1251 - Stalker
die drei Hanse-Sprecher Celeste Maranitares, Patricia Kolmeth und Timo Porante, als der Anruf kam.
„Kodierter Funkspruch für Homer Adams", meldete NATHAN.
Adams nahm den Anruf ohne große Erwartungen entgegen. Als er jedoch den Kode entschlüsselte, stieg sein Interesse.
Der Funkspruch kam von TSUNAMI-114, der zusammen mit TS-113 ein Paar bildete und zu jener Gruppe gehörte, die Adams vor Monaten auf Erkundungsflug geschickt hatte.
„Ich nehme an", sagte Adams. NATHAN stellte die Verbindung her, und gleich darauf kam ein Rauschen aus dem Lautsprecher.
Eine von Störgeräuschen verzerrte Stimme meldete sich.
„Hier ist TSUNAMI-114. Ich rufe Homer Gershwin Adams ... Gershwin Adams, hier ist TSUNAMI-114..."
„Ich bin auf Empfang", sagte Adams. Er hatte alle Daten über das TSUNAMI-Paar 113 und 114 abberufen und bekam sie auf einen Monitor überspielt. Das Paar war in Richtung Magellansche Wolken unterwegs gewesen, hatte später jedoch die Millionen-Lichtjahre-Grenze überschritten und war noch weiter ins All vorgedrungen. NA-THAN warf auch die Mannschaftsliste aus.
„Hier ist Homer Gershwin Adams", meldete sich der Finanzchef der Kosmischen Hanse. „Ich rufe Kapitän Jan van Fleet. Wie ist eure Position? Seid ihr alle wohlauf? Was habt ihr zu berichten?"
Es entstand eine ungewöhnlich lange Pause. Adams überzeugte sich noch einmal, daß es sich um eine Hyperkomverbindung handelte. Er nutzte die Zeit und tastete eine Anfrage an NATHAN ein. Die Antwort erschien gleich darauf auf dem Monitor: Funksignale kommen aus dem Asteroidengürtel.
„Jan, warum versteckt ihr euch im Asteroidengürtel?" fragte Adams.
„Ich bin nicht der Kommandant", kam diesmal die Antwort prompt. „Jan van Fleet ist verschollen. Ich bin auch kein Mitglied der Besatzung. Ich bin ganz alleine an Bord."
Adams erstarrte für einen Moment, es verschlug ihm die Sprache. Als der Fremde wieder sprach, da war die Verbindung klar, und Adams konnte den fremdartigen Akzent durchhören. Er sagte: „Ich habe das Schiff verlassen vorgefunden. Ich habe keine Ahnung, was aus der Besatzung geworden ist. Aber es sieht nicht gut aus. An Bord herrscht ziemliche Verwüstung."
„Wer bist du?"
„Man nennt mich Sotho Tal Ker. Ich fürchte nur, die Auskunft reicht nicht aus, damit du dir ein Bild von mir machen kannst."
„Dann schicke mir ein Bild."
„Abgemacht", sagte der Fremde. „Ich schalte die Bildübertragung ein, aber dann unterbreche ich die Verbindung. Ich bin zwar humanoid, wie ihr Terraner sagen würdet, aber ich bin kein Mensch und auch kein Wesen aus dieser Galaxis. Darum muß ich sehr vorsichtig sein. Ich werde mich in einer Stunde deiner Zeitrechnung wieder melden, bitte dich aber, nichts zu meiner Auffindung zu unternehmen. Siehst du? Das bin ich!"
Auf dem Bildschirm erschien ein haarloser Kopf mit einem durchaus menschlichen Gesicht mit Augen, Nase, Mund und Ohren in der richtigen Anordnung. Der breite Mund mit den sinnlichen Lippen zeigte ein freundliches Lächeln. Insgesamt wirkte das Gesicht etwas zu breit und zu derb, letzteres mochte aber an den haarlosen Augenbrauen und der fliehenden Stirn liegen.
„Bevor du die Verbindung unterbrichst, beantworte mir noch eine Frage", sagte Adams. „Wie kommt es, daß du dich ausgerechnet mit mir in Verbindung setzt?"
„Der Bordcomputer hat dich als Kontaktperson ausgewiesen", sagte der Fremde, „und gleich auch den Funkkode mitgeliefert."
„Und wo ist TSUNAMI-113?" fragte Adams schnell.
„Das sind schon zwei Fragen", meinte der Fremde lächelnd. „Aber, ehrlich, ich habe nur dieses eine Schiff vorgefunden. Bis in einer Stunde!"
Der Bildschirm erlosch, die Verbindung war unterbrochen.
Damit begann für Adams die längste Stunde seines Lebens.
Natürlich war sein erster Gedanke, daß der Dekalog der Elemente TSUNAMI-114 gekapert hatte. Bei dem Fremden konnte es sich um ein Maskenelement, aber auch um Kazzenkatt, als „Sotho Tal Ker" getarnt, handeln.
Er diskutierte das mit den drei Hanse-Sprechern und befragte auch NATHAN. Die erste Hochrechnung wies noch eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür aus, daß das Element der Lenkung seine Hand im Spiel hatte.
Aber es gab auch verschiedene Punkte, die dagegen sprachen. Eine entsprechende Anzahl von Maskenelementen hätte die gesamte Mannschaft von TSUNAMI-114 ersetzen können und hätte es gewiß leichter gehabt als ein einzelner. Warum sollte sich also das Lenkungselement die Umstände machen, sich als Angehöriger eines
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