1242 - Geheimbund Omega
der natürlich nicht umsonst ist, aber sie erspart den Menschen das so endlos erscheinende Leiden. Dafür musste Omega sogar noch einen Orden bekommen. Und Selbstmorde sind schon oft genug geschehen und passieren immer mehr. Da brauchen Sie nur die Statistiken zu lesen. Das Gleiche gilt auch für Morde. Was glauben Sie denn, wie viele Menschen ermordet worden sind, die auf den Friedhöfen liegen und bei denen die Ärzte eine normale Todesursache festgestellt haben? Da ist die Omega-Methode noch sehr human.«
»Ja, so sehen Sie das. Sie gestatten mir aber auch, dass ich dem nicht folgen kann. Ich habe eben eine andere Ethik.«
»Das bleibt Ihnen voll und ganz überlassen, aber jetzt sind wir an der Reihe.«
Sarah blieb noch immer sehr ruhig. Sie hoffte, Hilde Woodward damit beeindrucken zu können. »Wissen Sie eigentlich, auf was Sie sich da eingelassen haben, Mrs. Woodward?«
»Das weiß ich sehr genau.«
»Das glaube ich nicht.«
»Wieso?«
»Denken Sie nach. Man hat Verdacht geschöpft und nicht nur ich habe das getan. Auch die Polizei ist misstrauisch geworden. Woher, glauben Sie denn, habe ich die Tipps bekommen? Vom Heiligen Geist? Sicherlich nicht. Man ist Omega bereits auf der Spur und das sage ich nicht nur so einfach dahin.«
»Und ich kann Ihnen nicht glauben, Mrs. Goldwyn. Sie bluffen perfekt. Sie sind ebenso perfekt wie Omega. Omega kann gar nicht unter Verdacht geraten. Dann hätte es schon längst der Fall sein müssen, denn Omega arbeitet nicht erst seit gestern.«
»Irgendwann begeht jeder einen Fehler, Mrs. Woodward.«
»Das sagt man so dahin, wenn man keinen anderen Ausweg weiß. Aber manche sind eben besser.«
Sarah deutete ein Kopfschütteln an. »So wahr ich hier stehe, sage ich Ihnen, dass es Ihnen nicht gelingen wird. Tut mir Leid, aber Sie ziehen den Kürzeren.«
»Reden Sie weiter, wenn Sie sich damit aufbauen wollen, aber zunächst bin ich an der Reihe und ich sage Ihnen, dass ich schießen werde, sollten Sie trotz Ihres Alters versuchen, irgendwelche Dummheiten zu machen. Das ist mir mein Leben und meine weitere Existenz wert. Sie werden aus dieser Klemme nicht mehr herauskommen, Mrs. Goldwyn, und da kann ich mit Ihnen kein Mitleid haben.«
»Damit habe ich gerechnet. Ich weiß ja, das Frauen oft schlimmer sind als Männer.«
»Gut gedacht.«
»Und was haben Sie jetzt vor?«
»Oh - nicht viel, Mrs. Goldwyn. Man kennt es aus dem Kino. Setzen Sie sich wieder auf ihren Stuhl, dann sehen wir weiter.«
Sarah musste gehorchen. Es kochte in ihr. Sie verfluchte sich selbst, wieder in eine derartige Lage hineingeraten zu sein. Ihr kam der Begriff Altersstarrsinn in den Sinn. Ja, das war es. Sie hätte auf John Sinclair hören sollen. Ausgerchnet jetzt war Jane Collins wieder unterwegs. Auch sie hatte bei ihrer Abfahrt der Horror-Oma geraten, keinen Unsinn zu machen.
Dabei hatte sie nicht mal das Gefühl gehabt, sich unbedingt in Gefahr zu begeben. Sie hatte eben nur mit der Heimleiterin sprechen wollen.
Mit dem Rücken zum Stuhl blieb sie noch für einen Moment stehen, bevor sie sich setzte. Ihr Gesicht blieb dabei starr. Sie wollte an nichts denken, auch nicht an ihre Zukunft, die so verdammt übel aussah.
Dass die Frau nicht bluffte, das nahm Sarah ihr ab. Deshalb tat sie nichts, um sie zu reizen. Sie setzte sich hin und sah, dass Hilde Woodward dicht vor ihr stehen blieb. Sie streckte die rechte Hand mit der Waffe vor und drückte die Mündung leicht gegen Sarahs Stirn.
»Es wäre so einfach, dir eine Kugel durch den Kopf zu schießen, alte Frau. Aber darauf verzichte ich, denn das würde die Bullen tatsächlich auf unsere Spur bringen.«
»Man wird Sie auch so finden.«
»Nein, nein, auf keinen Fall. Dazu ist alles zu gut durchdacht. Und niemand kann uns etwas nachweisen. Die Mitglieder der Organisation sind wie Schatten, verstehen Sie? Sie kommen blitzschnell an und sind ebenso schnell wieder verschwunden.«
»Und was haben Sie mit diesen Typen zu tun?«, wollte Sarah wissen.
»Ich bin nur die Vermittlerin, das ist alles. Ich gebe ihnen die Tipps. Ich kenne zu viele alte Menschen, die unter ihrer Krankheit leiden und lieber sterben wollen. Wenn sie hören, dass ihnen die Ärzte noch eine so oder so lange Zeit geben, dann sind sie fertig. Am Ende. Sie wissen, dass die Zeit bis zu ihrem Tod schrecklich wird und dem beugen wir eben vor. So kann man uns schon als Menschenfreunde bezeichnen, Mrs. Goldwyn. Ja, das ist so.«
Sarah schwieg. Was sollte sie auch sagen? Der
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