1235 - Blitz über Eden
Balton Wyt ihn fragend anblickte. „Ja, Betty! Ich konnte eben ihre Gedankenimpulse auffangen - eine kleine Aufmerksamkeit des Unsterblichen.
Sie sind vor uns, sehr nahe, Betty und Ralf und Tama Yokida! Los, wir haben sie gefunden!"
*
„Seltsam", sagte Betty in diesem Augenblick zu ihren beiden Begleitern, „meine telepathischen Fähigkeiten waren für einige Sekunden aktiviert worden und ich bekam Kontakt mit Andre Noir. Er ist ganz in der Nähe."
Ralf sprang auf und sah angestrengt nach Westen. Die Menschen, die sich in Richtung des Berges bewegten, waren nicht zu zählen, und wahrscheinlich hätte er trotz seiner guten Augen Andre und Balton niemals entdeckt, wenn diese nicht quer zur allgemeinen Marschrichtung gewandert wären. Und sie kamen genau auf die kleine Lichtung zu.
„Du hattest recht, Betty", sagte Ralf und riß einige Büsche aus, um die Lichtung etwas zu vergrößern. „Es ist Andre, und wenn ich mich nicht sehr irre, ist Balton Wyt bei ihm."
„Gut so", meinte Tama mit einem Lächeln. „Dann wird uns die Zeit nicht zu lang werden.
Wer weiß, wie lange wir noch hier warten müssen."
Auch wenn die Mutanten als bloße Bewußtseine jederzeit gedanklichen Kontakt miteinander aufnehmen konnten, so sahen sie sich jedoch als Projektionen nur sehr selten. Um so größer war dann die Freude.
Betty stand auf und winkte den beiden Männern zu, die nun ihre Schritte beschleunigten, um möglichst schnell die Gruppe der Freunde zu erreichen. Nach der herzlichen Begrüßung sagte Ralf: „Wir bekommen keinen Kontakt zu ES mehr. Der Unsterbliche schweigt sich aus. Wir haben beschlossen, einfach hier zu bleiben und zu warten."
„Das einzig Vernünftige, was wir tun können", stimmte Andre ihm zu. „Machen wir es uns gemütlich. Der Berg ist auch von hier aus gut zu sehen. Außerdem habe ich keine Lust, von zwanzig Milliarden Projektionen erdrückt zu werden."
„Und ich", entsann sich Balton Wyt seines Abenteuers in der Stadt, „verspüre keine Sehnsucht danach, einem anderen Buffalo Bill zu begegnen, der mit dem Messer auf ehemaligen Mutanten losgeht."
„Buffalo Bill...?" Ralf Marten sah verwirrt aus. „Du siehst doch keine Gespenster?"
Balton lachte und berichtete, was geschehen war.
„Wo mögen die anderen sein?" fragte sich Tama, ohne eine Antwort zu erwarten. „Ich hätte sie gern wiedergesehen."
Sie saßen oder lagen in dem trockenen weichen Gas, und immer wieder sahen sie hinüber zu dem riesigen Berg, der einsam und alles andere beherrschend in der Ebene wuchtete, in der Menschen zu Millionen standen und voller Spannung warteten, was geschehen würde.
Aber der Berg schwieg, und auch ES meldete sich nicht mehr...
8.
„Ich werde es tun!" brach Ernst Ellert das entstandene Schweigen, als Stein Nachtlicht seine Frage nicht beantwortete. „Gleich!"
„Du wirst es nicht tun!" sagte der Ordensmann mit ungewohnter Schärfe. „Du nicht!"
Sie wußten beide, wovon sie sprachen, wenn auch keiner von ihnen bisher seine Absicht hatte verlauten lassen. Das Nega-Psi war ein Produkt der Mächte des Chaos, daran zweifelte Ellert keine Sekunde. Und er war fest davon überzeugt, daß er mit Hilfe seines Virenkörpers das Psiklotron neutralisieren konnte.
„Und warum nicht ich, Stein?"
„Weil deine Aufgabe eine andere ist, oder hast du EDEN vergessen?"
Natürlich hatte Ellert EDEN nicht vergessen, wenn sich nun auch andere Probleme in den Vordergrund geschoben hatten.
„Die Kraft der Signalflamme ist auf mich übergegangen, vergiß das nicht. Dir fehlt diese Kraft, und deshalb würde das, was du planst, unweigerlich dein Ende bedeuten. Das ist der einzige Grund, warum ich gehen werde."
Die Stimme des Schiffes hatte bisher geschwiegen, doch nun meldete sich ZUGVOGEL, sanft aber eindringlich: „Ihr wißt beide nicht, was euch bevorsteht, wenn ihr den Crabbern in den psionischen Energiesturm folgt. Euer Streitgespräch ist daher sinnlos, wenn eure Absichten auch sehr lobenswert sind."
Ellert erhob sich.
„Die Öffnung, ZUGVOGEL! Ich will mir das Nega-Psi noch einmal in aller Ruhe und aus größter Nähe ansehen."
Auch Nachtlicht stand auf.
„Ich komme mit", entschied er und folgte Ellert hinaus auf die eisige Fläche der Polkappe.
Nichts hatte sich verändert. Immer noch eilten die Crabber mit ihren Symbionten in den wirbelnden Schlund des rotierenden Energieorkans und kehrten dann ohne die Psiker wieder zurück, langsamer und apathisch. In allen Richtungen krochen
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