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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Alles andere um das Herz herum war normal geblieben, eben nur dieser Punkt brannte auf, und ich musste mir eingestehen, dass auch das Herz einer Hexe die gleiche Form aufwies wie das eines normalen Menschen.
    Und all dies war geschehen, weil der Körper in den unmittelbaren Einfluss meines Kreuzes hineingeraten war. Dabei hatte ich die Frau nicht mal berührt.
    Ich traute mich nicht näher. Meine Distanz war gut. Um uns herum reichte das Licht aus, um alles zu sehen. Amy Madson war jetzt wichtig. Es konnte sein, dass ich sie durch meine Aktion in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    Sie blickte nicht nach unten gegen ihre Brust, sondern blieb voll auf mich konzentriert. Es war nicht zu erkennen, ob sie unter Schmerzen litt, sie schrie nicht, sie jammerte nicht, es war plötzlich sehr still geworden.
    Aber ich las die Qual von ihrem Gesicht ab. Sie litt. Das Herz glühte. Es war kein normales Herz, aber es hatte ihr geholfen.
    Sie hatte darauf gesetzt und musste jetzt erkennen, dass etwas damit passiert war.
    Auch ich sah es erst jetzt richtig.
    Es schlug nicht mehr!
    Das Herz glühte und stand still!
    Ich hörte mich selbst laut atmen und spürte dabei überdeutlich meinen eigenen Herzschlag. Das Blut wurde mir bis in den Kopf getrieben, über meinen Körper rann eine Gänsehaut, und es konnte sein, dass es genau das Falsche war, das ich getan hatte.
    Amy Madson hatte starr auf dem Sitzkissen gehockt. Plötzlich aber stöhnte sie auf. Ich hatte die Zeit nicht nachgehalten, und als sie stöhnte, da hob sie zugleich die Arme an, um sie gegen die linke Seite der Brust zu pressen, hinter der das Herz sich so glühend abzeichnete.
    Und jetzt veränderte sich auch der Ausdruck in ihrem Gesicht. Etwas stahl sich hinein, das ich mit dem Begriff Angst umschrieb. Es war noch mehr, denn die Angst steigerte sich zu einer wahren Todesangst. So musste sich jemand fühlen, der dicht davor stand, sein Leben zu verlieren, um in die tiefen Schluchten des Todes gerissen zu werden.
    Ihr Körper zuckte plötzlich. Zugleich öffnete sich der Mund.
    Aus ihrem Rachen lösten sich die leisen Schreie, und einen Augenblick später verzerrte sich ihr Gesicht in einem wahnsinnigen Anfall von Schmerz. Sie hatte den Mund aufgerissen, die Augen verdreht. Der Schweiß strömte aus ihren Poren wie Wasser. Der Mund klappte zu, dann wieder auf und ein ächzend und lang gezogen gesprochenes »Nein…« wühlte sich förmlich aus dem Rachen hervor.
    Amy Madson bewegte sich. Sie schwankte auf dem Kissen sitzend von einer Seite zur anderen und hielt ihre Hand dabei noch immer gegen die linke Brustseite gepresst. Sie hatte die Finger ausgebreitet, sodass ich durch die Lücken schauen konnte.
    Das Herz glühte noch.
    Nur schwächer…
    Dann der letzte Schrei!
    Ich wusste sofort, dass es der letzte Schrei gewesen sein musste. Noch einmal veränderte sich das Gesicht. Die Starre fraß sich darin fest, das Leben in den Augen erlosch, und dann fiel sie einfach nach vorn, als hätte ihr jemand einen Stoß in den Rücken gegeben.
    Ich wollte sie nicht einfach auf den Boden fallen lassen, lief ihr entgegen und fing sie auf.
    Schon als ich sie abstützte, da spürte ich irgendwie die Starre ihres Körpers. Aber ich wollte es genau wissen, legte sie auf den Rücken und nahm meine kleine Lampe zu Hilfe, weil ich das Gesicht anleuchten wollte. Es strahlte hinein.
    Nichts regte sich. Kein Auge zuckte. Der Blick war totenstarr geworden und blieb es auch. Amy Madson war tot! Ich fühlte mich auf eine vertrackte Art und Weise schuldig, obwohl ich es nicht war. Aber dagegen kam ich einfach nicht an.
    Nichts glühte mehr in ihrem Körper, denn die Kraft meines Kreuzes hatte ihr Herz zum Verglühen und bei Amy für den Tod gesorgt. Es war nur ihr Herz verbrannt und nicht ihr Körper. Der lag in seiner Leichenstarre vor mir und würde sich nie mehr bewegen.
    Ich hatte ihren Tod nicht haben wollen. Amy Madson war ihren Weg gegangen und ich den meinen. Allerdings war der Fall damit noch nicht beendet, denn es gab eine dritte Person, die auf mich und auf die ich wartete. Die Hexe ohne Herz!
    Wenn sich jemand einen Vorwurf hätte machen können, dann war sie es. Aber dazu war jemand wie sie nicht fähig. Derartige Personen nahmen immer den Tod anderer Menschen in Kauf.
    Ich schloss Amy Madson die Augen. Mehr konnte ich für sie nicht tun. Von außen her hatte niemand das Zelt betreten. Alle Besucher schienen Respekt davor zu haben, aber ich hörte trotzdem ein Geräusch, als ich mich

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