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1224 - Rückkehr in den Frostrubin

Titel: 1224 - Rückkehr in den Frostrubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tauchte durch die Maschen des Netzes, und plötzlich verzerrte sich das Bild.
    Rhodan blinzelte, aber alles verschwamm mehr und mehr, bis er nicht einmal Taurec sehen konnte.
    Er war allein.
    „Taurec?" sagte er.
    „Wir sind dicht am Ziel", hörte er die Stimme des Kosmokraten aus weiter Ferne. „Geduld."
    Rhodan fragte sich, ob jene Netzstruktur die tatsächliche Gestalt des Informationspools war, oder ob es sich dabei nur um eine Analogie handelte, Kunstgriff seines Gehirns, das Unverständliche in verständliche Bilder umzusetzen.
    Schließlich - er befand sich nicht mehr im Normaluniversum, sondern in einem fünfdimensionalen Bereich. Das menschliche Wahrnehmungssystem war nicht für derartige Sphären eingerichtet. Das Gehirn mußte Symbole verwenden, um das, was die Augen aufnahmen, im Sehzentrum sichtbar zu machen.
    Plötzlich erlosch das Goldlicht.
    Es gab einen Ruck, und sie standen auf einer pinkfarbenen Ebene, die am Horizont von gelben und violetten Bergen begrenzt wurde. Der Himmel war von einem stumpfen Silberton, und hier und dort schien er poliert und zu altem Glanz erneuert. Die glänzenden Flecke blendeten ihn, so daß er den Blick wieder abwandte.
    Er machte einen Schritt.
    Ein tiefer Ton erklang, wie von einer verstimmten Baßgeige.
    Der nächste Schritt löste ein helles Zwitschern aus, und der übernächste entfachte ein ganzes Symphonieorchester, dessen Ehrgeiz es offenbar War, den Gipfel des Disharmonie zu erreichen. Rhodan blieb stehen, und es wurde wieder still.
    „Seltsam", sagte er.
    Doch anstelle von Worten quollen arabeske Muster aus seinem Mund. Verschlungen und verschnörkelt, so kurzlebig, daß sie nach wenigen Sekunden zerfielen.
    Trompeten schmetterten. Dann zwei, drei Fanfarenstöße, und Taurec stand an Rhodans Seite. Er lächelte. Durch seinen Körper schimmerte die pinkfarbene Ebene.
    „Kümmere dich nicht um die Phänomene", sagten die dunklen Hieroglyphen, die von seinen Lippen tropften. „Sie sind nur ein Nebeneffekt des gestörten Pools. Wir müssen die Mikrobe suchen."
    „Wo?" fragte Rhodan.
    Von den hohen, an den Gipfeln sanft gerundeten Bergen näherten sich ein Dutzend Gestalten.
    „Ich schätze", sagte Rhodan, „wir brauchen die Mikrobe nicht mehr zu suchen. Sie hat uns bereits gefunden."
    Die Gestalten wurden rasch größer und entpuppten sich als langbeinige Wesen mit gedrungenem Rumpf und einem nur murmelgroßen Kopf, der auf einem fingerlangen und streichholzdünnen Hals saß.
    Jeder Kopf war - trotz seiner Kleinheit - absolut menschlich. Und jedes Gesicht war Perry Rhodans Gesicht.
    Taurec und Rhodan wechselten einen Blick.
    „Verstehst du nun?" fragten die Hieroglyphen, in die sich die Worte des Kosmokraten verwandelt hatten. „Begreifst du nun, warum diese drei Rubinmikroben noch immer existieren?"
    Die Bewegungen der bizarren Kreaturen wurden unvermittelt schneller. Wie in einer Zeitrafferaufnahme huschten sie um Rhodan und Taurec - und verschwanden. Die Ebene ächzte, neigte sich, und Rhodan fiel.
    Der Sturz dauerte eine Ewigkeit.
    „Das ging schnell", sagte Taurec, als er plötzlich wieder auftauchte, zusammen mit der Ebene, den Bergen, dem silbernen Himmel. Benommen schüttelte Rhodan den Kopf.
    Am Himmel ging die Sonne auf.
    Die Sonne war schwarz, und sie besaß Rhodans Gesicht.
    Allmählich begriff der Unsterbliche. „Diese Rubinmikrobe", sagte er mit arabesken Mustern. „Sie ist ich, nicht wahr? Ein Teil von mir; ein Teil meiner deponierten Mentalsubstanz, die bei der Aktivierung jedes Chronofossils frei wird!"
    „Jede Mikrobe hat einen Teil deiner Mentalsubstanz in sich aufgenommen", korrigierte Taurec. „Dadurch konnten sie sich stabilisieren."
    Taurec teilte sich. Ein zweiter Taurec trat aus dem ersten heraus und sagte: „Dadurch konnten sie sich stabilisieren."
    Und aus dem zweiten Taurec trat ein dritter. „Dadurch konnten sie sich stabilisieren."
    Ein vierter Taurec erschien, ein fünfter, sechster, siebter... Bald waren es mehr als dreißig.
    „Dadurch konnten sie sich stabilisieren."
    Die Zeit! durchfuhr es Rhodan. Die Rubinmikrobe schmarotzt vom Informationspool Zeit.
    Taurec ist in einer Zeitschleife gefangen, doch statt sich selbst in ihr zu wiederholen, wird er von ihr reproduziert... Doch dann erkannte er seinen Irrtum. Es waren keine Reproduktionen Taurecs, die er sah, sondern zahlreiche, nebeneinander existierende Zeitebenen. Für den Kosmokraten hatte sich die Gegenwart gespalten. Jener kurze, flüchtige Moment, der

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