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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Suko war überrascht gewesen. Er hätte nie gedacht, unter der Erde eine derartige Welt zu erleben. Er stand zwar in einer Höhle, doch es war nicht nur eine Höhle, denn durch sie führte auch so etwas wie ein still gelegter Kanal auf eine Tunnelöffnung zu. Von der Enge des Einstiegs war hier nichts mehr zu sehen. Diese unterirdische Welt hatte sich zu einem regelrechten Saal verändert, in dem eine feuchte und schwere Luft herrschte.
    Suko hatte einen guten Platz im Schatten der Wand gefunden.
    So konnte er die Hexe beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Zudem hatte er es geschafft, seinen Atem zu kontrollieren. Er würde sich durch kein zu lautes Geräusch verraten.
    Suko beobachtete die Frau. Sie bewegte sich auf nackten Füßen über einen glatten Fels hinweg und hatte dabei nur das eine Ziel im Auge, das Suko erst beim zweiten Hinsehen erkannte, denn es handelte sich um einen gewaltigen Totenschädel, der zur Hälfte aus der Erde hervorragte. Es musste der Schädel eines Riesen sein, denn Menschen waren nicht mit derart großen Köpfen ausgestattet.
    Es war nicht die einzige Anormalität, die Suko stutzig gemacht hatte. Der Schädel bestand seiner Meinung nach nicht aus Knochen, das wusste er, ohne ihn angefasst zu haben. Von diesem großen Kopf aus strahlte das ungewöhnliche Licht ab, das sich schließlich in der gesamten Höhle verteilte. Es besaß seine Quelle im Innern des gewaltigen Schädels, und das Material leuchtete an einigen Stellen auf wie von einer Goldschicht überzogen.
    Die kleine Hexe mit dem leicht zusammengedrückten Gesicht hatte sich vor den Schädel gekniet. Sie sprach mit ihm. Da sie nur flüsterte, verstand Suko nichts.
    Immer wieder strich sie mit den Handflächen über die Glätte des Schädels hinweg. Suko bekam mit, wie sich das Licht aus dem Gegenstand löste und in den Körper der Frau eindrang.
    Der Kopf war so etwas wie eine Kraftquelle für sie, und deshalb nahm ihre Haut auch den gleichen Farbton an.
    Suko stellte sich die Frage, wen er da sah. War sie noch ein Mensch? Einerseits schon, denn sie besaß auch den Körper eines Menschen.
    Andererseits wohl nicht, denn in ihrer Brust schlug kein Herz mehr, und sie lebte trotzdem weiter. Wahrscheinlich durch das Licht des in der Erde steckenden Schädels, der für sie jetzt so etwas wie ein Motor war.
    Suko wollte sich nicht weiter von seinen Theorien leiten lassen. Er war ein Mann der Tat. Er musste wissen, was Kenia tat. So stieß er sich von der Wand ab und ging einen ersten Schritt nach vorn, wobei er seinen Fuß so leise wie möglich aufsetzte.
    Er zeigte nach außen hin keine Waffe, war aber kampfbereit, denn in seinem Gürtel steckte bereits die Dämonenpeitsche, deren drei Riemen ausgefahren waren. Die Beretta würde er auch mit einem schnellen Griff ziehen können.
    Nach dem dritten Schritt sah er die Veränderung bei Kenia.
    Sie hob die Arme wieder an und legte die Hände jetzt auf ihre nackten Oberschenkel. In dieser Haltung drehte sie sich Suko zu. Wie sie es tat, zeugte nicht mal von einer Überraschung, die sich auch nicht auf ihrem Gesicht abzeichnete. Suko hatte das Gefühl, dass Xenia schon längst informiert war.
    Er ging trotzdem noch einen Schritt weiter, um die für ihn beste Position zu erreichen. Erst als er dann stehen blieb, wurde ihm die volle Aufmerksamkeit der Hexe zuteil.
    »Willst du nicht näher kommen?«, fragte Xenia.
    »Nein, mir gefällt es hier.«
    Xenia lachte. »Ich habe dich längst gesehen und auch gespürt. Ich rechne immer mit neugierigen Menschen, aber dass sie mir so weit folgen, ist schon selten und eigentlich noch nie vorgekommen. Du musst sehr mutig sein, dass du dies wagst.«
    »Ich bin eher neugierig.«
    »Worauf?«
    »Auf dich natürlich. Ja, ich bin neugierig auf dich, denn ich möchte gern jemand kennen lernen, der es schafft, ohne sein eigenes Herz zu leben.«
    »Gut«, sagte sie lachend und blieb noch immer sitzen. »Ja, ich habe mein Herz abgegeben. Ich brauchte es nicht mehr. Ich habe es eigentlich nicht gebraucht, verstehst du. In all den langen Jahren und auch Zeiten nicht.«
    »Dann hat der Schädel dir die Kraft gegeben?«
    Xenia hob die Schultern. »Nein, so ist das nicht. Ich habe nur nach einem Verbündeten gesucht und ihn gefunden. Er ist noch aus uralter Zeit, als es auf der Erde Riesen und Engel ab. Da war an Menschen nicht zu denken oder kaum. Aber Engel und Riesen gab es schon immer.«
    »Wie Gut und Böse.«
    »Das ist richtig. Der Kampf wurde schon immer

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