1224 - Rückkehr in den Frostrubin
tausend Himmeln, die sich über euch spannen, ohne Anfang und ohne Ende. Die Ketten sind gesprengt, die Ketten halten mich nicht, und der Kerker zerbricht. Holt mich heim!"
Glut umspielte sein Gesicht. Feuer leckte aus seinen Augen. Flammen tanzten Über seine Haut. Kalte Flammen.
Während der Transferjet mitten in den brennenden Frostrubin stürzte, in das rotierende Nichts.
„Taurec", rief Rhodan. „Bei allen Sternen! Taurec! Komm zu dir!"
Erschütterungen durchliefen den Jet. Er schwankte, als wollte er seine beiden Passagiere in die glühende Grube des Weltraums schleudern.
Taurec lachte.
Er war aufgesprungen und hatte die Arme in die Höhe gerissen. Und obwohl der Boden unter ihm bockte, stand Taurec unerschütterlich da. Lachend. Mit verzerrtem Gesicht.
Plötzlich fuhr er herum.
„Ich sehe dich", sagte er drohend zu Rhodan. „Ich habe dich immer gesehen. Ich kenne dich. Ich habe dich immer gekannt."
Rhodan sagte nichts.
Er hat den Verstand verloren, dachte er. Die Ausstrahlung des Frostrubins...
„Ich gehe", verkündete Taurec. „Ich wollte nie zu diesem Ort. Ich wollte nicht hinuntersteigen zu den Schatten. Aber sie haben es von mir verlangt Weißt du", flüsterte er, „daß sie grausam sind, ohne zu wissen, was Grausamkeit ist? Warum sonst hätten sie mir das angetan? Warum sonst hätten sie das von mir verlangt?"
Seine Gestalt verschwamm im roten Licht.
„Ich kehre heim", sagte Taurec. „Es ist genug. Ich kann es nicht mehr ertragen. Niemand kann so etwas ertragen." Er wirbelte herum und drohte mit der Faust dem brennenden Weltraum. „Genug!" brüllte er. „Ich habe getan, was getan werden muß, und nun holt mich heim! Holt mich endlich heim! Ich flehe euch an - laßt mich nicht hier!"
Aber die Zeit, flüsterte es aus dem Nichts. Sag, was ist mit der Zeit? Und mit den dunklen Dingen, die auf ihren Schwingen zu dir kommen?
„Sie lügen", sagte Taurec, „aber sie wissen nicht, was Lüge ist. Sie haben es nie gewußt, und sie wissen alles."
Er hob seine Hände zum Gesicht, und in der Bewegung wurden seine Hände zu Klauen, zu Tatzen, zu Tentakeln, zu Pseudopodien, zu Krallen und Flossen, zu Flügeln und transparenten Membranen, bis sie wieder zu Menschenhänden würden und seine Wangen berührten. Taurec barg sein Gesicht in den Händen, und zwischen seinen schmalen Fingern tropften Tränen hervor. Im Stürz färbten sie sich rot, und als sie auf dem Boden aufprallten, waren sie fest und glitzerten wie Rubinsplitter.
Wortlos stand Perry Rhodan auf, trat zu dem Kosmokraten und legte ihm seine Hand auf die Schulter.
„Du bist nicht allein", sagte er leise.
Das Wesen, das wie ein Mensch aussah, aber kein Mensch war, hob langsam den Kopf.
„Ich bin immer allein gewesen", murmelte der Kosmokrat.
„Jetzt nicht mehr."
Im gleichen Moment stürzten sie in den Frostrubin.
5.
Das erste, was Perry Rhodan auffiel, war die Stille.
Keine Stille wie die Abwesenheit von Geräuschen, sondern mehr eine allumfassende Ruhe, die sofort auf ihn übergriff, jede Faser seines Körpers durchdrang und ein tiefes Wohlgefühl in ihm auslöste.
„Er hat sich verändert", stellte er fest. Es war eine überflüssige Bemerkung, wie er sogleich erkannte. Natürlich hatte sich der Frostrubin verändert, wie ihr Anflug bewiesen hatte; das Feuer, die kosmische Glut und das gleißende Licht, das jede Materie zerfraß.
Aber die Veränderung im Innern des Rubins war weitaus umfassender.
Und die Stille war nur ein Symptom dafür.
Harmonie! erkannte der Terraner. Die Harmonie ist zurückgekehrt!
Mit einem Frösteln erinnerte er sich an seinen ersten Flug in das rotierende Nichts; damals, im März des Jahres 426 NGZ, als er mit der Galaktischen Flotte zum Frostrubin aufgebrochen war und dort auf die Endlose Armada traf - und auf Taurec. Mit Taurec war er an Bord der SYZZEL in den Frostrubin gestürzt, und der Rubin hatte sie mit Chaos empfangen.
Nichts war von dem Chaos übriggeblieben.
Rhodan sah sich um. Endloses blaues Nichts. Stille. Frieden. Und inmitten der blauen Unendlichkeit die rote Scheibe des Transferjets.
Mit einem Schock wurde ihm bewußt, daß sie den Jet verlassen hatten. Er hing vor ihnen in dem hellen blauen Medium, und der Terraner und der Kosmokrat schwebten im Nichts. Mit der Erkenntnis kam das Gefühl, haltlos zu stürzen, doch binnen Sekunden wurde es Von der tiefen Ruhe erstickt. Im nächsten Augenblick standen sie wieder auf dem sicheren Boden des Jets.
„Wir befinden
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