1234 - Totensuche
sagen, aber sie war nicht in der Lage dazu und schüttelte immer wieder den Kopf, als könnte sie das Geschehen nicht begreifen.
Er würde später mit ihr sprechen. Für Suko war es jetzt wichtig, noch einen Blick in das Treppenhaus zu werfen. Er wollte sich vergewissern, dass der Nebel nicht noch an irgendwelchen and eren Stellen auf Opfer wartete.
Soweit er das erkannte, war es nicht der Fall. Die andere Seite hatte genau gewusst, wo sie angreifen musste, aber sie hatte nicht bedacht, dass es jemanden gab, der ebenso stark war.
»Ist es vorbei, Suko?«
»Ja, ich denke schon.«
»Und jetzt?«
»Werde ich zu Ihnen kommen.«
Suko drehte sich um und stieg die Treppe hoch. Er lächelte, aber Corinna erwiderte sein Lächeln nicht. Sie war zu benommen. Als Suko vor ihr stand, schaute sie ihn nur an.
»Ja, Corinna, Sie können aufatmen. Es gibt den Nebel nicht mehr und auch nicht die Gestalten, die in ihm trieben. Die andere Seite hat es nicht geschafft, Sie zu töten.«
»Ja, ich lebe«, flüsterte sie, drehte den Kopf und schaute die leere Treppe hinab. »Aber wie haben Sie das geschafft? War das eine Peitsche, mit der Sie zugeschlagen haben?«
»Genau.« Er zeigte sie ihr.
Corinna zögerte, die Riemen anzufassen. Schließlich griff sie doch zu und ließ ihre Finger über das weiche Material gleiten.
»Bei mir passiert nichts«, flüsterte sie. »Wieso eigentlich? Wie… wie ist das überhaupt möglich?«
»Freuen Sie sich.« Suko steckte die Peitsche wieder weg.
»Wären Sie ein Dämon, dann sähe es anders aus.«
»Dämon?«, hauchte sie.
»Ja, oder ein dämonisches Wesen. Egal, wie man das sieht, Corinna. Wir haben es geschafft, das müssen Sie sich immer vor Augen halten.«
Sie zog die Schultern in die Höhe, als läge die Totenkälte noch in ihrer Nähe. Dann bewies sie, dass sie trotz ihrer Angst richtig nachgedacht hatte. »Ist das denn nicht nur ein Teilsieg gewesen? Ich kann nicht an einen endgültigen glauben. Da ist doch noch Ihr Freund und Kollege, der sich nicht gemeldet hat.«
»Er wollte nach drüben.«
»Eben und…«
Suko ließ sie nicht aussprechen. »Wir werden jetzt gemeinsam das Haus verlassen, wie wir es vorgehabt haben. Sie können sich irgendwo in der Nähe aufhalten, wenn Sie wollen.«
»Und was ist mit Ihnen?«
Suko lächelte kurz. »Ich werde mich auf den Weg machen und meinen Freund John Sinclair besuchen.«
»Im Nebenhaus?«
»Wo sonst.« Suko nahm ihre Hand. »Kommen Sie. Bringen wir es hinter uns.«
Es hatte der Worte bedurft, um Corinna zu überzeugen. Jetzt nickte sie und es gab auch keinen Widerstand mehr.
Wie ein Kind ließ sie sich durch das Treppenhaus führen. Die Angst hatte sie noch nicht losgelassen, das war ihren Blicken anzusehen, mit denen sie sich immer wieder umschaute, um herauszufinden, ob die Luft wirklich rein war.
Sie war es.
Problemlos erreichten sie das Erdgeschoss, wo der normale Betrieb weiterlief, als wäre nichts geschehen. Darüber war Suko mehr als froh, denn die andere Seite hätte es auch brutaler machen können, wenn sie sich nicht nur auf die Menschen konzentriert hätte, die unmittelbar betroffen waren, sondern auf alle, die hier lebten.
In der Halle konnte Corinna zum ersten Mal wieder lächeln.
Sie wurde auch angesprochen, aber sie gab keine Antwort. Es drängte sie, das Haus zu verlassen.
Suko blieb auch jetzt bei ihr. Draußen waren beide froh, wieder die normale Luft atmen zu können. Der Kopf des Inspektors drehte sich dem zweiten Gebäude zu, bei dem nicht einmal eine Etage stand, sondern nur der Keller als Tiefgarage angelegt worden war.
Auf der großen Platte bewegte sich niemand. Suko hatte irgendwie damit gerechnet, seinen Freund John zu sehen, und war im ersten Moment enttäuscht, dass dies nicht der Fall war.
Er konnte allerdings auch nicht glauben, dass sich John zurückgezogen hatte. Das war nicht seine Art. Wenn er etwas herausfinden wollte, dann war die schon fertig gestellte Tiefe auch eine Möglichkeit.
»Wir werden uns gleich noch sehen«, sagte er zu Corinna Rice und ließ sie einfach stehen.
Die Frau rief ihm noch etwas nach, da aber war Suko längst verschwunden. Er hörte die Stimme nicht mal. Aufgrund einer günstigen Gelegenheit war es ihm gelungen, die Straße schnell zu überqueren, die beide Bauten voneinander trennte.
Auf der anderen Seite suchte er nach einem Zugang. Leider baute sich nur ein Zaun vor ihm auf. Und der friedete das gesamte Baugelände ein. Suko wollte ihn schon überklettern,
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