1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
Anders verhielt es sich mit dem Ausdruck in seinem Gesicht. Er sah um zehn Jahre gealtert aus. Die Haut hatte ihre Frische verloren. Ringe lagen unter den Augen mit den braunen Pupillen. Das Fleisch an den Wangen sah schlaff aus, und seine Mundwinkel hingen nach unten.
So sah kein Siegertyp aus. Aber er fühlte sich auch nicht als Sieger, sondern irgendwie missbraucht.
Darüber dachte er nach, als er in der kleinen Küche sein Frühstück zubereitete. Zwei Eier schlug er in die Pfanne, röstete zwei Toastscheiben und kochte starken Kaffee.
Der Tisch passte in die kleine Küche, und er reichte gerade für eine Person.
Francis Gallo trank Kaffee. Nach dem zweiten Schluck, der ihm so gut getan hatte wie der erste, fiel ihm auf, dass er noch nicht die Zeitung geholt hatte.
Er stand auf und ging zur Haustür. Der Bote hatte die Zeitung wie jeden Tag auf die Matte gelegt.
Gallo ging wieder zurück in die Küche, und schlug sie auf. Er saß noch nicht ganz, als ihn der Schock traf. Auf der zweiten Seite las er sich selbst halblaut die Schlagzeile vor. »Killer mit Totenmaske endlich gefasst. Das letzte Opfer entkam!«
Blut schoss ihm in den Kopf. Plötzlich waren die Bilder der vergangenen Nacht wieder da. Seine Beine fingen an zu zittern, und er musste sich setzen.
Er las den Artikel zwei Mal, dann legte er die Zeitung zur Seite. Der Kaffee schmeckte ihm nicht mehr so richtig, auch von den beiden Spiegeleiern ließ er eines stehen, denn gedanklich beschäftigte er sich mit seinen Albträumen und deren Hintergrund.
Er war nicht in der Lage, die gesamte Szenerie völlig zu durchdenken, aber ihm war plötzlich ein Gedanke gekommen, mit dem er sich schon früher beschäftigt hatte.
Seine schrecklichen Albträume hatten sich tatsächlich immer wieder bestätigt. Was er in den Nächten geträumt hatte, war dann eingetreten. Er hatte die Taten so plastisch in den Augenblicken gesehen, in denen sie auch durchgeführt worden waren.
Das hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben, und er war so weit, dass er sich die Schuld gab. Immer wenn er diesen Schrecken träumte, wurde dieser zu einer Tatsache.
WARUM?
Auf diese Frage wusste Gallo keine Antwort. Er selbst war nicht gut genug gerüstet, um eine Erklärung zu bekommen, aber er kam zu dem Fazit, dass die Taten und seine Person in einem gewissen Zusammenhang standen, wenn auch der letzte Mord nicht mehr hatte durchgeführt werden können, weil die Polizei dazwischengekommen war.
Das hatte ihn auch so erschreckt, als er auf dem Boden in seiner Kirche gelegen hatte. Er war nicht in seine tiefen Depressionen verfallen wie bei den anderen Taten, es hatte ihn einfach von einer anderen Seite her erwischt.
Nachdem er auch die zweite Tasse voll mit Kaffee geschenkt hatte, stand für Francis Gallo fest, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Das war kein Leben für ihn, daran würde er irgendwann seelisch zerbrechen. Deshalb musste er etwas unternehmen.
Doch was?
Er griff wieder zur Zeitung. Gallo erinnerte sich an den Artikel, und er glaubte daran, dass ihm darin etwas aufgefallen war. Der Schreiber hatte den Namen des Mannes erwähnt, dem es gelungen war, den Killer mit der Totenmaske zu stellen. Es war ein Inspektor von Scotland Yard.
Gallo fand den Namen im Artikel wieder. Inspektor Suko.
Der Pfarrer legte die Zeitung auf den Küchentisch, blieb wie versteinert sitzen und hing seinen Gedanken nach. Irgendetwas saß in seinem Kopf fest. Es war eine Idee, aber sie klemmte so stark fest, dass er nicht in der Lage war, sie zu lockern. Noch nicht, aber sie war ihm mit dem Namen Suko gekommen.
Er hatte ihn nicht zum ersten Mal gelesen oder gehört. So genau wusste er das nicht. Die folgenden Minuten glichen bei ihm einem harten Brainstorming. Er musste herausfinden, ob er Recht hatte, denn ihm war der Gedanke gekommen, dass dieser Suko kein normaler Polizist war, wie man ihn oft kannte.
Er arbeitete nur an bestimmten Fällen, und das nicht allein. Das zumindest war ihm noch durch irgendwelche Berichte in Erinnerung geblieben.
Plötzlich fielen ihm die berühmtem Schuppen von den Augen. Ja, das war die Erleuchtung. Da gab es noch einen zweiten Mann beim Yard, der sich für ungewöhnliche Fälle interessierte.
Er griff noch mal zur Zeitung, überflog den Artikel wieder und las auch den Begriff Geisterjäger, der mit Suko in Verbindung gebracht worden war.
Aber nicht nur er wurde so genannt, sein Kollege ebenfalls oder noch stärker. Das hatte er gelesen, das hatte sich
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