1256 - Die Faust des Kriegers
dienen. Aber sag mir, Vathin, was das zu bedeuten hat! Wenn wir stören, schwirren wir wieder ab."
Der cloreonische Oberwächter brauchte ein paar Atemzüge, um zu reagieren. Diese Zeitspanne nutzte das winzige Wesen in der Tasche des blauen Bademantels des Fremden aus, um ihre sympathische Stimme erklingen zu lassen. „Wir sind nach Ciclaun gekommen, um etwas über eine seltene Pflanze in Erfahrung zu bringen. Sie heißt Comanzatara."
„Inhaftieren!" brüllte Color dazwischen. „Es herrscht Krieg. Der Krieg, auf den wir uns 5000 Jahre lang vorbereitet haben. Die Letzte Schlacht steht bevor. Der Ewige Krieger hat das Signalhorn geblasen."
„Sei mir nicht böse, Tausendäugiger." Rainer Deike legte einen Arm auf die Schultern des cloreonischen Kommandanten der EXE-23. „Aber von Schlachten und Kriegen will ich nichts hören. Du würdest so denken und sprechen wie ich, wenn du die Chance gehabt hättest, deinen Geist ohne militärischen Zwang zu entwickeln."
„Vathin wird meine Vorschläge befolgen", schrie der Kommandant des Kurierschiffs erregt. „Cholerischer Militarist." Jizi Huzzel hatte ihren Sprachverstärker nach unten gedreht, so daß die Lautstärke gerade noch ausreichte, um den Translator zu steuern. Und dieses Gerät paßte sich automatisch der leisen Stimme an. „Begrüßte man so Besucher aus der Ferne des Alls?"
Color blickte hilfesuchend auf Vathin, dem er nun einmal nach dem Befehl des Unteradmirals Lillingjoke unterstellt worden war. Der Oberwächter reagierte nicht.
Aus der linken Bademanteltasche des großen Fremden glitt, wie von unsichtbaren Kräften getragen, ein unscheinbares graues Ding, das die Form einer Miniaturbadewanne hatte. Es steuerte zielsicher die rechte Tasche an, und als es diese erreicht hatte, sprang Jizi Huzzel mit einem Satz hinein. Die Hände der winzigen Fremden mit der sympathischen Stimme taten nichts. Das Ding flog von allein.
Vathins 36 Augen quollen auf. Hier geschahen Dinge, die seinen Horizont überschritten. Der innere Kampf zwischen dressiertem Pflichtbewußtsein und den eigenen Gedanken drängte sich wieder in den Vordergrund seiner Überlegungen. „Das ist meine Virenschaukel", erklärte die winzige Frau. „Ein Beförderungsmittel für Normalgewachsene, die in einer Welt von Riesen leben müssen."
Sie kreuzte vor dem cloreonischen Oberwächter hin und her. „Tu etwas gegen diesen Wahnsinn, Vathin!" schrie der Kommandant der EXE-23. „Oder ich bringe..."
„Du tust gar nichts", erklärte Vathin gelassen. Er lebte von den unbeschreiblichen Ausstrahlungen der beiden in der Größe so unterschiedlichen Fremden. Diese beiden verstanden sich! Der in dem blauen Bademantel. Und die Kleine in ihrer Virenschaukel. (Was immer das sein mochte!) „Aber du tust das, was ich dir sage, Color. Ich drücke mich ganz bewußt nicht in dem Ton aus, mit dem du sprichst und der in der Blauen Garde von Ciclaun gang und gäbe ist. Ich bitte dich, auf deiner EXE zu verschwinden, angedockt zu bleiben und dein militaristisches Maul zu halten!"
„Ich befolge diesen Befehl!" antwortete der Ciclauner stereotyp. „Du trägst die Verantwortung, Vathin, nicht ich. Du bist dir darüber im klaren, daß ich einen entsprechenden Bericht verfassen werde, der deine Verfehlungen enthält?"
„Verschwinde!" antwortete Vathin. „Wir wollten keine Konflikte unter Öuch heraufbeschwören." Jizis Stimme entschädigte Vathin für alle seelischen Qualen. Es war so wunderbar zu spüren, daß jemand nur die Wahrheit sagte und nur das, was er (oder in diesem Fall sie) wirklich meinte.
Color verließ mit erhobenem Haupt und stolzer Miene die Andockkammer. „Wir bitten dich, Vathin" sagte Rainer Deike, „an Bord der ACHTERDECK zu kommen. Wir haben dort eine Pflanze, die Comanzatara heißt. Sie sucht etwas, und wir wollen ihr helfen. Wir wissen, daß Comanzatara einmal auf Ciclaun gewesen ist. Und auch auf Sans-Cror, Perpetim, Vilyandoc..."
„Schon gut", unterbrach der Oberwächter die Besucher aus der fremden Ferne. „Hört ihr mir bitte auch einmal zu?"
Rainer Deike schwieg sofort und setzte eine entschuldigende Miene auf, die sogar der Cloreone verstand. Und Jizi sagte: „Natürlich, Vathin. Entschuldige bitte unsere Unhöflichkeit. Wir wollen doch nur Comanzatara helfen. Diese Pflanze ist das einsamste Geschöpf des Universums."
„Manchmal", entgegnete der Cloreone, „dachte ich, ich bin das einsamste Lebewesen überhaupt."
Und als Deike und die Winzige mit der sympathischen
Weitere Kostenlose Bücher