1240 - Kampf um das Technotorium
nichts zu wissen, denn auf diesen Gedanken reagierte er gar nicht.
Die WAND verwehrte einem normalen Sterblichen auch den Einblick in das Reich, das sie schützte. Ky sah bestimmt nichts. Meine erweiterten Sinne nahmen zumindest die nähere Umgebung wahr.
Der Himmel jenseits der WAND war so bunt wie das Hindernis selbst. Die Farben waren in einer trägen, aber fortwährenden Bewegung. Und dieser Himmel mochte schuld daran sein, daß es mir nie gelungen war, von „oben" in das Kyberland einzudringen.
Unter diesem bunten Firmament breitete sich die Landschaft aus, die eigentlich keine war. Hier gab es keine Tiere oder Pflanzen im herkömmlichen Sinn. Kybernetische Organismen aller denkbaren Form bildeten das, was ähnlich wie das natürliche Leben aussah. Die Jaschemen hatten ihr Reich bis ins letzte Detail kybernetisiert.
Auch diese Abermilliarden Kybermodule würden grau werden, wenn die WAND erst überwunden war!
Ich ließ die fremden Energien der WAND auf mich wirken. Sie waren rein passiv, so daß keine Gefährdung bestand Ky empfand durch sie zunehmend Furcht, aber das störte mich nicht. Sollte er ruhig für seine vorlauten Gedanken bestraft werden.
Der Transporter hielt unweit der WAND selbständig an, weil er das unüberwindbare Hindernis geortet hatte. Der Omore wand sich unter den ansteigenden Schmerzen. Sein Körper taugte nichts. Ich wartete, bis ich alle Einflüsse aufgenommen hatte, die ich erleben wollte.
„Du wirst fallen!" schrie ich lautlos den schillernden Energien entgegen. „Du, das Technotorium und das Kyberland!"
„Laß uns umkehren", flehte Ky. Er lag verkrümmt auf dem Boden des Transporters.
Ich hatte genug gesehen und gefühlt. Und umbringen wollte ich den Armlosen nicht. Noch nicht.
*
Drei Tage später.
Die Überprüfung der Fortschritte bei den Us hatte ich bis jetzt aufgeschoben. Meine Zweifel an einem durchgreifenden und schnellen Erfolg waren größer geworden. Der Besuch in der unmittelbaren Nähe der Wand hatte mich doch tiefer beeinflußt, als ich es zunächst angenommen hatte. Auch Ky trug seinen Teil zu meiner mißlichen inneren Lage bei, denn seine „Wahrheitsaussagen" waren wenig vielversprechend. Ich wollte daher abwarten, welchen Erfolg Myrz-2 erzielte.
Der Hauptkommandeur trug mir seine Aktivitäten breit vor.
Ich unterbrach ihn sogleich, denn, ich merkte, wie er sich innerlich verkrümmte, um seinen Mißerfolg nicht direkt einzugestehen. „Fasse dich kurz, Myrz-3! Mich interessieren nur die Resultate!"
„Es ist uns gelungen, alle Wege der Vitalenergie aus dem uns am nächsten liegenden vom Graueinfluß, freien Landabschnitt ins Kyberland zu unterbrechen. Die Us haben tatkräftig geholfen, die Adern zu finden. Auch in zwei Nachbarregionen konnten alle aufgespürten Stränge zerstört werden. Ein sichtbarer Erfolg ist dadurch jedoch nicht eingetreten."
Ich zeigte unverhohlen meinen Unmut.
„Ist das alles, was du zu berichten hast?"
„Nun ja", antwortete der Kommandeur zögernd. „Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, denn die automatischen Systeme der Jaschemen schalten schnell, um das dortige Leben zu sichern. Wir können froh sein, daß sie uns nicht direkt attackieren."
„Du resignierst?" Ich wurde lauter. „Soll ich mir Gedanken über deine Ablösung machen?"
„Es ist nicht seine Schuld", ließ Ky mich wissen. „Du hast ihm eine Aufgabe gestellt, die er nicht lösen konnte."
Mein Ärger erreichte einen neuen Höchststand. Ich kämpfte mit meiner Beherrschung.
Die fehlenden Erfolge zehrten an jeder Faser meines Ichs. Am liebsten hätte ich Myrz-2 und auch Ky hinweggefegt, aber das hätte mich zwar im Moment beruhigt, auf längere Sicht jedoch nur Schaden erbracht.
„Verschwinde!" herrschte ich den Hauptkommandeur an. Gleichzeitig ließ ich das Grauzelt aufleuchten. Myrz-2 benutzte sein Rettungssystem an den vier unteren Extremitäten, um schnell eine große Entfernung zwischen sich und mich zu bringen.
Es lag einfach daran, daß ich in einer vertretbaren Zeitspanne nicht alle Nachbargebiete des Kyberlands unter den Graueinfluß bekam. Die Jaschemen besaßen somit schier unerschöpfliche Nachschubquellen für die Vitalenergie. An eine generelle Blockade aller Wege war nicht mehr zu denken. Ich mußte diesen Plan verwerfen.
„Sehr richtig", betonte der Omore.
Meine Hoffnungen hatten einen erneuten Dämpfer erhalten. Die WAND präsentierte sich als unüberwindbares Hindernis. Die Vitalenergie ins Jaschemenreich ließ sich nicht
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