1258 - Sternenfieber
handelt sich demnach um Verwandte."
„Um Verwandte?" echote Kumin Zarow. „Dann sollten wir mit ihnen ins Gespräch kommen können."
„Nicht so, wie ihr euch das vorstellt", erwiderte das Schiff. „Wie schon gesagt, handelt es sich um eine Entwicklungszivilisation. Es wäre ein schwerer Schock für diese Leute, wenn sie unverhofft mit Besuchern aus dem Weltraum konfrontiert würden. Ich schlage vor, die Frauen in einigen blitzschnellen Nacht- und Nebelaktionen zu befreien und als Waffen nur Paralysatoren zu benutzen."
„Nacht- und Nebelaktionen?" wiederholte Quirin Shield erschaudernd. „Wir allein und nur mit Paralysatoren bewaffnet? Das ist unmöglich, Schiff. Du mußt uns wenigstens eine Hundertschaft Kampfroboter zur Verfügung stellen."
„Das ist nicht möglich", erwiderte die BLOODY MARY. „Ihr hattet euch keine Kampfroboter gewünscht, also habe ich auch keine aus der Ausgangsmasse hergestellt.
Wir verfügen lediglich über drei Universalroboter."
„Dann mußt du eben irgend etwas zu Kampfrobotern umgestalten!" erklärte Shastru Drummon.
„Das geht nicht mehr", entgegnete das Schiff. „Die Viren sind inzwischen spezialisiert und haben ihre Omnipotenz eingebüßt. Ich kann keine Kampfroboter herstellen."
„Aber was sollen wir denn dann machen?" rief Nakosh Langee aufgebracht. „Sollen wir die Frauen im Stich lassen?"
„Euch wird schon etwas einfallen", antwortete die BLOODY MARY.
„Kannst du nicht wenigstens ein paar Transformbomben auf Cyma explodieren lassen?" fragte Konzel Chiplane. „Nur so zur Einschüchterung?"
„Es tut mir leid; das wäre Massenmord", lehnte das Schiff ab. „Ich rate dazu, die beste Waffe der Menschheit einzusetzen: das Gehirn."
Wie, um zu demonstrieren, daß es das Gespräch damit für beendet hielt, schaltete das Schiff auf Enerpsi-Antrieb um. Augenblicklich veränderten sich die Bilder auf der Panoramagalerie. Farbtupfer sprühten gleich einem kosmischen Feuerwerk durch ein unendliches strahlendes Dunkelblau, das langsam pulsierte.
Wie auf einer Achterbahn jagte die BLOODY MARY über eine grünlich leuchtende „Schiene", zwischen anderen Lichtbahnen hindurch, die sich in permanenter peitschender, schlängelnder und schwingender Bewegung befanden und alle zusammen den Ausschnitt eines im Normalraum unsichtbaren Netzwerks aus psionischer Energie bildeten, das alle Räume und Zeiten durchzog und gleichzeitig in sich einschloß.
Die sechs Sternenkämpfer schwiegen - und ihre Schüler befanden sich ohnehin, von Ausnahmefällen abgesehen, niemals in der Zentrale. Es gab niemanden, der sich der Faszination des ungeheuerlichen Anblicks entziehen konnte, von dem die Menschheit bis vor wenigen Wochen noch nichts geahnt hatte.
Erst als die BLOODY MARY nach vier Minuten wieder in den Normalraum zurückfiel und vor ihr ein blauweißer Planet im All hing, brach der Bann wieder.
Kumin Zarow seufzte schwer, dann erklärte er: „Wir sind also auf uns gestellt, Männer. Vielleicht ist das sogar gut so, denn dadurch müssen wir unsere erste Bewährungsprobe ablegen. Ich denke, wir sollten uns mit VIRUNS und Paralysatoren ausrüsten und uns von einem Beiboot mit Sicht- und Ortungsschutz auf dem Planeten absetzen lassen. Was haben die Eingeborenen uns schon entgegenzusetzen! Wer uns in die Quere kommt, wird einfach paralysiert. Dann hauen wir die Frauen heraus, verfrachten sie in unser Beiboot und verlassen die unfreundliche Welt wieder."
„Und unsere Schüler?" wandte Quirin Shield ein. „Sie sollen doch von uns lernen.
Müssen wir sie dann nicht am Einsatz beteiligen?"
„Das wäre zu gefährlich", widersprach Shastru. „Wenn nun einige von ihnen getötet oder schwer verletzt würden! Was sollten wir ihren Eltern sagen! Nein, sie bleiben hier! Sie können ja unseren Einsatz auf der BLOODY MARY vor den Bildschirmen verfolgen. Das Schiff wird die Übertragung bestimmt organisieren."
„Einverstanden", sagte die BLOODY MARY. „Ich schlage vor, ihr legt euch jetzt unter die Hypno-Schulungs-Geräte, damit ich euch die von der ORCHIDEE übermittelten Informationen über Cyma geben kann."
„Gut!" erwiderte Shastru. „Fangen wir an!"
*
Irgend etwas war mit der NAGELIA geschehen.
Die siganesischen Sub-Vironauten hatten sich gerade in ihrem winzigen Gemeinschaftsraum eingefunden, um vor dem Schlafengehen noch ein paar besinnliche Lieder zu singen, als ein so heftiger Ruck durch das Schiff ging, daß die kleinen Leute durcheinandergewirbelt
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