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1251 - Stalker

Titel: 1251 - Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unbekannten Volkes auszugeben? Und dazu noch einzugestehen, daß offenbar ein Überfall auf den TSUNAMI stattgefunden hatte? Wenn es eine Lüge war, dann aber eine sehr komplizierte.
    Je mehr Fakten Adams einbrachte, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeitsquote, die für eine Aktion des Dekalogs sprach.
    Aber ganz war diese Möglichkeit nicht auszuschließen. Adams beschloß, vorsichtig zu sein, ohne jedoch gleich Galbraith Deighton einzuschalten.
    Dafür gab es eine Reihe guter Gründe, ganz davon abgesehen, daß er Gal nicht von wichtigeren Dingen ablenken wollte. Einer dieser Gründe war der: Wenn Sotho Tal Ker wirklich der Vertreter eines unbekannten raumfahrenden Volkes war, dann bot sich hier der Kosmischen Hanse eine echte Chance.
    Und nach diesem Aspekt wollte er seine Strategie und Verhandlungstaktik ausrichten.
     
    *
     
    Eine Stunde später meldete sich der Fremde wieder. Diesmal zierte er sich nicht mehr, auch die Bildübertragung einzuschalten.
    Sein breites, derbes Gesicht zeigte ein einnehmendes Lächeln.
    Er sagte ohne Einleitung: „Beantworte mir bitte eine Frage offen und ehrlich, Homer Gershwin Adams. Hast du mich verraten?"
    „Von Verrat kann wohl in keinem Fall die Rede sein", erwiderte Adams unangenehm berührt. „Ich weiß überhaupt nichts von dir.
    Wie kann ich sicher sein, daß du der bist, für den du dich ausgibst. Und wer bist du eigentlich?"
    „Ich kann dir bei meiner Ehre versichern, daß ich weder etwas mit Kazzenkatt und seinen Elementen zu tun habe, noch daß ich auf der Seite der Chaosmächte stehe", sagte der Fremde mit betontem Ernst, und das gab seinen Worten besonderes Gewicht.
    „Und warum weißt du dann so gut Bescheid?" wollte Adams wissen.
    „Ich habe mich informiert", antwortete der Fremde und lachte spitzbübisch. Das ließ ihn jungenhaft erscheinen, obwohl sein Gesicht von reifem Alter zeugte. Er fuhr fort: „Ich habe eure Technik studiert und gelernt, den TSUNAMI zu steuern. Ich kenne mich mit dem ATG aus und verstehe mich ganz ausgezeichnet mit dem Kontra-Computer. Ich habe mir alles Wissenswerte über die Milchstraße und die Terraner aus dem Bordcomputer geholt. Ich habe alle verfügbaren Unterlagen studiert, erlernte über den Hypnoschuler eure Sprache perfekt und lernte aus den Personalunterlagen jedes einzelne Mannschaftsmitglied kennen. Ich habe einiges über die angespannte Lage in der Milchstraße erfahren, über die prekäre Situation der Kosmischen Hanse ... Auf diesen Punkt sollten wir noch zu sprechen kommen! ... Ich weiß über das Kräftemessen zwischen Kosmokraten und Chaotarchen im Bereich eurer Galaxis Bescheid. Was ich über die Entwicklung der letzten Monate nicht wissen konnte, habe ich mir nach meiner Ankunft erarbeitet. Ich bin überrascht – und auch enttäuscht –, daß die Probleme noch nicht gelöst wurden und sich die galaktische Lage derart zugespitzt hat. Dies bringt mich in eine unangenehme Situation. Denn als Fremder stehe ich zwischen den Fronten, werde von allen Parteien als Feind angesehen. Ich bin zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen, ich weiß, aber ich habe ihn mir nicht ausgesucht. Ich könnte mich natürlich zurückziehen und später wiederkommen, in der Hoffnung, daß ihr dann eure Probleme gelöst habt. Aber dadurch würde viel wertvolle Zeit verloren gehen – und wer weiß, ob es dann für eine Kontaktaufnahme nicht schon zu spät ist."
    Adams hatte dem Fremden aufmerksam zugehört und dabei fasziniert sein Mienenspiel beobachtet. Sotho Tal Ker hatte ein ausdrucksstarkes Gesicht. Wenn er log und diese Persönlichkeit nur vortäuschte, dann war er ein guter Schauspieler.
    Da Adams noch immer nichts sagte, fuhr er fort: „Meine momentane Lage ist untragbar.
    Im Asteroidengürtel fühle ich mich trotz des ATG nicht sicher – es gibt ja auch noch andere TSUNAMIS. Und ich habe das Versteckspiel satt. Ich brauche einen Unterschlupf. Hilf mir, Gershwin Adams."
    „Wie stellst du dir das vor?" sagte Adams. „Ich habe nicht die Macht, einem Fremden, der nicht über jeden Verdacht erhaben ist, Asyl zu gewähren. Ich kann keine Entscheidung treffen. Ich bin nur ..."
    „Du bist die Kosmische Hanse!"
    Der Fremde sagte es so eindringlich, so überzeugend, daß Adams es beinahe selbst glaubte. Er lachte. Aber die Worte begannen allmählich zu wirken: Ich bin die Kosmische Hanse! Das war natürlich Unsinn, aber so unwahr war es wiederum auch nicht. Die Aussage war unrichtig, weil er nie nach der Macht strebte.

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