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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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sagt Arnau. Er ist aufgesprungen und wischt sich nun das Wasser aus dem Gesicht. Seine Stimme klingt schlecht gelaunt. »Überhaupt nichts passiert da…!«
    ***
    Der Mann auf dem Kutschbock riss an den Zügeln. Die Wakudastiere schnaubten und schüttelten ihr mächtiges Gehörn. Der Karren hielt an. Vier Mann der Stadtwache traten an sein Heck. Zwei Bogenschützen öffneten den Verschlag, zwei Schwertträger stiegen auf den Karren. Sie lösten die Ketten, mit denen der Verurteilte am Seitenverschlag gefesselt war, rissen den Mann hoch und schleppten ihn zur offenen Heckklappe.
    Jenny wandte den Blick von der Szene, die zu sehen sie sich nie gewünscht hatte. Sie biss die Zähne zusammen, sog scharf die Luft durch die Nase ein und hakte sich bei der jungen Frau zu ihrer Linken ein. Miouus Haut fühlte sich kühl an.
    An die zweihundertfünfzig Männer, Frauen und Kinder hatten sich unten auf dem Marktplatz versammelt, und noch immer liefen Neugierige aus den Gassen und gesellten sich zu den Zuschauern. Viele, vor allem die Männer, bewegten sich müde und mit dem schleppendem Gang, den Jenny in den letzten Wochen viel zu oft in Beelinn beobachten musste.
    Selbst Kinder und Halbwüchsige schlichen in letzter Zeit wie die Schatten ihrer selbst durch die Stadt. Es war, als grassiere eine ansteckende Krankheit unter den Einwohnern.
    Die beiden Bogenschützen halfen dem Verurteilten vom Wagen. Sie hielten ihn nicht fest, als er stolperte, und so stürzte er auf das Kopfsteinpflaster. Er stützte sich mit den zusammengeketteten Armen auf, hob den Kopf und sah um sich. Die Menge schien den Atem anzuhalten.
    Jenny zwang sich hinzuschauen. Es schnürte ihr das Herz zusammen, als sie Johaan im Staub knien sah. Zwischen Miouu, ihrer Leibwächterin, und Bulldogg, dem Obersten der Palastgarde, stand sie auf dem Balkon eines der Häuser am Marktplatz.
    Johaan hob die Arme, die Ketten klirrten. Sein leerer Blick schweifte über die erste Reihe der Gaffer. Aus der Menge war kein Laut zu hören. Die Schwertträger sprangen vom Wakudakarren, packten den Verurteilten und stellten ihn auf die Beine. Bei jedem Schritt rasselten seine Ketten, als sie ihn an der ersten Reihe der Gaffer vorbei zum Scheiterhaufen führten.
    Und dann entdeckte Jenny den Jungen. Unter dem Torbogen zum Hospital drückte er sich in den Schatten der Säulen.
    Tilmo, der Botenjunge des ehemaligen Beraters. Er gehörte zum Volk der Waldmänner, das von den Siedlern nur »Räuber« genannt wurde. Die Ruinen und die Wälder rund um Beelinn, Pottsdam und Braandburg waren sein Zuhause.
    Als Verbindungsmann zwischen der königlichen Siedlung Beelinn und zum königlichen Spion im Stadtfürstentum Pottsdam hatte er unschätzbare Dienste geleistet. Jenny wusste, dass dieser Tag ein schwerer Tag für Tilmo war, denn der Junge liebte Meister Johaan, und er hatte ihm blind vertraut.
    Meister Johaan trug einen neuen Mantel, schwarz mit gelben Stickereien, dazu eine schwarze Lederkappe. Beides hatte Jenny ihm nähen und in den Kerker bringen lassen. Wenn er schon sterben musste, ihr ehemals engster Vertrauter, dann sollte er in Würde sterben und nicht in abgerissenen Lumpen wie ein Wegelagerer. Mehr hatte sie nicht für ihn tun können; und auch nicht tun wollen. Er war schuldig, eindeutig schuldig.
    Eine Holzstiege führte zum fast anderthalb Meter hohen Scheiterhaufen empor. Vor ihr blieben die Soldaten stehen und hielten Johaan fest. Der Oberst der Stadtwache trat vor, entrollte ein Papier und begann das Urteil zu verlesen. Auch er wirkte eigenartig schlaff. »Im Namen der Königin und im Namen der Frenen von Beelinn – hört die Anklage gegen Meister Johaan, und hört das Urteil der Königin und der Ältesten…«
    Es war ein Albtraum. Ein Albtraum, der fast zwei Monate zuvor begonnen hatte und der auch mit dem Scheiterhaufen nicht erlöschen würde, wenn die Flammen Johaan in einer halben Stunde gefressen hatten. Es war das fremde Weibsbild, das Unglück über Beelinn und den Ersten Königlichen Berater gebracht hatte: Naura. Jenny schüttelte die Erinnerung ab.
    »… Meister Johaan hat sich des gemeinen Verrats an Königin Jenny schuldig gemacht!«, rief der Oberst der Stadtwache, ein hagerer, blondbärtiger Mann namens Willman.
    »Er stiftete die Gäste aus Braandburg zum Mord an der Zweiten Königlichen Beraterin Gertruud an…«
    Das alte Gesetz der Frawen von Beelinn verlangte eigentlich, dass die Königin persönlich das Urteil verlas, denn die Königin war

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