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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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diesem Sekundenbruchteil wurde er
Zeuge des Mordes, der auf diese Zeit komprimiert war, und erkannte das wahre
Geheimnis des inneren Turmes. Genau solange, wie sein Schritt währte, dauerte
in Wirklichkeit das ganze Geschehen, das einige Minuten beanspruchte.
    Hinter der
Tür - war das Nichts! Ein riesiges, schwarzes Loch gähnte unter ihm, und er
trat ins Leere, als er sich auf die vermeintliche Mörderin stürzen wollte. In
der Kammer gab es keinen Fußboden! Der innere Kern war eine hohle Säule!
    Bernauer
ruderte wild mit Armen und Beinen, und sein lauter Schrei hallte
markerschütternd und schaurig durch die Dunkelheit und brach sich als Echo an
den Wänden. Wie ein Stein stürzte Bernauer in die Tiefe, von Fledermäusen
umkreist, die in der am nächsten liegenden Kammer ihren Unterschlupfhatten.
    Er sah nicht
mehr die schmale Hand, die durch den Türspalt oben ragte und dann kraftlos zu
Boden sank. Simon Sabatzki, der Nachrichtenmann der PSA, hatte sich mit
äußerster Willensanstrengung bis zur Rätseltür vorgerobbt und sank nun schwer
atmend wieder in sich zusammen. „Zu spät“, wisperte er, während sich die
Steintür langsam wieder schloss. „Narr, hättest du doch auf mich gehört!“
    In Martin Bernauers
verebbenden Schrei mischte sich das sich krankhaft triumphierend anhörende
Kichern einer unsichtbaren Person. Es war Lady Myra, die Weiße Frau.
    Auch Martin Bernauer
vernahm das Lachen. Bei ihm hörte es sich an, als würde es in den Ohren gellen,
und er hatte den Wunsch, seine Hände gegen die Ohren zu pressen. Er tat es auch,
während sein rasender Sturz in die Tiefe unaufhaltsam weiterging. Aber er
konnte das irre Kichern nicht abstellen. Er hörte es auch noch, obwohl er seine
Hände fest gegen die Ohren presste. Lady Myras Lachen war überall, schien aus
seinem Kopf zu kommen.
    Der Turm war
dreißig Meter hoch. Genauso tief fiel Martin Bernauer auch. Wer aus dieser Höhe
aufschlug, hatte keine Chance mehr. Der Student brach sich sämtliche Knochen im
Leib, und sein Leben war von einer Sekunde zur anderen ausgelöscht.
    Der Unglückliche
bemerkte nichts mehr davon. Seine Suche nach der Weißen Frau hatte ein
unerwartetes und abruptes Ende genommen. Hätte er jetzt noch sehen und fühlen
können, würde er erkannt haben, dass er nicht der Einzige war, der auf diese
Weise endete. Er lag zwischen mehreren menschlichen Skeletten, deren morsche
Knochen zum Teil knackend zusammenbrachen, als er mit voller Wucht auf sie
stürzte. Skelette von Menschen, die zu anderen Zeiten Opfer der unheimlichen
Frau vom Gespensterturm wurden. Sie alle waren hier versammelt. Insgesamt
vierundsechzig Leichen von Opfern, die dem Ruf und der Neugier der Weißen Frau
gefolgt waren. Martin Bernauer war das fünfundsechzigste Opfer.
     
    ●
     
    Der PSA-Agent
unterdrückte einen Fluch. Alles war bis ins Kleinste durchdacht ... und nun
doch dieser unberechenbare Zwischenfall! Vom Zuschlägen der Tür bis zu Larry Brents Auftauchen im Schlafzimmer waren keine fünf
Sekunden vergangen. In fünf Sekunden kam man nicht weit.
    X-RAY-3 riss
die Kissen auseinander und machte eine erstaunliche Entdeckung. Der Lattenrost
und die Matratzen des Bettes, das in dieser Nacht benutzt worden war, waren
verschwunden. Der Lattenrost ließ sich nach unten klappen. Darunter im Boden
befand sich ein quadratisches Loch. Es lag nur etwa eineinhalb Meter unter dem entfernbaren
Unterteil des Bettes, und man konnte nicht mal aufrecht darin stehen.
    Harriet
McGill-Parker-Johnson hatte die Begegnung mit ihrem unerwartet aus dem
Nervensanatorium auftauchenden Vater ohne heftige persönliche Reaktion
überstanden und war sofort zum Gegenangriff übergegangen. Die Dinge zeigten
immer seltsamere Formen und wurden statt erklärlicher nur noch
undurchsichtiger.
    Larry stieg
in das Loch und entdeckte die schiefe Ebene, die unter dem Boden wie eine etwas
zu groß geratene Rutschbahn entlangführte. Harriet McGill-Parker-Johnson und
ihr Vater konnten in der Kürze der Zeit nur den Geheimgang benutzt haben. Larry
Brent hatte über das Landhaus der Familie einen Plan eingesehen, um sich im
Notfall überall schnell und sicher zurechtzufinden. Von der Besonderheit des
Bettes und von dem geheimen Schacht im Schlafzimmer hatte er darin jedoch
nichts gefunden. Es sah ganz so aus, als hätte auch Henry Parker-Johnson nichts
gewusst und war nun damit konfrontiert worden. Seine Tochter Harriet war eine rätselhafte
Frau. Und Tony McGill, ihr Mann, der eigentlich

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