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1228 - Clio, die Spielzeugmacherin

Titel: 1228 - Clio, die Spielzeugmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine andere blieb.
    Sie mußte an Dao denken, und sie war jetzt sicher, daß er sie verraten hatte.
    Sie dachte über die letzten Stunden nach und über das, was sie mit ihm erlebt hatte, und dann wurde alles ganz klar. Sie war traurig und zutiefst enttäuscht. Sie war so froh gewesen, jemanden gefunden zu haben, der sie ihre Einsamkeit zumindest für einige Zeit vergessen ließ, und der darüber hinaus zu ihrem Volk gehörte. Und nun mußte sie begreifen, daß Dao mehr Charakterschwächen hatte, als für sie akzeptabel war.
    Dennoch sollte ich nicht den Stab über ihn brechen, dachte sie. Er ist sicherlich ebenso lange allein gewesen wie ich. Er hat kein soziales Verhalten gelernt. Und du? Bist du viel anders als er? Könnte nicht sein, daß du für ihn alles andere als eine angenehme Partnerin warst?
    Sie hielt überrascht den Atem an, als Dao vom Glitzernden Berg etwa zweihundert Meter von ihr entfernt auf der Kuppe eines Hügels erschien. Er trug einen schweren Energiestrahler in den Händen. Das konnte sie trotz der Entfernung deutlich erkennen.
    Schlagartig war vergessen, was sie in den letzten Minuten gedacht hatte. Sie setzte sich über alle Bedenken hinweg und eilte auf den Chylinen zu.
    Wir müssen miteinander reden, nahm sie sich vor. Ich muß mehr auf ihn eingehen. Ich muß ihm vor allem sagen, daß wir nicht soviel voraussetzen dürfen. Wenn ich das nicht tue, wird es niemals eine Verständigung zwischen uns geben.
    Es war so leicht, einen anderen zu verurteilen. Um wie viel schwerer war es doch, auf ihn zuzugehen und sich mit ihm auseinander zu setzen.
    Sie durchquerte eine Buschinsel und verlor Dao für einige Sekunden aus den Augen.
    Als sie ihn endlich wieder sah, schwebte eine Gestalt in einem weißen Schutzanzug aus der Höhe herab. Es war einer jener Riese, die Clio schon mehrfach aufgefallen waren.
    Das Wesen trug eine Art Tornister, der von den Schultern bis zur Hüfte reichte. Dieser enthielt offenbar ein Mikrokraftwerk und ein Antigravaggregat, das ihm ermöglichte, sehr schnell zu fliegen.
    Der tiefschwarze Kopf war noch nicht einmal so groß wie die Faust des humanoiden Wesens. Er saß auf einem muskulösen, etwa vierzig Zentimeter langen Hals, dessen Haut blütenweiß und mit grünen Punkten besetzt war.
    Clio vom Purpurnen Wasser verbarg sich hinter den Büschen. Sie sah, daß Dao seinen Energiestrahler auf den Fremden richtete, der einen etwa einen Meter langen Stab in den Händen hielt.
    Ich habe mich geirrt, dachte Clio. Dao kann doch Dinge herstellen. Ebenso wie ich. Bei allen Körperlosen der Tiefe - wenn ich nur wüßte, warum er es bisher nicht getan hat.
    Der Weiße fühlte sich bedroht. Er hob den Stab und rief Dao etwas zu. Selbst über diese Entfernung konnte Clio hören, daß er eine helle Stimme hatte, die nicht zu diesem gewaltigen Körper passen wollte.
    Dao vom Glitzernden Berg senkte seine Waffe nicht. Er fuchtelte vielmehr damit herum.
    Clio spürte das Unheil kommen. Sie wollte den Freund warnen. Da schoß plötzlich ein blaßblauer Energiestrahl aus dem Stab in den Händen des Fremden. Er traf Dao und schleuderte ihn zu Boden.
    Der Fremde wandte sich Clio zu, und für einen kurzen Moment spürte diese ein unangenehmes Kribbeln, als ob ihr Dutzende von Käfern über den Körper krochen. Dann hantierte der Weiße an seinem Tornister, stieg lautlos auf und flog mit hoher Beschleunigung davon.
    „Mörder", schrie sie voller Zorn hinter dem Davonfliegenden her.
    „Wie konntest du das tun?"
    Sie eilte zu Dao hinüber und hoffte, daß sie ihm noch helfen konnte. Wenn das Gehirn nicht zerstört war, blieb ihr immer noch die Möglichkeit, die verbrannten Organe neu zu schaffen und ihm einzusetzen. Das mußte allerdings geschehen, bevor der Verfall des Körpers einsetzte.
    Als sie Dao vom Glitzernden Berg erreichte, sah sie, daß jegliche Hilfe zu spät kam. Der Energiestrahl hatte das Gehirn des Chylinen verbrannt.
    Traurig schichtete Clio Holz um den Leichnam zu einem Scheiterhaufen auf und zündete diesen schließlich an, als sie genügend beisammen hatte. Sie blieb so lange beim Feuer, bis der Leichnam zu Asche verbrannt war.
    Jahrtausendealtes Leben war mutwillig zerstört worden. Clio war an den Gedanken gewöhnt, daß andere Wesen sterben mußten, nicht aber die Chylinen. Diese waren unsterblich. Sie hatten die Fähigkeit, ihre Zellen zu entschlacken und zu regenerieren.
    Das pflegten sie alle paar tausend Tiefenjahre zu tun, wenn die Zellen erschöpft wären.
    Diese

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