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1239 - Der Einsame der Tiefe

Titel: 1239 - Der Einsame der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erhaltenden Anlagen das einzige waren, was noch funktionierte, da grenzte es beinahe an Überheblichkeit, sich eine solche Aufgabe zuzutrauen.
    Es ging nicht anders. Die Jaschemen unten im Kyberland lebten mit Recht in dem Bewußtsein, das einzige Volk der Tiefe zu sein, das noch im ursprünglichen Sinn und mit hundertprozentiger Zuverlässigkeit funktionierte. Ohne die Technotoren in den Fabriken und ohne ihn hier oben gab es kein Tiefenland, und die vielen tausend Völker, die einst von den Kosmokraten durch die Grube geschickt worden waren, würden von einem Augenblick auf den anderen ihrer Existenz beraubt. Löste sich das Tiefenland auf, bedeutete es den Tod für Milliarden intelligenter Lebewesen.
    „Milliarden!" flüsterte der Jascheme. Er richtete einen rasch gebildeten Augenkranz auf die Kuppel, der ihm ein holographisches Bild ermöglichte. Er beobachtete den Winzling und sagte: „Du hast recht. Ich weiß es am besten!"
    Seine Gedanken führten ihm mit unerbittlicher Härte und Deutlichkeit vor Augen, daß es ohne seinen Einsatz nicht ging. Er war der Garant, und er hatte dafür zu sorgen, daß die Dimensionsräume und Anlagen hier oben ihre Funktionstüchtigkeit behielten.
    „Ja", fuhr er im Selbstgespräch fort. „Wir wollen nichts mehr mit den verrückten Raum-Zeit-Ingenieuren zu tun haben. Wir haben längst ihren Platz eingenommen, aber die Rückkehr zur Lichtebene ist uns verwehrt. Nur dort könnten wir das ursprüngliche und eigentliche Werk fortsetzen."
    Die Rekonstruktion von TRIICLE-9. Die Wiederherstellung jenes psionischen Feldes, dessen Fundament der Berg der Schöpfung war. Es würde Jahrhunderttausende dauern, bis die Fehler der RZI beseitigt waren.
    Gnarrader Blek überlegte, wie lange die Kosmokraten noch warten würden, bis sie sich um das isolierte Tiefenland kümmerten. Mit welchen Mitteln sollte die Isolation überhaupt rückgängig gemacht werden?
    Er dachte an die Dimensionsräume. Nur ein geringer Teil von ihnen war vorn Ausgang des Sphäroids aus einsehbar. Er rief sich die psionischen Bilder ins Gedächtnis, die die Dimensionsspender jedes Mal in ihm erzeugten, wenn er sich in ihrer Nähe befand. Sie waren unübertroffen in der Emsigkeit ihrer Informationsprojektionen, und ihre Aussagen widersprachen sich manchmal von einem Bild zum nächsten. Nur er, Gnarrader Blek, war in der Lage, diese Widersprüchlichkeiten auszulösen und sie richtig zu verstehen.
    Zorn keimte in Gnarrader Blek auf. Sein Volk im Kyberland lebte unter Bedingungen, wie sie schlimmer nicht sein konnten. Irgendwann in der Zukunft würde es sich rächen, daß die Jaschemen keine ihrer Intelligenz entsprechende Aufgabe mehr hatten. Sie würden degenerieren, und es würde auch keinen Jaschemen mehr geben, der in der Lage war, die Bedingungen über der Tiefenkonstante auszuhalten.
    Denkfehler! Sein Bewußtsein geriet in einen Taumel. Seine Erinnerung wurde zu einem Vorhang, den eine unsichtbare Kraft wegzog. Plötzlich war Leere um ihn herum, aber im nächsten Augenblick setzte die Erinnerung wieder ein.
    War es wirklich ein Denkfehler? Er glaubte es nicht. Es konnte keiner sein, denn die Dimensionsspender hatten Ähnliches schon einmal zu erkennen gegeben.
    Er setzte sich schwerfällig in Bewegung und glitt auf die Kuppel zu. Dicht vor ihr kam sein Körper zur Ruhe, und er löste den Augenkranz auf und sah aus zwei optischen Kugeln auf das Gebilde hinunter. Der Winzling hielt in seiner Beschäftigung inne, und die kratzenden Geräusche erstarben. Der Miniaturjascheme schob ein paar zerbeulte Blechteile zur Seite.
    „Die Raum-Zeit-Ingenieure sind verrückt", hörte Gnarrader Blek die dumpfe und knarrende Stimme. „Teilweise stimme ich dir zu. Aber weißt du auch, daß es RZI gibt, die nicht verrückt sind? Die das einzig Richtige tun, was im chaotischen Tiefenland noch möglich ist?"
    Blek konnte es sich nicht vorstellen. Zu festgefahren waren seine Vorstellungen, zu tief verwurzelt die Abneigung gegen jenes Volk in der Lichtebene.
    „Das Grauleben soll sie holen", entfuhr ihm ein unbeherrschter Fluch, und der Winzling setzte sich in Richtung des Ausgangs in Bewegung. Er stieg aus der Kuppel und baute sich davor auf. Seine Augen starrten nach oben zu dem für seine Verhältnisse riesigen Blek.
    „Es wird das eines Tages tun", orakelte er. „Hoffe mit mir, daß es bis dahin nicht zu spät ist!"
    „Der Graueinfluß ist der Untergang des Tiefenlands. Jeder weiß es", sagte Gnarrader Blek. „Möge er die

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