1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
Ein Pfarrer hat sich für den heutigen Nachmittag angemeldet.«
»Hat er gesagt, was er will?«
»Nein, er wurde nicht konkret. So viel ich herausgefunden habe, ist es schon eine dienstliche Angelegenheit. Das wird er dir und Suko am besten selbst sagen können.«
»Wie heißt der Mann denn?«
»Francis Gallo.«
Ich überlegte einen Moment. »Nein, den kenne ich nicht. Hast du denn mit Suko darüber gesprochen?«
»Nur kurz. Er ist noch nicht im Büro, sondern bei den Kollegen, für die er einen Serienkiller gestellt hat. Es war der Mörder mit der Totenmaske.«
»Super. Das Bild habe ich auf Zeitungen am Flughafen gesehen.«
»Jedenfalls treibt er sein Unwesen nicht mehr.«
»Okay, Glenda, dann setze ich mich jetzt in Bewegung.«
»Soll ich dir einen Kaffee kochen?«
»Himmel!«, rief ich und verdrehte die Augen. »Was meinst du, was ich in Moskau vermisst habe?«
»Nur den Kaffee.«
»Unter anderem.«
»Klar, ansonsten war Karina zur Stelle.«
»War sie, Glenda, sie ist auch eine tolle Frau. Aber sie steht nicht unbedingt auf mich.«
»Wäre ja noch schöner. Hat sie denn einen Freund?«
Ich beschloss, ihre Neugierde nicht zu befriedigen und sagte ausweichend: »Das kann sein.«
»Und wer ist der Glückliche?«
»Das weiß ich leider auch nicht.«
Sie schimpfte mich aus und drohte mir an, den Kaffee zu vergiften, aber ich legte gelassen und auch grinsend auf. Mit den Gedanken war ich schon beim Yard und fragte mich, was wohl dieser Pfarrer von mir wollte…
***
Glenda hatte trotz allem Wort gehalten, denn als ich das Büro betrat, da wehte mir der Geruch ihres Kaffees entgegen und zauberte ein Lächeln auf meine Lippen.
»Da ist es wieder, dieses heimatliche Aroma«, sagte ich und schloss die Augen.
»Noch nicht, John!«
Die Antwort hatte recht scharf geklungen. Als ich wieder aufschaute, stand Glenda Perkins wie ein Wachtposten vor der Kaffeemaschine, sodass ich nicht dran kam.
Sie trug einen wadenlangen Rock aus rehfarbenem Wildleder und dazu eine tailliert geschnittene Jacke in einem sanften Grün. In der Mitte des Oberteils zeichnete sich das silbrige Band des Reißverschlusses ab. Glenda hatte ihn nicht ganz geschlossen, sodass noch einiges an Haut zu sehen war.
Ich schaute auf ihre beiden Hügel und grinste sie an. »He, was ist denn los?«
Ein Zeigefinger mit blass lackiertem Nagel deutete wenig später auf mich. »Du bist mir noch eine Antwort schuldig.«
»Ach… wieso denn?«
»Spiel hier nicht den Unschuldigen, das steht dir nicht. Es geht um Karina Grischin.«
»Himmel, Amor und Zwirn, ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts mit ihr hatte.«
Sie lächelte und flötete: »Das glaube ich dir sogar ausnahmsweise. Ich möchte nur wissen, mit wem sie etwas hat. Wer hat sich an sie herangewagt? Wer ist tough genug, um…«
»Es ist nur eine Vermutung.«
»Sie interessiert mich trotzdem.«
»Wladimir.«
»Ach!« Nach dieser Antwort blieb ihr Mund offen. »Wirklich? Wladimir Golenkow?«
»Ich weiß es nicht genau, aber einiges deutete schon darauf hin. Bist du nun zufrieden?«
»Ja, das könnte man so sagen.«
»Dann gib endlich den Weg frei.«
Glenda verzog die Mundwinkel. »Du bist ja schon richtig süchtig nach dem Gebräu.«
»Du nicht?«
»Nicht immer.«
»Aber immer öfter, wie?«
Unsere kleine Scherzparade wurde unterbrochen, weil Freund Suko das Büro betrat. Er sah mich, blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Hast du denn kein Zuhause?«
»Nein, ich habe dich vermisst.«
»Und Glendas Kaffee«, sagte er und deutete auf die Tasse in meiner rechten Hand.
»Das auch.« Ich stellte die Tasse ab, und wir begrüßten uns wie zwei Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten. Suko war der Meinung, dass ich erst mal berichten sollte, aber Glenda funkte dazwischen.
»Denkt an den Pfarrer, der euch besuchen will. Er hätte eigentlich hier sein müssen.«
Ich ging vor in unser Büro und hörte Suko noch fragen: »Hat er wirklich nicht gesagt, worum es geht?«
»Nein, das hat er nicht. Aber wenn er hier anruft, kannst du davon ausgehen, dass er bereits über euch und über euren Job Bescheid weiß. Aus Spaß tanzt er bestimmt nicht an.«
Das sah Suko auch so. Ich saß schon am Schreibtisch, als er kam und mich fragte: »Sagt dir der Name Francis Gallo etwas?« Er hatte ihn noch von Glenda gehört.
»Nein, nichts.« Wir hatten zwar schön des Öfteren Kontakt zu Pfarrern gehabt, aber ein Geistlicher mit diesem Namen war uns noch nicht untergekommen. Allerdings
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