1244 - Traumwelt Terra
geschaltet hatte. Er befand sich in einem dunklen Raum. Vor ihm, über einem in düsterem Rotlicht gebadeten Podium, schwebte eine silbrig schimmernde Gestalt, die annähernd humanoide Umrisse hatte. Eine dumpfe Stimme sprach zu ihm: „Wehe euch, die ihr den Willen eures Loa mißachtet. Glaubt nicht, daß ihr ungestraft freveln könnt! Euer Hungan, eure Mambo stehen mit den Mächten des Kosmos in Verbindung und wissen, was in euren Seelen vorgeht. Sie werden euch strafen..."
„... ist der Kommandant des Flaggschiffs. Ich werde mit Rimser Kapp reden und von ihm erfahren, was es mit diesem Unsinn auf sich hat", sagte Krohn Meysenhart, und Fredo Gopher fühlte sich plötzlich in den Raum um den Planeten Epsal zurückversetzt. „Er muß schließlich wissen, warum er mit mehr als zehntausend Epsalern in Richtung Terra aufbrechen will, sobald..."
„... Rache der Santeria ist fürchterlich. Wehe dem, der sich gegen den Willen der schwarzen Dämonen stellt. Fluch über den, der sich gegen das Obeah versündigt..."
„Auf hören!" schrie Fredo.
Der Telecommander vernahm den Befehl und deaktivierte die Swing-Krone. Die kleine Scheibe löste sich von der Kopfhaut und rutschte herab. Fredo stemmte sich in die Höhe.
Schweiß stand ihm auf der Stirn. Das häßliche Spiel hätte nicht mehr als eine Minute weiter andauern dürfen. Das rasche Hin- und Herwechseln zwischen zwei mentalprojizierten Szenen belastete den Verstand und führte zu Bewußtseinsstörungen.
Eine Zeitlang saß Fredo still und ließ den wirbelnden Gedanken Zeit, sich zu beruhigen.
Allmählich wurde ihm klar, daß sich etwas ereignet hatte, was nach allen Regeln der Kommunikationstheorie nicht hätte geschehen dürfen. Es war undenkbar, daß ein Telecommander - oder, was das anging, irgendein beliebiger Multikom-Empfänger - willkürlich Kanäle wechselte. Jeder Kanal war durch seine eigene, charakteristische Bitsequenz gekennzeichnet, die im Datenstrom der Sendung ständig wiederholt wurde.
Blieb die Sequenz aus oder wurde sie durch eine andere ersetzt, schaltete der Empfänger selbsttätig aus.
Das war nicht geschehen. Fredos Telecommander hatte abwechselnd und in rascher Folge zwei verschiedene Kanäle empfangen und verarbeitet: den Kanal, auf dem Krohn Meysenhart seine Nachrichten verbreitete, und einen anderen, auf dem ein obskurer Kultpriester seinen Gläubigen Furcht einzujagen versuchte.
Fredo wußte später nicht mehr zu sagen, wie er zu dem Verdacht gekommen war, der auf den ersten Blick aberwitzig erschien. Irgendwie war der Gedanke in seinem Bewußtsein materialisiert. Intuition hätte man ihn nennen können, eine alogische Eingebung. Immerhin, alogisch oder nicht: Fredo ging der Sache sofort nach.
Und dann bekam er es mit der Angst zu tun.
*
Der Äther einer jeden Welt, die von einer technifizierten Zivilisation bewohnt wird, ist erfüllt mit den Signalen der Kommunikationstechnik - elektromagnetischen Impulsen zu Beginn der Technifizierung, einem Gemisch von elektromagnetischen und hyperenergetischen Signalströmen während späterer Phasen der Entwicklung. Auf einer vergleichsweise dichtbesiedelten Welt mit einer hochentwickelten technischen Zivilisation wie Terra erreichte der allein auf die Kommunikationsbedürfnisse zurückzuführende Leistungsdurchsatz pro Volumeneinheit gigantische Ausmaße. Gelänge es, einen Empfänger zu entwickeln, der alle einfallende Kommunikationsleistung absorbierte und in Arbeitsstrom verwandelte, so bedürfte jeder Haushalt nur eines einzigen solchen Geräts, um seinen Elektrizitätsbedarf zu decken.
So typisch war der Zusammenhang zwischen Technifizierung und hohem Durchsatz an Kommunikationsleistung, daß man schon in der Frühzeit der terranischen Raumfahrt eine Methode daraus entwickelt hatte, Welten mit einer technischen Zivilisation aus großer Entfernung anhand der nichtthermischen Beule am langweiligen Ende ihres Spektrums zu identifizieren.
Als Fredo Gopher sich vor etlichen Tagen mit dem Phänomen der Sat-Technos zu beschäftigen begann, da war es sein erstes Anliegen gewesen, die Emissionen der Technos von dem „Hintergrundrauschen" der terranischen Kommunikationstechnik zu trennen. Er hatte bisher keinen vollen Erfolg erzielt. Es war ihm gelungen, etliche Charakteristiken zu identifizieren, die die Ausstrahlung der Technos von dem Impulsstrom eines konventionellen Senders unterschied. Aber nicht alle Technos wiesen dieselben Charakteristiken auf. Immerhin war er in der Lage,
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