1246 - Die Opfergrotte
festgefroren. Manchmal hatte ich das Gefühl, von geheimnisvollen Augen beobachtet zu werden, die sich in den Felsen versteckten.
Die Schlucht verengte sich. Es sah aus, als wollten die hohen Wände auf uns herabstürzen. Der Weg drehte sich auch um Kurven, und hinter jeder erwarteten wir eine böse Überraschung, blieben jedoch zum Glück davon verschont.
Plötzlich hatten wir das Ende erreicht. Es war zwar kein kleines Wunder, wir hatten damit rechnen müssen, doch dass es so schnell geschah, hatten wir auch nicht erwartet.
Es ging nicht mehr weiter. Der Weg endete im Geröll. Es lag als Haufen, als Hang vor uns und sah aus wie eine Böschung, die erst noch planiert werden sollte.
Hinter dem Geröll wuchs der Fels hoch. Eine starre Wand, die überklettert werden musste, um sie hinter sich zu lassen.
Suko schaltete das Licht aus. »Endstation.«
»Du sagst es.«
»Und jetzt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, Suko, es muss weitergehen. Ich kann einfach nicht glauben, dass hier Schluss sein soll. Sonst hätte das alles keinen Sinn gehabt. Es weist zwar nichts darauf hin, aber ich denke schon, dass es weitergeht. Da hat sich keiner durch den Fels gefressen.«
»Kann sein. Also packen wir es.«
Wir verließen unser Fahrzeug. Bis zum Beginn der Geröllhalde waren es nur drei kleine Schritte, dann standen wir davor und waren recht ratlos. Die starken Lampen hatten wir mitgenommen. Ihre hellen Strahlen huschten über das Gestein hinweg, erreichten die senkrechte Wand und tasteten sich an ihr hoch.
Der Fels war nicht glatt. Wind und Wetter hatten an ihm im Laufe der unzähligen Jahre genagt und ihre Spuren hinterlassen. Es gab Risse, es gab Vorsprünge, Einkerbungen, Felsnasen, Eisstücke und Schneeflecken, doch es gab nichts, was uns einen Einstieg geboten hätte. Da standen wir wirklich wie die Ochsen vor dem Berg, und ich merkte, dass Wut in mir hochstieg.
»Wir kehren nicht um, Suko!«
»Wie kommst du darauf?«, erwiderte er lachend. »Daran habe ich keinen Moment gedacht. Für uns ist wichtig, was hinter und auch in diesem Felsen liegt. Alles andere kannst du vergessen.«
»Genau.«
Es war nicht besonders schwer, die kleine Halde zu erklimmen. Das Geröll hatte sich festgebacken. Die einzelnen Steine schienen aneinander zu kleben, und es gab keinen, der unter dem Druck unserer Tritte abgerutscht wäre oder sich auch nur gelockert hätte.
So gelang es uns, die Felswand locker zu erreichen. Wir blieben auf der unebenen Böschung stehen und mussten erkennen, dass im Dunkeln nicht viel zu sehen war. Deshalb schalteten wir wieder die Lampen ein. Die beiden hellen Lichtarme glitten an dem grauen Gestein in die Höhe. Ich suchte nach Lücken und blieb auch nicht an der gleichen Stelle stehen. Der Geröllhang war breit genug, um sich darauf bewegen zu können. Ich brauchte gar nicht weit zu gehen, denn ich hörte Sukos Stimme.
»John, ich hab's!«
Er hatte mehr geflüstert, aber ich kannte ihn. Wenn er so sprach, dann hatte er das Ei des Kolumbus gefunden.
Auf der Stelle drehte ich mich um, überging mit einem langen Schritt eine Zunge aus Eis und merkte auch die Kälte, die von dieser Wand abstrahlte.
Suko stand etwas schräg und zugleich breitbeinig. Er leuchtete gegen eine bestimmte Stelle in der Wand, und ich sah schon beim ersten Hinsehen, dass der Lampenstrahl verschwunden war.
»Hier müssen wir rein, John.«
Ich ging noch näher an die Öffnung heran und erkannte jetzt, dass sie sich hinter einer vorspringenden Wand, die man auch als lange Nase hätte ansehen können, versteckt hatte.
»Das ist der Schlüssel!«, flüsterte Suko.
»Okay, worauf wartest du noch? Hast du was sehen können?«
»Nein.«
»Geh trotzdem.«
»Okay, packen wir's!«
***
Sie haben gebadet! Sie haben im Blut des Teufels gebadet!
Sie haben sich diesen See ausgesucht wie normale Menschen eine Wanne, und sie haben wieder neue Kraft getankt!
Diese Gedanken schossen dem Templer durch den Kopf, als er die Gestalten auftauchen sah. An acht verschiedenen Stellen hatte sich der Blutsee »geöffnet«, und beide Männer wussten, dass sie gegen diese Übermacht keine Chance hatten.
Jorge konnte einen Kommentar nicht zurückhalten. »Verdammt, das ist doch nicht wahr, Godwin! Scheiße, sag, dass es nicht wahr ist! Dass ich nur träume!«
»Leider nicht!«
»Wo ist die Waffe?«, keuchte er plötzlich. »Verdammt, wo ist meine MPi?«
»Man hat sie dir abgenommen.«
»Wenn ich sie jetzt hätte, dann…
Weitere Kostenlose Bücher