Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1239 - Der Einsame der Tiefe

Titel: 1239 - Der Einsame der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dröhnte die dunkle Stimme des Winzlings ganz in seiner Nähe. Er kam um den Glitzerhügel herum. „Sie machen alle Feierabend. Ist es das erste Anzeichen? Was ist mit der Schwarzzeit in den Miniaturen und Modellen? Weißt du Bescheid, Gnarrader?"
    „Ja", log der Jascheme. „Ich weiß inzwischen vollständig Bescheid. Der Abend kommt, und wir können ihn nicht aufhalten. Es ist widersinnig, aber der Abend weiß, was der Morgen bringt!"
    „Pfusch wie immer", schimpfte der Winzling. „Und ich kann nichts dagegen tun!"
    Gnarrader Blek beugte seinen Rumpf ein wenig nach vorn. Bedrohlich schwankte er über dem Winzling.
    „Manchmal habe ich den Verdacht, daß du hinter allem steckst. Und nicht ich", erklärte er mit drohendem Unterton. „Es wird besser sein, dich hinunter in das Kyberland zu werfen. Du sollst vom Transmitterdom stürzen oder von der Tiefenkonstante zerrissen werden!"
     
    *
     
    Es war geschehen. Unter denselben Symptomen wie die vergangenen drei Male hatte sich auch die vierte Materialisation vollzogen. Sie fand auf der Ministarsen gegenüberliegenden Seite des Sphäroids in einem Bereich statt, in dem es mehrere Ansammlungen von Kybermodulen gab. Die Materialisation hatte die Module verdrängt.
    Wie Geschosse waren sie nach allen Seiten davongeschnellt, und Gnarrader Blek hatte sich mit mehreren Seitwärtsrollen in Sicherheit gebracht. Um ihn herum schlugen die Module gegen die Wandung des Sphäroids, und das unbegreifliche Lebewesen hatte ein fürchterliches Gebrüll losgelassen, das den Jaschemen beinahe um seinen Verstand brachte. Noch immer zeterte das Gebilde und verwehrte ihm den Zutritt, und der Winzling befand sich zwischen den beiden und schimpfte noch schlimmer, obwohl er nicht der Leidtragende war. Aber wie immer verhielt er sich herausfordernd und schlichtend zugleich, schimpfte einmal mit dem Sphäroid und einmal gegen ihn. Zum Schluß wußte Gnarrader Blek überhaupt nicht mehr, wo ihm das Gehirn saß, und er stolperte in das Sphäroid hinein und ließ sich in seine Schaukel fallen, die sich sofort mit belebender Energie füllte.
    Aus! dachte er ununterbrochen. Es ist aus!
    Die Materialisation hatte ihm die letzte Hoffnung auf eine Besserung geraubt. Zuerst war es das Sphäroid mit dem Winzling gewesen. Er hatte das Gebilde als willkommene Abwechslung betrachtet und den Mini-Jaschemen in Kauf genommen. Dann war Starsen gekommen. Die Ministadt hatte ihn erschreckt, aber der kleine Glitzerhügel hatte ihn beruhigt. Und jetzt mußte er erkennen, daß die Vorgänge eine gewisse Regelmäßigkeit besaßen. Auf eine Kleinigkeit folgte immer ein Monstrum.
    Nach dem Glitzerhügel jetzt das.
    Schatzen! Das ganze Land Schatzen. Als Miniatur und mit allen seinen toten und lebendigen Inhalten, den Archivaren und ihren Artefakten. Ein riesiges Gebiet voller Vitalkraft und ohne Spuren des Graueinflusses.
    Der Jascheme suchte Zuflucht in seiner Passivgestalt und tauchte voll in die Formenergie ein. Es war Wahnsinn, und er kam aus ihm. Und doch hatte er keinen Beweis, und sein Mißtrauen gegenüber dem Winzling verstärkte sich. Er traute auch dem Sphäroid nicht und suchte nach Möglichkeiten, die beiden unauffällig loszuwerden. Es fiel ihm nichts Gescheites ein, denn er war zu verwirrt und zu apathisch, um sich zu einer Heldentat aufzuraffen.
    Das Land Schatzen hatte sich in den Anlagen eingenistet, und es war von einem unsichtbaren Hauch umgeben, einer Schranke. Nichts in der Miniatur schien Notiz von der neuen Umgebung zu nehmen. Keines der verkleinerten Intelligenzwesen konnte die Veränderung bemerken, und Gnarrader Blek begriff mit wissenschaftlicher Selbstsicherheit, daß die materialisierten Gegenstände nur Projektionen waren.
    Spiegelbilder sozusagen. Aber es haftete ihnen unbestreitbar eine Realität an. Sie waren gegenständlich, aus fester Materie, die Verdrängungseffekte mit den Modulen hatten es bewiesen. Auch ließ sich die Starsenmauer anfassen.
    Das alles jagte dem Jaschemen Angst und Furcht ein, und er verharrte ausgesprochen lange in seiner Passivgestalt und ernährte sich übermäßig von der Formenergie, die sich in seiner Schaukel ansammelte. Er pries sich glücklich, daß er wenigstens die Versorgungsanlagen so angelegt hatte, daß sie vom Sphäroid unabhängig arbeiteten und von ihm nicht manipuliert werden konnten. Auch der Winzling war in dieser Beziehung machtlos. Die Steueranlagen seines persönlichen Bereichs reagierten nur auf Anweisungen, die von Blek direkt

Weitere Kostenlose Bücher