1224 - Rückkehr in den Frostrubin
ohne die Mikroben zu neutralisieren."
„So ist es."
„Aber das würde bedeuten, den Frostrubin..."
Erneut fiel Rhodan dem Kosmokraten ins Wort. „Ich weiß, was das bedeutet. Doch die Entscheidung liegt bei dir. Auf Terra gibt es ein uraltes Sprichwort. Eine Hand wäscht die andere. Du verstehst?"
Taurec sah finster vor sich hin. Schließlich, mit resignierter Miene, hob er den Kopf. „In Ordnung. Ich hätte es mir denken können. Du bist wie alle anderen in dieser Sphäre. Licht und Finsternis. Beide Kräfte ringen in dir."
„Ich sehe das weitaus weniger melodramatisch", warf Rhodan ein.
„Ich bin der Einäugige", sagte Taurec plötzlich, „trotz der Vereinigung mit meinem Schatten. „Ich bin nicht blind und allwissend. Mit einem Auge sehe ich hinunter zum Grund, und ich friere, und noch während ich hinunterblicke, erstarre ich. Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann mein Haupt nicht mehr hinauf zu den weiten Himmeln heben. Das eine Auge ist blind und in seiner Blindheit allwissend, und das andere Auge sieht und straft mich mit Vergessen. Das ist der Grund, warum man mich geschickt hat. Weil ich sehen kann."
„Und Vishna?" fragte Rhodan.
„Vishna", wiederholte Taurec. „Vishna ist den falschen Weg gegangen, ohne zu ahnen, daß er sie dennoch ans Ziel führen würde. Einst war sie groß und glänzend, doch ihr Glanz hat nur die Dunkelheit verhüllt, die allumfassende Finsternis einer Materiesenke.
Als sie auf die andere Seite kam, wurde sie von dem betreut, der ich einst war. Jemand mußte ihr helfen, verstehst du? Ihr Licht war heller als alle anderen Lichter, und dann erlosch es, und sie war fort, und das Virenimperium barst in Milliarden und aber Milliarden Bruchstücke. Eines dieser Stücke traf mich, und mein Auge wurde sehend. Von da an gab es kein Zurück mehr."
„Aber Vishna hat sich verändert", sagte Rhodan.
„Nein", schüttelte Taurec den Kopf. „Die Dunkelheit ist fort, aber sie hat sich nicht verändert. Sie Wird sich erst verändern, wenn wir heimkehren; Vishna und ich."
„Und dann?"
„Dann", sagte Taurec nachdenklich, „dann werden wir erblinden und alles wissen. Wir werden wieder in den hohen Bäumen, unter den weiten Himmeln thronen, und wir werden Licht sein, und dieses Licht wird heller strahlen als alle Sonnen, die es je im Multiversum gegeben hat und geben wird."
Der Kosmokrat schwieg, und Rhodan spürte instinktiv, daß damit das Thema für ihn erledigt war. Ärger keimte in ihm auf, denn Taurecs Worte hatten nichts geklärt; im Gegenteil, sie hatten das Rätsel um die Region jenseits der Materiequellen nur vertieft.
Aber dann sagte er sich, daß es nicht Taurecs Schuld war.
Mit welchen Worten sollte man eine Region beschreiben, die jenseits aller Worte existierte?
Es ist ein Problem der Sprache, dachte Rhodan. Die Sprache ist ein Spiegel des Bewußtseins und der Welt, in der man lebt. Für ein neues Bewußtsein und eine neue Welt benötigt man neue Worte, und wer jene neue Welt noch nie gesehen hat, wer sie nicht versteht, weil sie für sein Bewußtsein zu fremd ist, der wird auch diese Worte nicht verstehen.
Er seufzte und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das blaue Medium, durch das sich der Transferjet mit unbekannter Geschwindigkeit bewegte.
Das goldene Leuchten in Flugrichtung war intensiver geworden. Aus dem verwaschenen Punkt hatte sich eine zerbrechlich wirkende Struktur gebildet, die Rhodan an ein gigantisches Netz erinnerte. Ein Netz, auf dreidimensionale Weise geknüpft und seltsam verdreht, so daß jede Veränderung des Blickwinkels auch eine Veränderung des Netzes bewirkte.
Von den Knoten der Netzstruktur zuckten unablässig spiralförmige Objekte in die blaue Unendlichkeit des Rubininnern. Ihr Licht war schwach - doch es war kein Licht im eigentlichen Sinn, sondern Farbe: Lumineszierend, kräftig, rein. Pure Farbe, zu Spiralen gewunden, in zahlloser Vielfalt aus den Maschen des goldenen Netzes geboren.
Geboren.
Ja, durchfuhr es Rhodan, das ist das richtige Wort. Ich werde Zeuge von Myriaden Geburten. Das Leben an sich, das pure Sein, wird hier gezeugt und in die Welt geworfen, damit der Tod die Welt verläßt.
„Der Informationspool Zeit", sagte Taurec.
Und diese Spiralen, erkannte Rhodan intuitiv, mußten die ndimensionalen Botenstoffe sein, die Messenger, die die Informationen des Pools an das Universum übermittelten.
Das Netz wurde größer. Das Goldlicht verdrängte das Blau, bis das Gold allgegenwärtig war. Der Transferjet
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