1244 - Traumwelt Terra
man sich zu fürchten brauchte. Lediglich einen Terraner gab es, den Kazzenkatt für einen ebenbürtigen Gegner hielt: Perry Rhodan.
Rhodan war über die Vorgänge auf der Erde informiert. Der Zeroträumer wußte das, weil seine Sonden die Sendungen abfingen, die vom Erdmond ausgingen, formuliert und abgestrahlt von einem Supercomputer namens NATHAN. Rhodans Verbundenheit mit seiner Heimatwelt war seit Jahrhunderten galaktische Legende. Wie lange würde er es dort draußen aushalten, bevor ihn die Verzweiflung ergriff und er mit seinem Flaggschiff auf dem kürzesten Weg nach Terra eilte?
Auf diesen Augenblick wartete Kazzenkatt. Perry Rhodan auf der Erde! Oh, wie wollte er die Elemente der Technik anstacheln, daß sie das Letzte hergaben, um den wichtigsten aller Terraner in ihrem psionischen Netz zu fangen. Rhodan war Aktivatorträger. Mit der herkömmlichen Methode der Psi-Manipulation, die mittlerweile vier Fünftel der Erdbevölkerung in den Zustand der Hypnotrance versetzt hatte, war gegen einen Menschen wie Rhodan wenig auszurichten. Aber der Zeroträumer hatte noch ein paar Tricks auf Lager.
Wenn Perry Rhodan die Erde betrat, war er verloren.
Diesem Augenblick fieberte Kazzenkatt mit dem fast hysterischen Eifer des in mehreren Auseinandersetzungen Unterlegenen entgegen. Diesmal, das wußte er, gab es keine Rettung für Perry Rhodan mehr. Die Falle war gestellt. Er konnte ihr nicht entgehen.
*
Fredo Gopher lehnte sich seufzend in seinen Sessel zurück und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Ein wenig unsicher tasteten die Finger nach einem der Antidorm-Dragees, die er vor Stunden am unteren Rand der Konsole aufgestapelt hatte. Er schob sich die eiförmige Kapsel in den Mund, entspannte sich und spürte nach wenigen Minuten, wie die belebende Wirkung einzusetzen begann.
Er beugte sich nach vorne und sah sich nach Egin um. Sie war in ihrem Sitz eingeschlafen. Er nahm sich Zeit, den klassischen Schnitt ihres Gesichts zu bewundern: die hohen Wangenknochen, die vollen Lippen, die dichten Wimpern.
Dann wandte er sich seiner Arbeit wieder zu. Es galt, Meßergebnisse zu sortieren. Von seiner Konsole aus stand er in Verbindung mit mehr als zweitausend Computern, Sonden und stationären Nachweiseinheiten, die über die Oberfläche des Planeten verteilt waren.
Jetzt, da Egin schlief, fiel es ihm leichter, sämtliche Nachrichtenkanäle zu aktivieren und die Daten in den Zentralcomputer des Hauptquartiers Hanse strömen zu lassen, den er für seine eigenen Zwecke hatte reservieren können, da außer ihm sich niemand mehr der bisher üblichen Methoden der Kommunikation zu bedienen getraute.
Einen Teil der Daten ließ er sich, so rasch die Augen eines Menschen sie verarbeiten konnten, auf einer Videofläche vorspielen. Er nahm zur Kenntnis, daß mittlerweile 85 Prozent der Erdbevölkerung der Hypnotrance anheimgefallen waren. Die Zahl der Hypnotisierten wuchs stetig. Die Kurve, die die Zahl der Beeinflußten als Funktion der Zeit darstellte, näherte sich, wenn man sie extrapolierte, asymptotisch dem Wert 99,9 Prozent.
Vielleicht eine Million Erdbewohner würden übrigbleiben, denen der Psi-Terror der Traummotten nichts anzuhaben vermochte - entweder weil sie von Natur aus immun waren oder weil sie keine drahtlose Kommunikation konsumierten.
Fredo Gopher wehrte sich gegen das Gefühl der Mutlosigkeit, das ihn überkommen wollte. Er erinnerte sich an Episoden der Vergangenheit - ausnahmslos solche, von denen er während seiner Hypnokurse in terranischer Geschichte Kenntnis erlangt hatte. Wie oft schon hatte die terranische Menschheit sich in einer solchen Lage befunden: einem weit überlegenen Gegner scheinbar hilflos ausgeliefert? Und wie oft war es schon geschehen, daß sie sich im letzten Augenblick der tödlichen Schlinge entzogen und die Lage zu ihren Gunsten gewendet hatte? War es nicht, als seien die Terraner das Auserwählte Volk, dem auf Dauer selbst die übelste Laune des Schicksals nichts anzuhaben vermochte?
Er stutzte, als die Ketten der Datensymbole auf der Bildfläche vor ihm zerflossen. Es zischte im Audio-Empfänger. Sekunden später stabilisierte sich das Bild von neuem. Nur zeigte es diesmal keine Ziffern und Buchstaben, sondern den metallisch schimmernden Umriß einer Traummotte. Die ovale Augenöffnung war geradewegs auf das Aufnahmegerät gerichtet. Durch die linsenartige Abdeckung der Öffnung hindurch sah Fredo Gopher wie in Vergrößerung die Gehirnmaterie des Anin An, die in
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