1246 - Die Opfergrotte
Blutsee zu springen, um Godwin zu retten.
Es war nicht wie beim Eintauchen in normales Wasser. Ich spürte sogar einen leichten Widerstand an den Füßen, bevor ich dann einsackte und die Beine streckte, um den Grund so schnell wie möglich zu erreichen.
Das gelang mir auch, ohne dass ich von den Typen angegriffen und umgeworfen wurde. Aber ich war ihnen natürlich aufgefallen. Sieben hatte ich gezählt, vier beschäftigten sich mit meinem Freund Godwin, der wieder zu sich gekommen war und nun merkte, dass sich die Lage verändert hatte. Er versuchte, sich zu wehren, doch seine Bewegungen waren zu schwach.
»Es wird alles gut«, sagte ich, weil mir etwas anderes nicht einfiel und ich mich auch um die drei anderen kümmern musste.
Bisher hatte ich das Kreuz nicht offen gezeigt. Das allerdings änderte sich einen Moment später. Die Faust öffnete sich, und mein Arm schnellte so hoch, bis er die Stirnhöhe erreicht hatte.
Alle sahen das Kreuz!
Und es gab keinen, der nicht erstarrt wäre, von mir abgesehen. Die vier Männer, die sich um Godwin gekümmert hatten, bewegten sich nicht mehr. Sie hatten nur Augen für das Kreuz.
Damit es auch alle sehen konnten, drehte ich mich auf der Stelle, so tauchte es vor jedem Augenpaar auf.
Ich merkte, wie sie zögerten. Wie sie Angst bekamen. Wie Unsicherheit in sie hineinglitt. Wie sich das Blut in den Augen bewegte, und das lag nicht nur am flackernden Lichtschein der Fackeln. Allein der Anblick des Kreuzes hatte für diese Veränderung gesorgt.
Aber sie vergingen nicht. Sie standen und bewegten sich auf der Stelle. Einige drehten sich weg oder wollten es tun, doch dann mussten sie einfach den Bewegungen meiner rechten Hand folgen, die langsam nach unten sank.
Das Kreuz hatte ich dabei nicht losgelassen, aber ich wusste jetzt, was ich tun musste.
Wenig später tauchte ich das Kreuz in das Blut!
Es war der zündende Funke, der gefehlt hatte. Es war auch so etwas wie ein Urknall, denn plötzlich raste das Licht wie ein Gitter durch die rote Masse.
Ich hörte die verschiedenen Schreie der Satansjünger. Ich sah, wie sie zusammenzuckten, wie sie ihre Arme bewegten und sich gegenseitig umfassten.
Ihre verdammten Augen quollen für einen Moment auf. Das zumindest kam mir so vor, dann aber drückte von innen her eine Kraft dagegen, der sie nichts mehr entgegenzusetzen hatten.
Das Kreuz war der Sieger. Das Kreuz war stärker als die Hölle. Das Kreuz vernichtete.
Aber es tat es auf eine besondere Art und Weise. Nach den hektischen Bewegungen der Männer trat genau das Gegenteil ein. Die Sieben wurden langsamer. Bei jeder Bewegung nahm die Intensität ab, und dann waren sie nicht mehr in der Lage, etwas zu tun.
Ich merkte, dass etwas mit dem Blut geschah. Es war nicht mehr so flüssig wie sonst. Ein schlimmer Verdacht drang in mir hoch, und plötzlich hatte ich keine Zeit mehr zu verlieren.
Zum Glück hatte auch der Templer den Ernst der Lage erkannt. Er lag nicht mehr im Wasser. Er hatte sich aufgerichtet und bemühte sich, das Ufer zu erreichen.
Es war nicht einfach. Er war auch schwach. Sein Gesicht hatte sich durch die Anstrengung verzerrt, und er musste in meiner Nähe vorbei, um zum Ufer zu gelangen.
Den Weg gingen wir gemeinsam, wobei einer den anderen festhielt, während es um uns herum knackte und knirschte. Ich wollte nicht ein Opfer meiner eigenen Verteidigung werden und zerrte Godwin mit.
Da waren die Hände.
Sukos Hände!
Er bewegte seine Finger, er streckte die Arme soweit wie möglich vor und kniete selbst auf dem harten Boden, um so viel Halt wie möglich zu haben.
Wir griffen zu.
Und Suko zog.
Ja, es klappte. Sicherlich hatte Godwin den gleichen Eindruck wie ich, denn ich kam mir vor, als würde ich aus einem würgenden Schlamm in Sicherheit gezogen.
Viel anders war es nicht. Wir stolperten beide auf den festen Boden und brachen dort zusammen, nicht aus Schwäche, nein, aber etwas ausruhen konnte auch uns nicht schaden…
***
Lang wurde die Ruhepause nicht. Besonders nicht bei mir.
Ich richtete mich nach einigen Sekunden auf, während der Templer-Führer noch schwer atmend neben mir lag.
Er sah meinen Blick, und seine Mundwinkel zuckten. »John«, flüsterte er, »John, das werde ich dir nie vergessen.«
»Ach, hör schon auf. Wir ziehen doch alle am gleichen Strang.« Wenn mich etwas verlegen machte, dann war es eine bestimmte Art von Dankbarkeit, obwohl ich sie als Mensch verstehen konnte.
Suko stand dicht am Ufer, schüttelte den Kopf
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