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1251 - Stalker

Titel: 1251 - Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verhalten bestimmt.
    Dagegen kann ich nicht an. Ich hätte dich vorwarnen sollen, Gershwin, ich weiß. Aber dafür war die Zeit zu knapp. Ich werde dir Aufklärung geben, und wenn du befindest, daß dir unter den gegebenen Umständen ein Umgang mit mir nicht, zuzumuten ist, dann kannst du mich fortschicken. Aber eines kannst du nicht von mir verlangen, nämlich daß ich mich vor dir oder irgendeinem anderen entblöße. Das verbietet mir mein Kodex."
    Adams verzog spöttisch den Mund.
    „Wenn du unter ›Entblößung‹ eine eingehende Untersuchung verstehst, dann werden wir nicht weit miteinander kommen, Stalker", sagte er. „Wenn du deine Tarnung nicht aufgibst, kann ich nicht sicher sein, daß du nicht dem Dekalog der Elemente angehörst."
    Der Fremde ließ seine Linke über die Vorderseite seines Umhangs gleiten. Wo die feinnervigen Fingerspitzen das Material berührten, teilte es sich. Auf diese Weise entstand ein Schlitz, und als er lang genug war, schlüpfte Sotho Tal Ker hindurch und warf den Umhang ab.
    „Ich zeige mich dir, mein Freund", sagte er fast feierlich. Unter dem Umhang trug er eine knappe Kombination, die ihm eng am Körper und an den schlanken Armen und Beinen anlag.
    Nun zeigte es sich, daß er einen schmalen, aber fast tonnenförmig vorgewölbten Oberkörper hatte. Der Unterleib war nach vorne gereckt, das Becken nach hinten geknickt, so daß es aussah, als recke er das Gesäß. Das gab seiner Haltung etwas Aufreizendes, aber in der Bewegung kam das weniger stark zum Ausdruck.
    Sotho Tal Ker verdrehte den Körper und verrenkte die Glieder, bewegte den Kopf an dem langen, kräftigen Hals, schnitt Grimassen und ließ seine Hände schwingende Bewegungen machen. Es schien, als vollführe er einen Tanz, oder aber auch, als karikiere er einen solchen durch eine überzeichnete Pantomime. Es war aber auch eine Bewegungsstudie, und zu dieser Ansicht kam Adams immer mehr, je länger der Fremde vor ihm tänzelte.
    Adams konnte nicht anders, er mußte schmunzeln. Es war geradezu rührend, mit welcher Naivität sich Sotho Tal Ker produzierte, in dem ehrlichen Bemühen, sich dem Betrachter zu offenbaren. Er sprach nur einmal während dieser Vorführung, der die Hanse-Sprecher mit offenen Mündern beiwohnten, und was er sagte, machte deutlich, was er damit zu erkennen geben wollte.
    „Sieh mich an, das bin ich. So ist mein Körper. Und wenn du mir in die Seele blicken willst, dann sprich mit mir. Auf diese Weise – und nur so – kann ich mich dir offenbaren, mein Freund."
    Er gab damit aber auch zu verstehen, daß man ihn nur durch solcherart Zurschaustellung kennen lernen konnte, nicht aber durch exakte wissenschaftliche Messungen.
    Adams dünkte es seltsam, daß sein Kodex eine nüchterne Analyse nicht zuließ.
    Seine Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig, und er hatte die Grazie eines Tänzers. Ohne den Umhang wurde offenbar, daß Arm- und Kniegelenke höher saßen als beim Menschen. Die Oberarme waren nur halb so lang wie die Unterarme, und ebenso nahmen die Oberschenkel nur ein Drittel der gesamten Beinlänge ein. Das verlieh seinem Gang etwas Stolzierendes – Adams erinnerte er an den der Mannequins in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts –, irgendwie wirkte er wegen der langen Unterschenkel auch gestelzt. Dennoch waren seine Bewegungen nicht eckig. Er konnte sich geschmeidig wie ein exotisches Raubtier bewegen und vorsichtig wie ein Pirschgänger.
    Erst bei diesen Überlegungen wurde Adams bewußt, wie treffend die Bezeichnung „Stalker" in diesem Zusammenhang war.
    Stalkers schmale, feinnervige Hände waren fünffingrig. Auch die Füße, nackt und ohne irgendwelche Gehhilfe, waren fünfgliedrig und schmal, jedoch ungewöhnlich groß. Dies jedoch vor allem wegen eines ausladenden Fersenbeines.
    Stalker beendete seine Vorstellung mit einer schwungvollen Verbeugung, die jedoch etwas grotesk ausfiel, weil er die schmalen Schultern weiterhin nach hinten durchdrückte, den Unterleib aber nicht zurückziehen konnte. Und der nach vorne gereckte Kopf geriet ihm dabei fast zwischen die Beine.
    Als er sich aufrichtete, begann auf dem Brustteil seiner hellblauen Uniform das Dreieckssymbol silbern zu flimmern. Auch auf den Passen der Ärmel und der Hosen leuchteten silberne Muster auf, ebenso wie auf den Schultern. Adams vermutete, daß es sich um Rangabzeichen handelte, die er jetzt erst zu erkennen gab.
    Stalker sah sein vierköpfiges Publikum erwartungsvoll an. Celeste und Timo begannen

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