegungen, nach einem Lebewesen, doch nicht mal ein Tier ließ sich blicken.
    Still war es nicht.
    Er hörte das Rauschen des Bachs, das allerdings einen anderen Klang bekommen hatte als noch vor ein paar Stunden. Der Abend schlich sich heran. Es war stiller geworden. Die Natur atmete aus, und da nahm der Mensch die ihn umgebenden Geräusche eben intensiver wahr.
    Harry spürte die Spannung, die in ihm hochstieg. Es konnte nicht mehr weit sein. Laut Karte musste er bei einer Abzweigung nach links abbiegen, dann war es geschafft.
    Die Abzweigung tauchte vor ihm auf. Rechts führte ein schmaler Weg in den tiefen Wald hinein. Der linke aber, der Hauptweg, war gut zu befahren, auch wenn der Wagen wieder schaukelte und Harry sich vorkam wie auf dem Jahrmarkt in einem dieser Karussells.
    Er fuhr jetzt sehr dicht am Wasser vorbei. Selbst an der tiefsten Stelle des Tals fiel noch Licht hinein. Es malte auf dem Wasser die Reflexe in den unterschiedlichsten Formen, die ebenso schnell entstanden wie sie wieder verschwanden.
    Alte, sehr alte Bäume wuchsen hier. Mächtige Linden und Eichen hielten aufgrund ihrer Kraft andere Bäume bei ihrem Wachstum zurück, sodass sich auch Niederwald hatte bilden können. Allerdings nur auf der rechten Seite und jenseits des Bachs. Links sah es anders aus. Da malten sich mehr Felsen ab.
    Und die Schatten schufen aus den Unebenheiten des Gesteins alte, kantige Gesichter, als wären Geistwesen hier eingemauert worden.
    Harrys Wagen schaukelte weiter. In dieser Umgebung glich er einem Raubtier, das überhaupt nicht in diese urwelthafte Umgebung hineinpasste. Kein Mensch, kein Tier, nur das Wasser, vermischt mit Licht und Schatten, begleitete ihn auf den letzten Metern.
    Dann wurde der Weg besser.
    Die Reifen summten über eine graue Asphaltdecke hinweg.
    So konnte Harry wieder schneller fahren, und er wusste jetzt, dass er sich an der tiefsten Stelle, dem Hexenloch, befand.
    Es waren nur wenige Meter, als an der linken Seite die Mühle sichtbar wurde, deren großes Rad sich drehte. Harry hörte das Rauschen des Wassers und das Knarren des Rads, das schon einem Stöhnen glich, als litte jemand unter einer sehr schweren Krankheit.
    Harry fuhr an der Mühle vorbei. Da er nur Schritttempo gefahren war, hatte er sich einen ersten Überblick verschaffen können. Der normale Weg führte weiter geradeaus. Er konnte allerdings seinen Wagen links auf dem Parkplatz vor der Mühle abstellen. Dort war genügend Platz, da störten auch die geschlossenen Andenkenbuden nicht.
    Nach einer scharfen Kurve hatte Harry es geschafft. Er parkte den Omega dicht neben der Felswand, drückte die Tür auf und verließ das Fahrzeug.
    Sein dünnes Jackett ließ er auf dem Beifahrersitz liegen. Es war ihm jetzt egal, dass er seine Waffe offen trug, hier kam sowieso niemand hin.
    Er schlug die Tür zu.
    In diesem Augenblick wusste Harry Stahl, dass etwas nicht stimmte!
    ***
    Es war nur ein Gefühl, denn einen Beweis besaß er nicht, aber Harry ließ es nicht außer Acht, denn er war es gewohnt, auf seine Gefühle zu hören.
    Er entdeckte keine Veränderung. Es stimmte alles. Es hielt sich auch kein Feind in der sichtbaren Nähe auf, und trotzdem hatte er den Eindruck, beobachtet zu werden.
    Neben dem Omega blieb er stehen und drehte sich langsam um. So wie es ein Tourist tat, wenn er die Umgebung inspizieren wollte. Aber Harry suchte nach etwas anderem. Ihn interessierte die raue Felswand nicht und auch nicht die Moose, Flechten und Gräser, die sich aus den Felsspalten geschoben hatten. Manchmal hatten es sogar Büsche geschafft, sich aus dem Gestein zu drängen.
    Das Rauschen des Bachs übertönte alle anderen Geräusche.
    So sahen die zahlreichen Mücken aus wie zuckende Punkte, wenn sie über den feuchten Stellen tanzten und auch in Harrys Nähe flogen, was dem nichts ausmachte. Sie stachen nicht. Sie zirkulierten nur vor seinen Augen. Er ging zwei Meter nach vorn und konnte von dieser Stelle aus direkt auf den Eingang der alten Mühle schauen, die zu einem Souvenir-Shop umgebaut worden war.
    Rechts neben dem Eingang befanden sich Schaufenster. Das dicke dunkelbraune Holz, aus dem das Haus gebaut worden war, sah sehr stabil aus. Das Glas der Scheiben glänzte auch, ohne dass es von der Sonne

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