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1243 - Die Maschinen des Dekalogs

Titel: 1243 - Die Maschinen des Dekalogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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winzigen Gerät beendet hatte. Der Rüssel enthielt an seiner Spitze nicht nur die Fühler für die Durchführung der handwerklichen Feinarbeiten. Auch der Geruchs- und der Hörsinn waren hier in kleinen Nischen untergebracht.
    „Wir haben die Armada bereits verlassen", sagte er. „Zumindest vorübergehend. Totzu hat mir davon erzählt. Wir fliegen ein Planetensystem an."
    „Unsere Heimat?" Bailas Interesse war plötzlich geweckt.
    „Vielleicht", meinte der Heether. Eine leise Hoffnung schwang in seiner Stimme mit. „Ich wünschte mir, es wäre so. Irgendwann muß sich unser ewiger Traum von der Heimkehr doch einmal erfüllen. Totzu sagte, daß der Armadaprinz Nachor sich über die Mentaldepots gemeldet hat. Dieser Kontakt erweckte in uns wieder den ewigen Traum von der Heimkehr."
    „Ich spüre nichts davon", widersprach Baila Honim. „Was ist überhaupt ein Mentaldepot?
    Kann man dort Gewürze bekommen? Mir schweben da noch ein paar neue Rezepte vor, aber mir fehlen die richtigen Zutaten. Einen Namen für die Speise habe ich schon.
    Nachors Gesang."
    „Nachors Gesang!" Camus Vührb lachte laut auf und verdrehte beide Augenpaare.
    „Meine Liebe, ein Mentaldepot ist so etwas wie ein Konzentrator für Gedanken, eine Art Speicher und Kommunikationssystem des Armadaprinzen."
    „Das verstehe ich nicht."
    „Es ist auch nicht notwendig, das zu verstehen. Mit deiner Kochkunst hat es jedenfalls nichts zu tun. Und ob Prinz Nachor je gesungen hat oder je singen wird, bezweifle ich ebenfalls."
    „Du machst dich über mich lustig!" warf sie ihm vor.
    Camus verzichtete auf eine Antwort. Einer seiner Fühler berührte einen kaum sichtbaren Kontaktpunkt an dem winzigen Gerät, das er gefertigt hatte. Baila lugte aufmerksam zu ihm hinüber und spitzte ihren Rüssel, um keinen Ton von dem erwarteten Ohrenschmaus zu versäumen.
    Eine Harmonie von seltener Reinheit erklang. Dann folgte eine ansteigende Tonfolge.
    Bailas Rüssel bewegte sich im schmeichelnden Takt der Klänge.
    Die Melodie währte nur wenige Atemzüge, dann entstand eine Pause. Verdutzt starrte Camus auf den Miniaturgenerator. Der spuckte nun eine Serie von zusammenhanglosen Tönen aus, die Baila ein entsetztes Stöhnen entlockten. Den Abschluß bildete eine kleine Explosion. Camus Vlihns wunderbares Gerät hatte sich zerstört, noch bevor es die erste Komposition vollständig preisgegeben hatte.
    „Das tut mir leid", erklärte die Heetherin mit ehrlichem Bedauern.
    Sie vergaß ihre Kochplatte und eilte zu Camus. Ihr Rüssel legte sich tröstend um den alten Heether.
    „Stell dir einmal vor", lenkte sie ihn ab, „das wäre mit Ordobans Traum geschehen!
    Komm! Wir essen erst einmal. Dann kannst du nach dem Fehler suchen."
    „Fehler!" Camus blies mit einem heftigen Luftstrom seines Rüssels die teilweise noch glimmenden Teile des zerstörten Generators vom Tisch. „Da gibt es nichts mehr zu suchen. Dabei hatte ich mich so angestrengt."
    Als Baila zu ihrer Kochplatte zurückkehrte, schlug der Türsummer an. Erstaunt starrten sich die beiden Heether an. Es war schon eine Ewigkeit nicht mehr vorgekommen, daß sie Besuch erhielten. Baila verließ ihren Wohnblock, nur um ihre Einkäufe zu tätigen. Und Camus traf sich selten mit ein paar alten Bekannten. Aber daß sie jemand aufsuchte, grenzte schon an ein Wunder.
    Camus Vlihn öffnete die Tür. Er sah einen jungen Heether, der ihm unbekannt war.
    „Ich bin Omtar Zwey." Der Heether verneigte sich leicht. „Vielleicht ist euch bekannt, daß ich Kommuntator der PRYSE bin. Darf ich eintreten?"
    „Natürlich, Omtar." Baila schwenkte einladend ihren Rüssel. „Das Essen ist fertig. Sei unser Gast. Es gibt Ordobans Traum."
    Der Kommuntator machte ein paar Schritte vorwärts, bis sich die Tür wieder schloß.
    „Ich bedanke mich für die Einladung." Wieder neigte er seinen klobigen Kopf nach vorn.
    „Ich bin jedoch nicht gekommen, um zu speisen."
    „Dann wird dir Camus, mein Alter, ein paar von seinen früheren Melodien vorspielen. Sie werden dir gefallen, auch wenn sie nur aus den Zellen einer Mikropositronik stammen."
    Omtar Zwey rollte seinen Rüssel ein und dann wieder aus. Das war ein typisches Zeichen einer leichten Verlegenheit.
    „Leider ist es mir jetzt nicht vergönnt", drückte er sich etwas umständlich aus, „diesen Musikgenuß zu erleben. Ich komme aber gern darauf zurück, wenn das andere erledigt ist."
    „Das andere?" fragten Baila und Camus wie aus einem Mund. Sie warfen sich ein paar kurze

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