1230 - Psychofrost
doch er wehrte derartige Hinweise mit der Bemerkung ab, daß er diese Möglichkeit deprimierend fände und er Depressionen aus Prinzip ablehnen würde. Soviel zu den Vorzügen des posbischen Evolutionssprungs!) Während Ce-2222 die Suche nach seinem Toupet fortsetzte, begann ich mit meiner Suche nach der KISCH.
Mein Instinkt führte mich zuerst in die Zentrale der BASIS. Bedauerlicherweise bemerkte ich erst dort, daß ich noch immer einen jener blütenweißen Pyjamas der Krankenstation trug, und mir dämmerte, wieso ich unterwegs irritierte oder gar amüsierte Blicke geerntet hatte.
Ich kann nicht behaupten, daß mich diese Feststellung friedlicher stimmte.
Vor Empörung - und einem plötzlichen Schwächeanfall - am ganzen Körper bebend, trat ich aus der Nische des Transmitters, der es mir erspart hatte, ein gutes Dutzend Kilometer per Rollstraße, Antigravschacht oder Pneumobahn zurückzulegen.
Suchend sah ich mich in dem vielfach unterteilten Dom der Hauptzentrale um. Von Rhodan, Nachor, Gesil, Taurec oder den anderen Großen der galaktopolitischen Szene fehlte jede Spur. Messerscharf schloß ich daraus auf ein schlechtes Gewissen mir gegenüber - irgend jemand war für die Entführung meiner KISCH mitverantwortlich, und dieser Jemand versuchte sich meinem gerechten Zorn zu entziehen.
(Wer meine Einstellung für neurotisch hält, hat recht. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt allen Grund, mich neurotisch zu verhalten; schließlich war ich erst vor Stunden dem Einfluß des Psychofrosts entronnen. Mein Gehirn brauchte eine Weile, um vollständig „aufzutauen".) Ich fluchte leise vor mich hin, als vor mir die Luft flimmerte und die wohl berühmteste Persönlichkeit der kosmischen Menschheitsgeschichte materialisierte. „Im Schlafzimmer geirrt?" schrillte Gucky und ließ seinen Nagezahn aufblitzen.
„Das ganze Universum ist mein Schlafzimmer", entgegnete ich scharfzüngig. In Gedanken verwünschte ich die ungünstigen Umstände. Ausgerechnet jetzt, wo sich mir die einmalige Gelegenheit für ein Exklusivinterview mit dem legendären Ilt bot, trug ich statt meiner Kommunikationsmontur diesen lächerlichen Pyjama. „Wo steckt Rhodan?"
fragte ich, dem alten Reportergrundsatz getreu: Immer offensiv!
„Lagebesprechung", antwortete der Mausbiber. Er maß mich mit einem provozierenden Blick.
Ich nutzte sein kurzes Schweigen für eine schnelle Frage. „In deinem berühmtesten Lyrikband - Ich und der Rest des Universums - hast du in einem Vers die Karotte zum göttlichen Gewächs hochstilisiert und den desolaten Zustand mancher zwischenmenschlicher Beziehungen als Folge unzureichenden Karottenkonsums bezeichnet. Handelt es sich dabei um ein ideologisches oder um ein ernährungsphysiologisches Problem?"
„Weder noch", erklärte der Ilt. „Es handelt sich um ein stilistisches Problem. Ich habe verzweifelt nach einem Reim auf Wir brauchen nichts außer Blankoschecks gesucht, und da bot sich das göttliche Gewächs in geradezu idealer Weise an."
Hinter mir knisterte es.
Der Kurzstreckentransmitter hatte einen weiteren Neuankömmling in der Hauptzentrale abgesetzt. Ich drehte mich um und sah einen hochgewachsenen jungen Mann in einer einteiligen, papageienbunten Montur, mit halb kahlem, halb grünbehaartem Schädel und einem weißen Kohlkopf im Arm.
„Das ist Satzinger", sagte Gucky. „Der Kommandant der KASCHMIR. Er hat dich und die anderen aus dem Raum gefischt."
Da mir die Umstände meiner Rettung bekannt waren, nahm ich die Bemerkung mit einem höflichen Nicken zur Kenntnis. Außerdem faszinierte mich der Kohlkopf.
„Bist du Vegetarier?" fragte ich.
„Nein, Terraner", sagte Satzinger mit sanfter Stimme. Der Kohlkopf knarrte. Erst in diesem Moment fiel mir auf, daß das Gewächs schätzungsweise ein Dutzend schlaffe Beine mit Saugnäpfen hatte. „Bin ich pünktlich?" wandte er sich an den Mausbiber.
„Alle warten noch auf Meysenhart", erklärte Gucky. Er sah mich an. „Perry hat mich gebeten, dich zur Lagebesprechung abzuholen, aber als ich in der Station eintraf, war nur noch dieser verrückte Posbi da."
„Er sucht sein Toupet", warf ich ein.
„Was ist ein Toupet?" fragte der Kohlkopf knarrend.
„Ein Skalp", sagte Gucky.
„Das Gemüse spricht!" rief ich verblüfft.
„Es ist das Krehl", korrigierte Satzinger mit unverändertem Sanftmut. „Das Krehl ist kein Gemüse, sondern ein während der Xenoforming-Plage mutiertes Laufendes Moos. Das Krehl ist hochintelligent, kreativ und der
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