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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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synthetischen Geschöpfen zu tun haben, die darauf aus sind, uns einen Krieg aufzuzwingen, den wir nicht wollen."
    „Ich glaube, ich verstehe dich", antwortete das Boot. Es war, wie er wohl wußte, nicht wirklich das Boot, das zu ihm sprach. Es war die Stimme der EXPLORER. Das Boot stand mit dem Mutterschiff in direkter Verbindung. Alles, was es wahrnahm, wurde an die EXPLORER übertragen und dort ausgewertet.
    Das Boot kippte über den Berggrat, der die Schlucht nach Norden hin begrenzte. Leichter Dunst hing in der Luft, der den fahlen Strahl des schweren Paralysators deutlich sichtbar machte. Die in rostrote Uniformen gekleideten Antikörper, die das ungefüge Fahrzeug belagerten, schienen die Annäherung des Bootes nicht bemerkt zu haben. Sie sahen erst auf, als die ersten in ihren Reihen zu Boden stürzten und sich nicht mehr rührten. Es schien sich unter den Cloreonen herumgesprochen zu haben, über welch verheerende Waffen die Fremden verfügten. Einzelne Schüsse lösten sich aus den schweren Waffen der Rostroten, aber sie brachten den Schutzschirm des Bootes kaum zum Flackern. Panik brach unter den Antikörpern aus. Sie wollten fliehen, aber die Wirkung des Paralysators ereilte sie, noch bevor sie ihre Gleiter erreichten. Der lähmende Strahl drang durch die Wandung des größeren Fahrzeugs. Ein paar Rostrote erschienen unter der offenen Einstiegsluke und taumelten haltlos zu Boden. Er würde Or Mendin suchen müssen, kam Reginald Bull zu Bewußtsein. Ohne Zweifel war er dem Paralysatorbeschuß ebenso zum Opfer gefallen wie seine Bedränger.
    Schwierig konnte die Suche nicht sein. Or Mendin war der einzige, der nicht die charakteristische Uniform der Antikörper trug. Wenigstens stellte Bull sich das so vor.
    Es war unheimlich still auf der Sohle der Schlucht, als das Boot landete. Selbst der frische Wind, der oben am Grat die Wipfel der Büsche bewegte, war hier unten nicht mehr zu hören. Die reglosen Gestalten der Antikörper lagen zu Dutzenden zwischen dem Felsgestein und der kargen Vegetation verstreut. Aber Reginald Bull ging kein unnötiges Risiko ein. Er hatte die schwere Kombiwaffe in der Armbeuge, als er durch die Schleuse trat. Der Feldschirm seines SERUNS war aktiviert.
    Er ging auf das cloreonische Fahrzeug zu. Er spähte durch das Luk. Er rief den Namen dessen, den er suchte: „Or Mendin." Die Laute seiner Stimme gingen durch den Translator, der sie mit dem Akzent der cloreonischen Sprache versah. Mit Antwort hatte Bull nicht gerechnet. Wenn Or Mendin in der Nähe war, dann hatte er den Geist ebenso aufgegeben wie seine Artgenossen.
    Deswegen riß es ihn förmlich herum, als die Außenakustik des SERUNS Laute übertrug, die in seiner unmittelbaren Nähe gesprochen wurden. Der Translator trat automatisch in Tätigkeit und übersetzte: „Ich bin der, den du suchst. Mein Name ist Or Mendin."
     
    *
     
    Reginald Bull staunte. Zum ersten Mal wurde ihm bewußt, welche Vielfalt der Formen eine mit Methoden der genetischen Manipulation arbeitende Technik der Reproduktion hervorzubringen vermochte. Das Wesen, das sich dort den Hang herab bewegte, hatte kaum Ähnlichkeit mit den kräftigen, gedrungenen Gestalten der Antikörper. Es war hochgewachsen und schlank, einen Kopf größer als der Terraner. Es trug eine hellblaue Montur, die sich aus übereinander gefalteten, lappenförmigen Materialstücken zusammensetzte. Seine Bewegungen waren bedächtig, fast grazil - nicht ruckartig wie die der Antikörper-Cloreonen, mit denen Reginald Bull bisher zu tun gehabt hatte.
    Or Mendin kam bis zum Fuß des Hanges; dann blieb er stehen. Er hob den rechten Arm und machte eine Geste, die unschwer als Ausdruck der Friedfertigkeit zu verstehen war. Reginald Bull reagierte in gleicher Weise: Er hob die Hand und ließ gleichzeitig den Lauf der Kombiwaffe sinken. „Ich grüße dich", sagte er, und der Translator übersetzte seine Worte getreulich. „Auch mein Gruß gilt dir", antwortete der Cloreone. „Wir haben nicht viel Zeit zum Sprechen. Ge Allini wird rasch erfahren, was hier geschehen ist, und mit verstärkten Kräften angreifen."
    „Du wirst mir erklären müssen, wer Ge Allini ist und was er gegen dich hat", sagte Reginald Bull.
    Er öffnete den Helm, weil es ihm lächerlich erschien, mit dem Cloreonen über Außenakustik kommunizieren zu müssen. Er schob sich den schalldurchlässigen Atemfilter über Mund und Nase, damit die giftigen Gasbeimengungen der Atmosphäre ihm nichts anzuhaben vermochten.

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