1246 - Die Macht des Träumers
zwei Schraubstöcke um Meysenharts linken Oberschenkel. Er wurde herumgewirbelt und schlug mit dem Helm gegen eine Kante; der Monitor war noch immer schwarz, und jetzt konnte er nicht einmal mehr die lumineszierenden Sensorkontrollen unter der Helmscheibe erkennen.
Angst schnürte Meysenharts Kehle zu.
Was sollte er tun?
Übergangslos wurde es hell.
Der Nachrichtenmann schwebte zusammengekrümmt einen Meter über einem Boden, der aus weißem Porzellan zu bestehen schien. Rhodan, Taurec, der Blue, das Zimmer waren verschwunden. Statt dessen gab es nur diese glatte Porzellanfläche, die sich fern am Horizont nach oben wölbte und mit einem Himmel aus Buttergelb und Grasgrün verschmolz.
Meysenhart ächzte.
Noch immer hielten die Schraubstockhände seinen Oberschenkel umklammert. Er drehte den Kopf. Aus dem Ächzen wurde ein Gurgeln.
Es waren keine Hände, die sein Bein festhielten, sondern Pseudopodien. Die Pseudopodien gehörten einem schätzungsweise zwanzig Meter langen und zwei Meter dicken Wurm, der ausgestreckt auf dem Porzellanboden lag und das obere Drittel seines Wurmkörpers träge hin und her pendeln ließ. In einigen anderen Pseudopodien blitzte Metall. In der ersten Schrecksekunde hielt Meysenhart die Metallobjekte für Schwerter, doch dann erkannte er, daß es sich um überdimensionale Messer und Gabeln handelte.
„Nicht töten!" rief er geistesgegenwärtig. „Ich bin Reporter!"
Der Wurm - obwohl ohne Kopf, Mund und sichtbare Sinnesorgane - lachte hohl und schüttelte den Nachrichtenmann hin und her.
„Meysenhart, eh?" sagte er. „Krohn Meysenhart von der KISCH-Medien-Crew!"
Die Tatsache, daß diese fremde Kreatur ihn kannte, ließ Meysenhart neue Hoffnung schöpfen. „In der Tat", bestätigte er geschmeichelt. „Der berühmteste Interstar-Kommunikationsspezialist der Milchstraße."
Die Pseudopodien lösten sich von seinem Bein. Meysenhart reduzierte die Leistung des Antigravgenerators und sank langsam zu Boden. Mit einem Satz sprang er hoch. „Wo bin ich? Und wo sind Rhodan, Taurec und dieser Blue?"
„Du meinst Si'it", stellte der Wurm fest. „Mein Mittagessen."
Meysenhart schluckte und starrte das Monstrum an. „Bei allen Sternen, ein kannibalischer Wurm!"
„Ich habe Si'it aus reiner Barmherzigkeit zu meinem Mittagessen erkoren", sagte der Wurm. Er schrumpfte währenddessen; mit einem Seitenblick auf die Helmkontrollen vergewisserte sich Meysenhart, daß der Kameraring und die Mikrofone seiner Montur in Betrieb waren und alles aufzeichneten.
„Wo ist Rhodan?" fragte er wieder.
„Er steht neben dir. Links neben dir, nur einen Schritt von Taurec und meinem hungrigen Freund Si'it entfernt." Der Wurm lachte hohl. „Aber so, wie du sie nicht siehst, können sie auch dich nicht sehen. Dafür sehen sie etwas, das dir verborgen bleibt. Etwas, das ich ihnen zeige..."
Mit einemmal wußte Krohn Meysenhart, wer diese Kreatur war. Seine Augen wurden groß. Sein Reporterherz hüpfte vor Begeisterung. „Du bist ES!" sagte er heiser. „Du bist der Alte von Eden II!"
Der Wurm verwandelte sich in einen weißhaarigen Greis in einem wallenden Gewand und mit einem knorrigen Krückstock in der Hand. Der Alte lächelte listig. „Ich bin ein großer Bewunderer deiner Armada-Show, Krohn", krächzte er. „Ich schätze vor allem die Konsequenz, mit der die KISCH-Medien-Crew jede einzelne Sendung in ein Paradebeispiel medialen Wahnsinns verwandelt. Ah, dieser permanente Verstoß gegen den guten Geschmack, dieser skrupellose Mißbrauch aller Dinge, die den normalen Bürgern der Milchstraße heilig sind, diese exquisite Auswahl an schlechten Scherzen und witzlosen Kalauern... Einfach phänomenal!"
Meysenhart kniff die Augen zusammen. „He!" sagte er. „Willst du mich beleidigen?"
„Ich möchte dich fördern", erwiderte ES. Das listige Lächeln wurde breiter. „Ich möchte dir zeigen, was ich Perry Rhodan zeige. Und ich möchte, daß die KISCH diese Bilder live ins Sonnensystem überträgt."
„Warum?" fragte Meysenhart, von plötzlichem Mißtrauen erfüllt.
„Ein Scherz", sagte ES. Das Lächeln erlosch. „Einer von meinen berüchtigten Scherzen..." Die Greisengestalt neigte den Kopf, der Blick wurde für einen Sekundenbruchteil starr und dann wieder klar. „Die Verbindung zur KISCH ist hergestellt.
Ich habe mir erlaubt, die Sendeleistung deines Tenders zu verstärken, damit die Show im ganzen System empfangen werden kann..."
Das Geistwesen kicherte, und Meysenhart empfand beim Klang
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