1245 - Satansblut
haben wir davon?«
Sandro schlug seinem Bruder locker auf die rechte Schulter.
»Lass uns nachdenken.«
»Super. Darauf freue ich mich schon. Hast du denn eine verdammte Idee?«
Sandro drehte den Kopf und schaute den steinigen und von einigen Schneeflocken bedeckten Hang hoch, an dessen Ende sich der Bau der alten Station abzeichnete.
»Und?«, drängte Jorge.
Gelassen drehte sich Sandro um. »Wir werden den Jeep leer laden und das Zeug nach oben schaffen, wo wir es verstecken können. Es wird so lange dort liegen bleiben, bis wir zurückkehren.«
»Super. Und wann wird das sein?«
»Keine Ahnung. Das richtet sich ganz nach dem Wetter.«
»Schnee und Sturm.«
»Klar.«
»Dann kann die Ware möglicherweise den ganzen Winter dort liegen.«
»Ja, das ist auch möglich. Aber wir werden dafür sorgen, dass es nicht so weit kommt.«
Jorge wusste, dass es nichts brachte, wenn er sich aufregte, auch wenn er innerlich kochte. Man musste sich mit den Tatsachen abfinden, die nun mal gegen sie sprachen.
Er schaute auf den Jeep und fragte: »Was machen wir mit der Kiste?«
»Weg damit.«
»Wie?«
»Wir schieben den Wagen über den Rand und lassen ihn in die Schlucht rollen. Das ist die beste Möglichkeit. Wir setzen unseren Weg zu Fuß fort. Oder hast du eine bessere Idee?«
»Nein, Bruderherz, die habe ich nicht. Ich frage mich nur, in welche Richtung du gehen willst. Nach Süden oder nach Norden?«
»Nach Norden. Frankreich ist näher. Und da besorgen wir uns einen Wagen, fahren wieder hoch und holen die Ladung ab. Das genau ist mein Vorschlag.«
Jorge überlegte. Er dachte recht lange nach. In der Zwische nzeit zündete sich sein Bruder eine Zigarette an und saugte den Qualm tief ein.
Er ging mittlerweile auf die fünfzig zu, und das Leben hatte in seinem Gesicht Spuren hinterlassen. Geblieben allerdings war die Farbe der Augen, die so faszinierend schauen konnten in einem hellen Blau.
Jorge der fast zehn Jahre jünger war, konnte davon nur träumen. Er sah auch mehr aus wie ein Bandit, was an seinem üppigen Bart lag, der fast das gesamte Gesicht bedeckte.
»Einverstanden, Jorge?«
»Muss ich ja wohl.«
Sandro warf die Kippe weg. »Okay, dann lass uns beginnen. Ich schätze, dass wir es in zwei Partien schaffen und vor dem Dunkelwerden fertig sind.«
»Alles klar.«
Für Notfälle waren die Schmuggler gerüstet. Sie nahmen immer Rucksäcke mit, die zusammengequetscht zwischen den Sitzen lagen. Die Männer füllten sie mit den Zigarettenstangen, bis wirklich nichts mehr hineinpasste.
Dann begannen sie mit der ersten Tour. Die alte Station war zwar zu sehen, und mit einem fahrbaren Untersatz wäre es auch kein Problem gewesen, sie zu erreichen, aber zu Fuß zog sich der Weg doch hin. Besonders, wenn es auch um Zeit ging, die den Brüdern im Nacken saß.
Sie gaben nicht auf, sondern schleppten ihre Beute weiter und legten sie im alten Bahnhof ab, der so menschenleer und der Natur überlassen war.
Einige Minuten ruhten sie sich aus. Trotz der kalten Witterung waren sie ins Schwitzen gekommen. Sandro gab das Zeichen zum Abmarsch, und sie gingen den gleichen Weg wieder zurück, was ihnen bergab natürlich leichter fiel.
Die Rucksäcke reichten gerade aus, um auch die letzte Ladung aufzunehmen. Zusätzlich hatten sich die Männer noch die Taschen vollgestopft. Erst dann kümmerten sie sich um den alten Jeep. Sie drehten ihn so, dass er mit der leicht angerosteten Kühlerschnauze zur Wegkante hin stand. Dahinter ging es recht steil nach unten.
Die Handbremse hatten sie gelöst. Dann mussten sie nur noch schieben.
Der Jeep, der ihnen jahrelang die Treue gehalten hatte, rumpelte über den Rand hinweg. Er kippte dann nach vorn und wurde plötzlich verdammt schnell.
Die Brüder schauten ihm nach. Die ersten Meter rutschte er noch normal hinab ins Tal. Dann aber tauchten die großen Steine auf, gegen die er stieß. Durch die Gegenstöße wurde er aus der Bahn gebracht. Er verlor die Richtung und ebenfalls das Gleichgewicht. Der Jeep hielt sich nicht mehr auf seinen Rädern, er bekam noch mehrere Stöße ab, kippte zur Seite und rutschte dann wie auf einer glatten Eisfläche in die Tiefe. Er riss Geröll und kleinere Steine mit sich. Eine Staubwolke hüllte ihn ein.
Jorges Mundwinkel zuckten. Er salutierte mit der rechten Hand. »Adios, muchacho. War eine gute Zeit mit dir. Aber besser, du bist kaputt als ich.« Danach lachte er kehlig und drehte sich um.
Sandro blieb noch stehen, um den Weg zu
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