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1238 - Justines Blutfest

1238 - Justines Blutfest

Titel: 1238 - Justines Blutfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als sein Verfolger, und er lief einfach geradeaus, in der Hoffnung, so bald wie möglich auf Menschen zu treffen.
    Er kannte die Menschen nicht, die hier lebten, doch ihm ging es nur um die beiden Vampirjäger. Sie waren die Einzigen, die ihm sicher helfen konnten…
    ***
    Amy Carry lag auf dem Bett und kam sich vor wie eine Leiche, weil sie sich nicht bewegte. Sie rührte sich nicht und zwinkerte nicht mit den Augen. Ihr gesamtes Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, die von außen hereindringenden Geräusche zu identifizieren und dabei die Gewissheit zu bekommen, sich nicht geirrt zu haben.
    Das Lachen, das Kichern!
    Es war keine Einbildung gewesen. Sie hatte es genau gehört, zwar nur einmal, aber es reichte ihr aus, um zu wissen, dass es von einer Frauenstimme stammte.
    Aber gehörte die ihrer Mutter?
    Das konnte sie nicht mit Bestimmtheit beantworten. Es war ihr alles so fremd gewesen. Sie hatte Rose nie auf diese Art und Weise lachen hören. Nur konnte sie sich nicht darauf verlassen, denn sicherlich hatte ihre Mutter eine Veränderung erlebt. Weiter und intensiver wollte sie nicht denken. Der Begriff Veränderung reichte ihr. Etwas anderes wäre einfach zu schlimm gewesen.
    Noch immer trieb der Nebel in das Zimmer. Die grauen Boten rissen einfach nicht ab. Sie schienen eine Kette von unendlicher Länge gebildet zu haben, um irgendwelche Botschaften zu transportieren, die in der Welt der Geister entstanden waren.
    Mit dem Dunst kamen auch die Geräusche. Diesmal war es kein Lachen. Aber auch dieser Laut war nicht normal. Amy vernahm das Kratzen in Höhe des Fensters. Die Finger waren nicht über das Glas geglitten, sondern hatten sich über das Mauerwerk hinweg bewegt. All dies war nicht weit vom offenen Fenster entfernt geschehen.
    Die Starre verschwand bei Amy. Sie hatte sich so weit unter Kontrolle, dass sie ihre Bewegungen sehr langsam durchführte und dabei kaum Geräusche verursachte.
    Amy richtete sich im Bett auf und behielt in dieser sitzenden Lage das Fenster im Auge. Es war recht gut zu sehen, denn die kleine Lampe mit dem Pergamentschirm gab noch so viel Licht ab, dass die große Dunkelheit des Zimmers zerstört wurde.
    Wieder ein fremdes Geräusch!
    Wieder am Fenster!
    Und dann war sie da!
    Die Gestalt, das Gesicht, das bleiche Etwas, das der im Bett sitzenden Amy den kalten Schrecken einjagte, denn dieses Gesicht war furchtbar, obwohl es der Mutter gehörte.
    Es war nicht mehr ihr Gesicht. Amy wehrte sich dagegen. Sie wollte und musste die Frau als Fremde ansehen. Wie sie es geschafft hatte, an der Mauer in die Höhe zu klettern, war ihr unbekannt. Jedenfalls musste sie größere Kräfte haben als je zuvor. Jetzt waren auch die Hände zu sehen, mit denen sie sich am Fensterbrett festklammerte. Aber diese Hände glichen mehr bleichen Krallen oder Klauen, die sich regelrecht festgekrallt hatten, um das Gewicht halten zu können.
    Augen wie dunkle kleine Tümpel. Eine nebelfeuchte Haut.
    Das graue Haar hatte die Feuchtigkeit ebenfalls aufgesaugt und war zu Strähnen geworden, die auf dem Kopf klebten. Aber am schlimmsten war der Mund, der sich schief abmalte und so verzogen war, dass Amy die beiden Zähne sehen konnte, die sie bisher von ihrer Mutter nicht kannte. Das war einfach schrecklich, und sie musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass aus Rose Carry ein Monster geworden war. Ein Monster, das nach Blut gierte, um so weiterhin existieren zu können.
    Amy war starr. Aber ihr Herz schlug heftiger als sonst, und sie hatte das Gefühl, dass jeder Schlag auch von ihrer Mutter gehört wurde und für sie wie eine Botschaft klang.
    Rose zog sich nicht höher. Sie blieb in dieser Haltung und starrte in das Zimmer. Bestimmt hatte sie ihre Tochter gesehen, aber mit keiner Reaktion zeigte sie das.
    Amy hatte den Schrecken in den letzten Sekunden erlebt. Die Zeit war ihr mehr als doppelt so lang vorgekommen, und sie überlegte verzweifelt, was sie noch tun konnte. Gleichzeitig fragte sie sich, ob es noch eine Beziehung zwischen Mutter und Kind gab, auch wenn sich eine Person in ein Monstrum verwandelt hatte.
    Hörte sie den Herzschlag? War er für sie eine Botschaft, an die Beute zu gelangen?
    Amy wollte es nicht darauf ankommen lassen. Aber sie konnte auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen, und so schaffte sie es, sich selbst zu überwinden und eine Frage zu stellen.
    »Mutter…?«
    Das Wort war laut genug gesprochen worden, um von der Person gehört zu werden, aber der Kopf bewegte sich nicht

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