1244 - Traumwelt Terra
konnte. Er lächelte ein wenig wehmütig, als er an Sandymush dachte, und wie Menschen aus der Großstadt sich über die kleine Siedlung lustig machten, die für ihre Begriffe am Rand der Welt lag, wo nichts los war und wo Hund und Fuchs einander gute Nacht sagten. Wie viel wohler hätte er sich gefühlt, wenn er zu Hause gewesen wäre.
Ein Gutteil seiner Wehmut ließ sich darauf zurückführen, daß Egin ihm einen Korb gegeben hatte, als er sie zu einem gemeinsamen Abendessen überreden wollte. Oh, sie hatte ihn sanft und zärtlich abfahren lassen; hatte gesagt, sie müsse noch ein paar dringende Arbeiten erledigen. Aber mit dem Mißtrauen und der Unsicherheit des jung Verliebten witterte Fredo hinter jedem noch so freundlichen Nein den Geruch mangelnden Interesses und der fehlenden Zuneigung. So trottete er, der einzige Fußgänger weit und breit, durch die Straßen des älteren Teils von Terrania, ebenso niedergeschlagen, wenn auch aus anderen Gründen, wie um dieselbe Zeit sein Kollege Bontan Burian.
Er fand ein Schnellrestaurant, in dem kein allzu großer Betrieb herrschte. Das letzte, was er sich in diesen Minuten wünschte war, eine Menge Menschen um sich herum zu haben, von der er keinen einzigen kannte. Er wählte einen Einzeltisch in einer Ecke, die abseits allen Kundenverkehrs lag, und zuckte zusammen, als die Speiseautomatik vor ihm ihn auf plump vertrauliche Weise ansprach: „Nun, mein Freund - wonach wässert uns heute Abend der Mund?"
„Bier", brummte Fredo.
„Ein Bier soll's sein", verkündete die Automatik fröhlich. „Möchtest du mir nicht deine bevorzugte Marke nennen? Und vergiß nicht, wir sind hier nicht auf Umsonstverkäufe eingerichtet. Wenn du also..."
Den Rest des Satzes ließ sie in der Luft hängen. Sie war darauf getrimmt, sich wie ein schüchterner Mensch auszudrücken, dem es schwerfiel, über Geld zu sprechen.
Fredo suchte in den Taschen seines Kaftans und brachte schließlich eine violett schimmernde ID-Marke hervor. Er drückte sie gegen die für diesen Zweck vorgesehene Stelle an der Vorderseite der Automatik und steckte sie wieder ein.
„Ich danke dir, Freund", bekam er zu hören. „Und nun, bitte, deine Wahl?"
„Guinness."
„Porter oder Stout?"
„Porter", knurrte Fredo.
Unter ihm, in der dicken Tischplatte, begann es zu rumpeln. Eine Öffnung bildete sich, aus der ein altmodisches, bauchiges Glas mit kräftigem Henkel hervorwuchs. Mit unverhohlenem Widerwillen starrte Fredo die grünlichbraune Flüssigkeit an, auf der eine dünne Schicht grauen Schaums schwamm.
„Das soll Porter sein?" beschwerte er sich, ergriff das Glas und führte es zur Nase. „Yeccccchh... riecht wie Jauche."
„Wir bieten das beste Guinness Porter in ganz Terrania", erklärte die Automatik und brachte es tatsächlich fertig, ihrer Stimme einen leicht beleidigten Unterton zu verleihen.
„Wenn es dir jedoch nicht zusagt, dann stell bitte das Glas auf die Platte zurück.
Selbstverständlich wird dir der Preis gutgeschrieben."
Fredo Gopher tat, wie er angewiesen war. Dann stand er auf und schritt in Richtung Ausgang. Hinter sich hörte er die Automatik sagen: „Es tut mir leid, daß du uns so rasch schon wieder verlassen willst..."
Verdammte Roboter, dachte er. Draußen auf der Straße wehte ihm ein für die Jahreszeit ungewöhnlich warmer Wind entgegen. Er stutzte. So warm war es doch vor ein paar Minuten noch nicht gewesen? Er schenkte dem plötzlichen Klimaumschwung jedoch weiter keine Beachtung. Ihn beschäftigte das grünlichbraune Porter. Die Sat-Technos hatten zugeschlagen. Sie hatten die Servierautomatik verwirrt und sie dazu veranlaßt, anstelle eines anständigen malt liquor ein Gemisch aus abgestandener Salatsoße und faulen Eiern zu produzieren.
Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf - eine Eingebung so wie damals, als er den Zusammenhang zwischen den Zacken im Gesamtspektrum der Technos und den von seinem Telecommander scheinbar willkürlich bewirkten Kanalwechseln erahnt hatte. Als er sein verdorbenes Porter vorgesetzt bekam, hatten sich etwa fünfzehn Gäste im Restaurant befunden. Sie hatten friedlich und zufrieden ihre Mahlzeiten verzehrt und ihre Getränke genossen. Er war also der einzige gewesen, dem man etwas Ungenießbares vorgesetzt hatte. Was bedeutete das? War es möglich, daß seine ID-Marke das Fehlverhalten der Servierautomatik ausgelöst hatte?
Es kam ihm zu Bewußtsein, daß er keine Ahnung hatte, wie das Innere einer solchen Marke beschaffen war. Er
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