1258 - Sternenfieber
Röhren ihrer Treibsätze den Weltuntergang anzukündigen.
„Die Munoai-Gruppe kommt in Sicht", meldete die Positronik des Beiboots.
Shastru blickte auf den Frontschirm.
Das Boot flog jetzt in nur hundertfünfzig Metern Höhe über dem Meer. Am südlichen Horizont spannte sich ein Bogen zarter heller Schaumkronen. Das mußte die Munoai-Inselgruppe sein.
Mital Bovis, Nakosh Langee und Konzel Chiplane standen auf und stellten sich neben die Bodenklappe. Ihre Augen waren groß, die Gesichter blaß beziehungsweise grau und auf den Schläfen glitzerte Schweiß.
„Macht eure Sache gut, Männer!" sagte Shastru.
„Ja", erwiderte Nakosh mit belegter Stimme.
Wenige Minuten später war es soweit. Das Boot verhielt in zwanzig Metern Höhe über einer Parkwiese der Stadt Munoai, die Bodenklappe öffnete sich und die erste Dreiergruppe sprang mit aktivierten Antigravs ab.
„Ich bin froh, wenn es für uns auch soweit ist", meinte Shastru und wunderte sich über die Schweigsamkeit von Quirin und Kumin.
Eine halbe Stunde später, als das Beiboot am Rand der Stadt Letrunia verharrte und sich die Klappe abermals öffnete, war auch Shastru schweigsam geworden. Aus unerfindlichen Gründen war ihm übel, und als er sprang, wurde sein Unterzeug naß. Vor Ärger und Scham vergaß er, den Antigrav einzuschalten. Glücklicherweise war der VIRUN ein „denkender" Raumanzug und tat es an seiner Stelle.
Er landete zwischen seinen beiden Gefährten auf einer umzäunten Wiese, auf der in einer langen, eintönigen Reihe die Betonklötze von Munitionsbunkern standen. Am Zaun entlang patrouillierten Doppelposten. Aber sie konnten die Sternenkämpfer natürlich nicht sehen, da die VIRUNS mit Deflektoren ausgerüstet waren.
Das mit den Munitionsbunkern wußten die Männer aus der Hypnoschulung. Die ORCHIDEE hatte gründlich recherchiert, und das Munitionsdepot war nicht grundlos als Landeplatz ausgesucht worden. Es befand sich nämlich unmittelbar neben dem Hauptquartier einer Eliteeinheit der letrunischen Armee - und zwischen beiden Objekten existierte ein unterirdischer Verbindungsstollen, der als einziger Zugang zum Hauptquartier nicht vermint war.
Was aber noch wichtiger war: In dem Hauptquartier der Eliteeinheit wurden alle Vironautinnen der ORCHIDEE gefangengehalten, die auf dem Kontinent gelandet waren - sofern sie noch lebten.
Shastru widerstand der dekadenten Anwandlung, sich von seinem nassen Unterzeug zu befreien und kommandierte: „Paralysatoren schußbereit! Mir nach, Männer!"
Er packte seine Waffe fester und sah sich nach dem Eingang des Verbindungsstollens um. Links neben ihm ließ Quirin seinen Paralysator fallen und stolperte anschließend darüber. Kumin regte sich überhaupt nicht und redete unverständliches Zeug.
„Was brabbelst du denn da zusammen?" fuhr Shastru Kumin an und deutete auf den Stolleneingang, den er eben entdeckt hatte.
„Sie haben uns entdeckt!" flüsterte Kumin Zarow und hob den Paralysator. „Da!"
Er zeigte mit dem Lauf der Waffe in Richtung des Doppelpostens. Die Soldaten waren stehengeblieben, hatten die Waffen in Anschlag gebracht und blickten einem Vierbeiner nach, der anscheinend zielstrebig dorthin rannte, wo die Sternenkämpfer standen.
„Ein Hund!" erklärte Zarow. „Ein Schäferhund! Er hat uns gewittert!"
Shastru hatte nur vage etwas über Schäferhunde gehört und wußte nichts über die empfindlichen Nasen dieser Tiere, aber er ahnte auch so, daß der Hund ihre Mission zum Scheitern verurteilte, wenn sie jetzt nicht blitzartig handelten.
Möglich war das, denn das Beiboot hing noch unsichtbar über der Landestelle, während der ersten Gruppe ein anderes Beiboot zum Rückzug zur Verfügung stand.
Der Schäferhund überschlug sich, als Kumin ihn mit einer Serie von Schockschüssen eindeckte, dann blieb er langausgestreckt reglos liegen.
Mit ohrenbetäubendem Krachen gingen die Waffen der letrunischen Posten los. Zwar aktivierten die Paratronschirme der VIRUNS sich automatisch, aber der Beschuß wirkte demoralisierend. Die drei Sternenkämpfer rannten nach verschiedenen Seiten auseinander.
Wertvolle Zeit verging, bis sie sich wieder gefangen hatten. Unterdessen waren die Posten untergetaucht. Dafür schwärmten überall zwischen den Gebäuden und Bunkern des Hauptquartiers uniformierte Bewaffnete aus.
„In den Stollen!" schrie Shastru über Helmfunk. „Es ist unsere letzte Chance!"
Er blickte sich wild um, entdeckte den Stollen wieder, schaltete das Flugaggregat ein
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