1245 - Satansblut
einfach zurechtfinden.
Ich interessierte mich mehr für die Sachbücher. Jane Collins und Sarah Goldwyn wollte ich damit beglücken, was allerdings nicht einfach war, denn beide hatten mir nicht gesagt, wofür sie sich speziell interessierten. Außerdem wollte ich sie überraschen, und so hatte ich die Qual der Wahl. Ich dachte auch an Shao. Möglicherweise fiel für sie auch noch etwas ab. Johnny Conolly zu beschenken, sparte ich mir, auch wenn es mein Patenkind war. Johnny war dem Kindesalter längst entwachsen. Und Sheila, seine Mutter, sollte etwas für ihn besorgen.
Ich hatte ihr schon das Geld zukommen lassen.
Was für Sarah und Jane?
Ich trat zuerst an einen der Tische heran und schaute dort nach. Da lagen die CDs durcheinander. Mal einzeln, mal im Dreier- oder sogar Sechserpack.
Großen Bock auf Sachliteratur hatte hier wohl niemand, denn ich befand mich allein am Stand. So konnte ich in Ruhe auswählen und hatte trotzdem die Qual der Wahl.
Zu wissenschaftlich sollte es nicht sein. Und es musste auch ein Thema sein, das beide interessierte. Grusel-Kassetten fand ich hier natürlich nicht, aber Abhandlungen über bestimmte Themen, die ins Reich der Esoterik gehörten.
War das das Richtige? Oder hatte Sarah diese Bücher nicht bereits in ihrer Bibliothek stehen?
Ich wusste es nicht. Geriet in Zweifel. Fing deshalb an, mich zu ärgern und dachte auch daran, einfach den Buchladen zu verlassen und Weihnachtsgeschenke über das Internet zu bestellen. Aber da musste ich ebenfalls wissen, was gewünscht wurde. Hätte ich die beiden gefragt, dann hätten sie nichts gesagt.
Verdammt auch…
Ich schaute trotzdem weiter und wollte mir die Regale ebenfalls vornehmen.
Etwas störte mich.
Ich wusste nicht was. Es war auch nicht zu sehen, aber jemand hielt sich in meiner Nähe auf.
Rechts und links war nichts. Da malte sich keine Gestalt ab.
Da wurde auch kein Schatten auf dem Boden hinterlassen.
Blieb nur noch die Stelle hinter mir.
Ich drehte mich um.
Vor mir stand der Mann mit den dunklen Augen!
***
Damit hatte ich nicht gerechnet, obwohl ich ihn nicht verge ssen hatte. Doch jetzt war er da. Er hätte in der recht leeren Abteilung auch überallhin gehen können, es war Platz vorha nden. Nein, er hatte es nicht getan und sich dicht hinter mich gestellt.
Jetzt stand er vor mir!
Ich sagte nichts. Ich hielt auch meine Überraschung im Zaum, aber ich wusste, dass er etwas von mir wollte. Mit seinem dunklen Hut und in seinem dunklen Mantel sah er aus wie ein düsterer Todesbote aus einer anderen Welt. Obwohl er die Krempe nach unten gedrückt hatte, gelang es mir, einen Blick in seine Augen zu werfen, und wieder drang der Vergleich in mir hoch, in dunkle Teiche zu schauen, die einen roten Schimmer bekommen hatten.
Bartschatten auf der bleichen Haut. Fast farblose Lippen, und noch immer waren die Hände des Mannes in den Taschen versteckt, als gäbe es dort etwas Besonderes zu beschützen.
Er wollte etwas von mir, das stand fest. Aber ich wusste nicht, was ich mit ihm zu tun hatte. Und ich ging davon aus, dass er mich nicht nur einfach sprechen wollte. Hinter dieser glatten Gesichtsfassade verbarg sich etwas Unheimliches, dessen Sinn mir noch verborgen blieb.
»Kennen wir uns?«, fragte ich.
»Ich dich schon.«
»Ah ja…?«
Er nickte.
Ich war plötzlich in Alarmstimmung versetzt worden. Auch wenn ich mir schlecht vorstellen konnte, dass er hier durchdrehte, musste ich doch mit allem rechnen.
Ich hatte mich etwas zurückbewegt, kam aber nicht weiter weg, denn hinter mir befand sich der Tisch mit den Kassetten, und der war recht schwer.
»Woher kennen wir uns?«
»Du bist bekannt.«
»Leider zu viel.« Ich war es satt, das Spiel noch länger mitzumachen. »Jetzt sagen Sie mir endlich, was Sie von mir wollen und warum Sie mich verfolgt haben!«
Er veränderte die Haltung seines Kopfes ein wenig, damit er mich anschauen konnte.
Die Augen waren mir bei ihm zuerst aufgefallen, und jetzt sah ich sie aus der Nähe.
Ja, sie waren dunkel! Aber nicht nur, denn die Farbe hatte sich tatsächlich verändert. Ich wollte es kaum glauben, weil es einfach unwahrscheinlich war, aber es stimmte.
Die Augen waren rot.
So rot wie Blut!
***
In diesem Augenblick wusste ich, dass der Mann nicht »normal« war. Er sah zwar aus wie ein Mensch, aber er würde nicht so handeln. Erst recht nicht bei mir.
Das Kreuz hatte sich bei mir nicht »gemeldet«, deshalb war ich auch nicht so misstrauisch gewesen, doch nun sahen
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