1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
konnte den Schrei nicht unterdrücken, als er auf Suko zusprang. Er war wie von Sinnen. Es gab nichts mehr, was noch zu überlegen und zu taktieren war.
Er wollte töten, riss den Arm hoch, stieß zum zweiten Mal zu - und verfehlte sein Ziel wieder.
Der andere war so schnell gewesen, dass ihm die Bewegungen gar nicht aufgefallen waren. Schattenhaft hatte er sich zur Seite gedreht und den Killer ins Leere laufen lassen.
Den Sprung hatte der Mann mit der Totenmaske nicht mehr rechtzeitig abbremsen können. So war er wieder gegen die Wand geprallt. Diesmal mit der Frontseite, und er hatte mit der abrutschenden Messerklinge die Tapete aufgefetzt.
Aus seinem Mund drang ein Heulen.
Bis er den harten Schlag im Nacken mitbekam. Es war der berühmte Hammertreffer, der sein Bewusstsein von einem Augenblick zum anderen auslöschte. Der Killer fiel so, als hätte ihm jemand die Beine unter dem Körper weggetreten und blieb vor den Füßen des Inspektors liegen.
Suko schüttelte den Kopf. Er hatte noch etwas Zeit, bis die Kollegen vom Einsatzkommando eintrafen und konnte sich deshalb mit dem Killer beschäftigen.
Seine Schläge kannte er und wusste auch, dass der Mörder so schnell nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwachen würde. Er legte ihm trotzdem Handschellen an, nachdem er ihm auch das Messer aus der Faust gedreht hatte.
Dann ging er zum Bett der Frau. Die Dame lag auf dem Rücken. Sie schien mittlerweile begriffen zu haben, welch einem Schicksal sie entgangen war, denn aus ihren Augen rannen Tränen und hinterließen feuchte Spuren auf dem Gesicht.
Als sie Suko und dessen Lächeln sah, bemühte sie sich, ein paar Worte zu sprechen. »Was… was … ist das gewesen, Mister?«
»Ein Traum…«
»Nein, das ist kein Traum…«
»Bitte, denken Sie einfach daran, dass es ein Traum gewesen ist. So kommen Sie am besten darüber hinweg.«
»Er wollte mich töten.«
»Jetzt nicht mehr.«
Die Frau schüttelte den Kopf. Suko sah ihr an, dass sie mit den Gedanken nicht mehr bei der Sache war, und entfernte sich von ihrem Bett, weil er sich um den Mörder kümmern wollte.
Noch trug er seine hässliche Totenmaske. Suko fasste zu. Er spürte unter seinen Händen die weiche Masse, die ihn beinahe an Knetgummi erinnerte.
Er zerrte sie vom Kopf des Killers weg und konnte sich endlich das Gesicht anschauen.
Suko erschrak. Nicht weil das Gesicht verunstaltet ausgesehen hätte, nein, er konnte es nicht fassen, wie jung dieser Killer noch war. In seinen jungen Jahren war er schon zu einem Monstrum mutiert, aber er besaß das glatte Gesicht eines Menschen, der die Zwanzig erst seit höchstens zwei oder drei Jahren überschritten hatte.
Was trieb einen so jungen Menschen dazu, andere Menschen brutal zu töten?
Suko konnte keine Antwort darauf geben. Es war zudem nicht seine Sache, denn darum sollten sich die Polizei-Psychologen kümmern. Ihre Erkenntnisse würden vielleicht etwas bringen.
Die Ruhe im Haus war wenig später vorbei. Ein halbes Dutzend Kollegen stürmte hoch. Das Zimmer war für die mit Gewehren bewaffneten Männer zu klein. Suko drückte die meisten von ihnen wieder hinaus in den Flur, und nur der Einsatzleiter der kleinen Gruppe blieb zurück. Er schob das Visier seines Helms nach oben.
»Das haben Sie gut gemacht, Suko!« Dabei warf er dem bewusstlosen Killer einen verächtlichen Blick zu.
»Ja, es war die beste Möglichkeit.« Der Inspektor lehnte sich gegen die Wand. »Ich habe mich anschleichen und ihn im letzten Augenblick stellen können.«
»Wie geht es der Frau?«
»Relativ gut. Wir sollten trotzdem einen Arzt holen.«
»Ja, wird erledigt.« Der Mann warf einen Blick auf das Gesicht des Mörders und schüttelte den Kopf.
»Verdammt noch mal, er ist noch so jung, ich begreife das allmählich nicht mehr. In welch einer Welt sind wir eigentlich zu Hause?«
Suko zuckte mit den Schultern. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Mr. Roberts. Ich bin allerdings der Meinung, dass sie weder schlechter noch besser ist als früher auch. Man bekommt durch die Medien heute nur mehr mit. So ist das.«
»Nicht immer ein Vorteil.«
»Aber die Aufklärungsquote hat sich verbessert.«
»Das stimmt auch wieder.«
»Kennen Sie ihn denn?«
»Nein, Inspektor, sein Gesicht ist mir unbekannt. Ich kann es nicht zuordnen.«
»Er hat getötet«, murmelte Suko. »Er hat einfach wahllos getötet. Das will mir auch nach all den Jahren nicht in den Kopf, dass es so etwas überhaupt gibt.« Er räusperte sich. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher