1256 - Die Faust des Kriegers
berufe mich auf den Kodex des Kriegers, denn ich vertrete ihn."
Ich wollte irgend etwas erreichen, aber ich wußte noch gar nicht genau, was. Und außerdem rechnete ich nicht damit, daß Volcayr auf mein Verlangen reagieren würde. Er hatte seine Sturheit schon zur Genüge bewiesen. „Was willst du?" Sein Singsang klang nicht einmal unfreundlich.
Aus mir platzte das heraus, was meine Gefühle beschäftigte. „Ich will hier heraus, Elf ahder! Ich will zurück zu meinen Leuten! Es entspricht nicht meinem Status, mit einem wilden Elf ahder durch die Gegend zu rasen und die Vorbereitungen für eine sinnlose Schlacht zu verfolgen."
Ich rechnete nicht mit einer Reaktion in meinem Sinn, aber mit weiteren Schwierigkeiten seitens des Gepanzerten.
Volcayr sang ein kurzes: „Ja, gern!"
Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen.
Die Überraschung war perfekt, als er fortfuhr: „Klar! Tu, was du tun mußt, und lege deine Feuertaufe ab!"
Die unsichtbare Kraft, der mich schon mehrmals in und aus dem Igelpanzer befördert hatte, packte wieder nach mir. Ich hatte das Gefühl, daß sie diesmal deutlich unsanfter mit mir umging. Ich wurde förmlich aus dem Igelpanzer geschleudert und landete - mit dem Gesäß voran - auf dem Planetenboden.
Noch bevor ich mich aufgerappelt hatte, raste das Gefährt des Elfahders los, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend.
Sekunden später war der Igelpanzer aus meinem Blickfeld verschwunden. In meiner unmittelbaren Nähe landeten die Raumschiffe und Beiboote der Kolonial-Cloreonen. „Verrat!" zischte ich wütend und drohte dem entflohenen Volcayr mit der Faust hinterher. „Niederträchtiger Verrat in einem üblen und durchtriebenen Katzund-Maus-Spiel! Aber es wird sich noch zeigen, wer die Katze ist. Und wer die Maus!
6.
Rainer Deike stand minutenlang stumm da. Dann schleuderte er mit einer heftigen Bewegung seinen blauen Bademantel von sich. „Verrat!" schrie er wütend. „Niederträchtiger Verrat! Das können nur die Maahks gewesen sein. Ich hatte sie von Anfang an in Verdacht. Sie treiben ein übles Spiel."
„Das ist unmöglich", meldete sich Käpten. „Ich hätte es bemerkt, wenn jemand während eurer Abwesenheit die Wohnräume oder Labors betreten hätte."
„Käpten!" Der Terraner feixte zufrieden, weil ihm plötzlich ein Licht aufging. „Du bist ja allgegenwärtig, du alte Supervire! Sag mir, wer Comanzatara gestohlen hat!"
„Ich bedauere", grollte die veränderte Vishna-Stimme mit ihrem männlichen, rauhen Baß. „Ich habe nichts beobachtet und nichts feststellen können. Es gehört sich nicht für mich, unablässig in euren Privaträumen gegenwärtig zu sein. Aber ich weiß, daß niemand eure Räume betreten hat. Während der letzten Stunde hielt sich außer euch beiden überhaupt niemand in diesem Sektor auf."
„Außer uns und Vathin", stellte Jizi Huzzel fest. Sie hatte sich soweit von dem Schrecken erholt, daß sie ihre Virenschaukel wieder sicher steuern konnte. „Vathin!" höhnte Deike. „Jetzt bist du übergeschnappt, kleine Hexe! Er kam mit uns, und damit ist er über jeden Verdacht erhaben."
„Eigentlich hast du recht, Langer", lenkte die Siganesin sogleich ein. „Aber wer war es dann?"
Der Cloreone stand hilflos zwischen den beiden Vironauten und verstand gar nichts. Er dachte über seine eigene Situation nach und kam zu dem Schluß, daß er so ziemlich alles falsch gemacht hatte, was er hatte falsch machen können.
Color war mit der EXE-23 auf und davon. Für ihn stand damit fest, daß die Letzte Schlacht ohne ihn geschlagen werden würde. Vorbei war damit auch der Traum von einer glanzvollen Karriere in den Blauen Garden von Ciclaun. Er würde bestraft und degradiert werden.
Und nun schien es auch noch so, daß die kleine Fremde mit der sympathischen Stimme ihm Vorwürfe machte.
Vathin sank niedergeschlagen auf dem nächsten Stuhl nieder. Er stützte seinen Kopf in die Hände und ergab sich in sein Schicksal. „Käpten", hörte er den Langen sagen, dessen Übersetzungsmaschine ihn noch immer an allen Gesprächen beteiligte. „Du mußt eine Lösung für dieses Rätsel finden."
„Ich kann nur eine Vermutung äußern", antwortete die Intelligenz der ACHTERDECK. „Da niemand in eurem Sektor war, kann nur einer für das Verschwinden der weiblichen Pflanze verantwortlich sein."
„Wer?" kam es gleichzeitig aus dem Mund Deikes und dem seiner siganesischen Begleiterin. „Sie selbst", behauptete Käpten. „Das ergibt keinen Sinn",
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