1238 - Justines Blutfest
auf die Ecke zu.
Er drehte sich herum, befand sich plötzlich an der schmaleren Seite - und stolperte über einen harten Gegenstand, der schräg an der Wand lehnte.
Es war eine Eisenstange und eine Art Enterhaken, denn an ihrem Ende war die Stange zu einem Fragezeichen gebogen.
Pollack packte mit beiden Händen zu. Sein Gesicht verzerrte sich dabei zur Grimasse, und der Laut, der aus seinem Mund drang, hätte auch von einem Vampir stammen können.
Der aber bog um die Ecke. Natürlich wollte er sich seine »Nahrung« nicht entgehen lassen. Er kam, er gierte nach Blut und sah einen Menschen vor sich, der bereits mit der Eisenstange ausgeholt hatte.
Genau im richtigen Moment schlug Dean Pollack zu!
Er glaubte, ein Pfeifen zu hören, als die Stange durch die Luft sauste. Gezielt hatte er auf den Hals des Untoten, und genau den erwischte er voll von der Seite.
Taggert wurde in die Gegenrichtung geschleudert. Er prallte so hart gegen die Hausmauer, als wollte er sie einreißen. Der Treffer hatte ihn aus dem Konzept gebracht.
Pollack heulte auf, als er erneut ausholte. Er wollte es richtig machen, er musste seinen Frust und seinen Hass loswerden, und wieder schlug er brutal zu.
Diesmal traf er höher.
Über dem Ohr wurde der Schädel erwischt und auch ze rtrümmert. Die Hälfte schien nicht mehr vorhanden zu sein. Sie war nach innen gedrückt, aber auch aufgerissen, und eine gräuliche Masse quoll aus einem breiten Ritz hervor.
War er vernichtet?
Der Kapitän glaubte nicht daran, und er holte ein drittes Mal aus. Diesmal warf der Schlag den Blutsauger zu Boden, denn die harte Eisenstange hatte ihn am Rücken getroffen.
Als Pollack die Bestie fallen sah, da konnte er nicht anders, er musste laut auflachen, aber er wollte auch nicht länger auf den Untoten eindreschen. Zudem wusste er nicht, ob man einen Vampir einfach erschlagen konnte.
Er glaubte es nicht.
Aber er wollte weg, auch wenn sein Knie nicht so richtig mitmachte. Die Stange konnte er gut als Stütze gebrauchen.
Ohne sich noch mal umzudrehen, machte er sich auf den Weg.
Für Pollack wurde es zu einer Quälerei. Es war einfach grauenvoll, weiterzugehen. Das Knie brannte jetzt. Immer dann, wenn er nicht Acht gab und das Gewicht ungünstig verteilte, knickte er ein. Hätte er nicht die Stütze gehabt, wäre er einige Male zu Boden gefallen und wahrscheinlich liegen geblieben.
Die Flucht war ein Kampf. Ein verzweifeltes Aufbäumen gegen das Grauen auf seiner Spur. Dean konnte einfach nicht glauben, dass ihn Taggert laufen ließ.
Er drehte sich nicht um, weil er genug mit sich selbst zu tun hatte. Aufgrund des mitgenommenen Knies schaffte er den Anstieg nicht normal. Er musste die kleine Anhöhe hochkriechen, aber auch das brachte er fertig, und erst als er dreckbeschmiert oben lagen, gönnte er sich einige Sekunden der Ruhe und richtete sich so weit auf, dass er den Kopf drehen und zurückschauen konnte.
Nebel und Dunkelheit. Da war beim besten Willen nichts zu sehen. Der Dunst trieb breite Bänder über die Insel, die zusammenklebten, als wollten sie sich nie mehr trennen. Es gab auch keine Lichtquelle mehr. Der kleine Hafen und seine Umgebung waren verschwunden wie ein Traum nach dem Aufwachen.
Der Weg hatte Dean Pollack verdammt angestrengt. Er ärgerte sich darüber, dass sein Atem so heftig ging wie von einem Blasebalg geführt. Er überdeckte alle anderen Geräusche, doch Dean wollte eine gewisse Stille haben, um etwas hören zu können.
So presste er hart die Lippen zusammen und hielt den Atem für eine kurze Zeit an.
Ja, er wurde verfolgt!
Der Blutsauger machte sich erst gar nicht die Mühe, seine Geräusche zu verbergen. Er ging. Er kämpfte sich vor. Es waren seine dumpfen Trittgeräusche zu hören, und manchmal rollte auch ein kleiner Stein weg, den er losgetreten hatte.
Also doch!
Pollack holte wieder Atem. Er drehte sich und kantete seine Gehhilfe so stark, dass er sich daran abstützen konnte, um in die Höhe zu gelangen.
Einen Bogen schlagen und wieder zurück zum Hafen laufen, wollte er auf keinen Fall. Auch wenn er die Insel nur dort in seinem Leben betreten hatte, er wusste doch, dass es andere Flecken gab, die nicht so leer waren wie seine Umgebung. Dort existierten Häuser, da lebten Menschen, denn nicht alle hatten die Insel verlassen und waren zum Fischen aufs Meer hinausgefahren.
Er kämpfte sich voran.
Ja, es stimmte. Das war bei Pollack kein normales Gehen mehr, sondern mehr ein Kämpfen. Er musste schneller sein
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