Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
vor.«
    Sascha schüttelte den Kopf. Er sah überhaupt nicht traurig aus, als er antwortete: »Keiner von uns will zurück. Wir fühlen uns in unserem neuen Zuhause sehr wohl. Außerdem könnte ich es nicht.«
    »Wieso?«
    Sascha hob zuerst den rechten Arm an. Dann senkte er ihn und deutete mit den ausgestreckten Fingern auf das Wasser.
    »Ich kann da nicht rüber.«
    »Ich helfe dir.«
    »Nein!«
    »Doch, Sascha, ich bin…«
    »Es hat keinen Sinn. Ich stehe in einer verzauberten Welt, und du auf der anderen Seite.«
    Mit dieser Antwort hatte Harry nicht gerechnet. Er wusste nicht, ob Sascha sie sich in seinem kindlichen Gemüt ausgedacht hatte oder nicht. Mit elf Jahren ist man noch kindlich und träumt davon, im Märchen und anderen Welten gefangen zu sein, um als großer Kämpfer durch sie zu schreiten. Womö glich den Armen helfen und die gefangene Prinzessin befreien.
    »Aber die Welt sieht nicht anders aus.«
    »Das ist sie aber.«
    »Kann ich hineinkommen?«
    »Ja, das sollst du sogar. Viele sollen hineinkommen. Elvira möchte das.«
    »Ist ja super«, sagte Harry. »Aber ich hole mir nasse Füße, und das gefällt mir nicht besonders.«
    »Du musst nur Vertrauen haben.«
    Harry grinste schief und meinte: »Das sagst du so einfach, mein Junge. Nun ja, mal sehen, was sich machen lässt.« Er ließ seinen Blick über das Bachbett gleiten und suchte nach einer Möglichkeit, das Wasser möglichst risikolos überqueren zu können. An die Raben dachte er nicht mehr, und er glaubte auch nicht daran, dass sie ihn an seinem Gang hindern würden.
    Harry tastete mit der Fußspitze den Boden vor sich ab. Er war zwar weich, jedoch passierbar. Steine lagen auch im Wasser, auf die er treten konnte. Leider waren die Lichtverhältnisse sehr schlecht. Da musste er schon genau zielen und auch mit dem Gleichgewicht kämpfen, um nicht im kalten Wasser zu landen.
    »Darf ich mal fragen, wie du heißt?«
    »Harry heiße ich. Harry Stahl.«
    »Dann kann ich Harry sagen.«
    »Aber immer doch.«
    »Mein Vater wird sich bestimmt freuen, wenn er dich sieht.«
    Davon war Harry zwar nicht überzeugt, behielt die Meinung allerdings für sich. Dafür stellte er eine andere Frage. »Was ist denn mit der Hexe Elvira?«
    »Die auch.«
    »Ja, warum?«
    »Sie mag Menschen.«
    »Was macht sie denn mit ihnen?«
    »Ich finde sie toll.«
    Das war keine Antwort auf die Frage, aber Harry wollte auch nicht weiterbohren. Außerdem würde er diese geheimnisvolle Elvira selbst fragen, das stand fest.
    »Kommst du jetzt, Harry?«
    »Ja, ich versuche es.«
    Für Stahl gab es kein Zurück mehr, obwohl er sich den Fortgang anders vorgestellt hatte. Er musste durch das Wasser und er bezweifelte auch, dass Sascha aus freiem Willen handelte. Sein gesamtes Gehabe, seine Antwort, das alles kam ihm vor, als hätte ihm das jemand vorgegeben.
    Er ging.
    Schon nach dem ersten Schritt war der rechte Fuß nass. Zwar hatte er versucht, einen Stein zu treffen, was ihm letztlich auch gelungen war, aber er hatte die Höhe des Wassers unterschätzt, das den Stein überspülte. Es sprudelte in seinen Schuh hinein, aber Harry unterdrückte einen Fluch oder das Schimpfen. Er wollte sich vor dem Jungen keine Blöße geben.
    Es war für ihn wichtig, nicht auszurutschen und ins Wasser zu fallen. Klatschnass war es kein Spaß, sich durch den Wald zu bewegen.
    Ein Artist auf dem Drahtseil bewegte sich kaum anders als Harry Stahl. Er breitete seine Arme aus, sprang sehr vorsichtig von Stein zu Stein, rutschte auch aus, aber er hatte das Glück, nicht ins Wasser zu fallen. Zwar tauchte er mit beiden Füßen bis auf den Grund, aber die Strömung riss ihn nicht um, als er an der anderen Uferseite das flache Wasser erreichte und ihn der nächste lange Schritt aufs Trockene brachte. Nicht weit entfernt von Sascha blieb er stehen.
    »Geschafft. Siehst du?«
    Sascha sagte nichts.
    Harry wrang zunächst seine Hosenbeine so gut wie möglich aus und drehte sich dem Jungen entgegen.
    Auch jetzt schwieg der Junge noch, was Harry schon befremdete. Überhaupt hatte er den Eindruck, sich nicht nur am Ufer des Bachs zu befinden, sondern ganz woanders. Die Luft kam ihm fremd vor. Sie war auf eine ungewöhnliche Art und Weise kühl geworden, aber nicht von einer normalen Kälte durchdrungen, sondern von einer, die man schon als unnatürlich ansehen konnte.
    Er schaute zurück.
    Das andere Ufer war zu sehen. Er sah auch sein Auto. Aber das Fahrzeug und auch seine Umgebung machten auf ihn den Eindruck,

Weitere Kostenlose Bücher