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1244 - Traumwelt Terra

Titel: 1244 - Traumwelt Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Krisenstabs im Zustand tiefer Niedergeschlagenheit verlassen. So friedlich und gemütlich er nach außen hin wirkte, so cholerisch er sich im Kollegenkreis mitunter gab - er war alles andere als ein Durchschnittsbürger. Er war erstens ein Wissenschaftler erster Güte und zweitens ein Terraner, dem das Wohl seiner Heimatwelt überaus am Herzen lag. Er sah Terra bedroht; das machte ihm zu schaffen.
    Er wohnte in einem nordöstlichen Vorort der Hauptstadt, in einem Bezirk, dessen architektonisches Konzept auf dem Prinzip der guten, altmodischen Nachbarschaft beruhte: Kurze, bequeme Straßen, an deren Rändern sich ein mittelgroßes Einfamilienhaus ans andere reihte. Bontan Burian war, wie man so sagte, ein Familienmann. Er hatte eine Frau, mit der er durch Ehevertrag auf Lebenszeit verbunden war und drei Kinder, von denen eines binnen kurze, bequeme Straßen, an deren reichen würde. Burian hätte sich mit seinem Verdienst ein feudaleres Domizil leisten können. Aber er liebte diese Gegend mit ihren nicht allzu großen Grundstücken, mit den Schwätzchen, die er Zaunüber-Zaun mit seinen Nachbarn führte, mit den kleinen, altmodischen Einkaufsläden hier und da an einer Straßenecke und den gemütlichen Bars und Restaurants, wo man noch von Menschen bedient wurde, anstatt sich seine Bestellung aus einer Servierautomatik zu leiern.
    In einer der Bars kehrte Bontan Burian an diesem Abend ein. Er hatte das Bedürfnis, die Verkrampfung seines Innern mit Hilfe eines steifen Getränks zu lockern. Wie es der Zufall wollte, fand er Gesellschaft an der großen, breiten Theke. Nachbarn waren eingekehrt.
    Gespräche entspannen sich, wurden lebhaft - und alle drehten sich um das neueste Phänomen an Terras Himmel: die Sat-Technos.
    „Wird ihnen endlich mal was anderes einfallen, als andauernd über Terra herzuziehen?"
    beklagte sich einer der Gesprächsteilnehmer, nicht mehr ganz nüchtern. „Da waren erst die Loower, dann die Orbiter, dann die Porleyter, dann Seth-Apophis, dann Vishna mit ihren Sieben Plagen - und jetzt dieser Schmäh. Wird es nicht endlich Zeit, daß sie uns mal eine Weile in Ruhe lassen?"
    Aus Bontan Burians geplanten Drink wurden vier, und als er sich endgültig auf den Heimweg machte, fühlte er sich einigermaßen beschwingt. Die Wirkung des Alkohols hätte sich durch ein Mittel, das jede Bar und jedes Restaurant stets zur Verfügung hielt, ohne Mühe kontern lassen. Aber Burian fühlte sich wohl in seinem Zustand. Er begrüßte Frau und Kinder mit durchaus unüblicher Zuneigung und gab sich überaus interessiert, als ihm verkündet wurde, Krohn Meysenhart sei heute nacht wieder auf seinem üblichen Kanal zu empfangen.
    „Was?" staunte er. „Und ich dachte, den Firlefanz-Mann hätten sie abgesägt, seitdem er sich neulich von den Epsalern hat einmachen lassen."
    „Nein, er kommt live von Kreit", antwortete Irya Burian voller Eifer. „Man erwartet dort die Ankunft eines Armadaverbands unter der Führung des Volkes der Mnaskiten. Die Mnaskiten sind als kriegerisch und ungeduldig bekannt. Von den Ertrusern sagt man dasselbe. Die Ertruser haben eine Flotte zusammengestellt, den Verband zu empfangen und nach Terra zu begleiten. Von der Begegnung zwischen Ertrusern und Mnaskiten verspricht man sich einiges."
    Ihre Augen leuchteten. Sie hatte sich offensichtlich den ganzen Nachmittag über auf die abendliche Sendung vorbereitet.
    „Das sollten wir uns ansehen", entschied Bontan Burian, dem in Wirklichkeit viel mehr nach Zubettgehen zumute war. „Aber vorher müßte ich etwas essen."
    „Ja, ich kann's riechen", erklärte Irya gutgelaunt. „Du hättest besser vorher etwas gegessen, dann fiele es dir nicht so schwer, senkrecht auf zwei Beinen zu stehen."
    Sie bereitete eine nicht allzu anspruchsvolle Mahlzeit, die Bontan ohne sonderliche Begeisterung zu sich nahm. Immerhin war sie nicht weniger eßbar als andere Speisen, die Irya in der Vergangenheit zubereitet hatte. Die Burianische Küchenautomatik war offenbar von den Sat-Technos bisher verschont geblieben.
    Kurz vor 22 Uhr versammelte sich die Familie im Videoraum, und Vater Bontan befahl dem Hauscomputer, den Meysenhart-Kanal einzuschalten. Die Bildfläche leuchtete auf.
    Krohn Meysenharts bombastisches Symbol erschien, und ein martialisches Fanfarensignal gab zu verstehen, daß man in Kürze den Rasenden Reporter zu sehen und zu hören bekommen werde.
     
    *
     
    Terrania, fand Fredo Gopher, war eine Stadt, in der der Mensch an Einsamkeit zugrunde gehen

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