126 - Der Vampir vom roten Mond
Unga, rülpste und erbrach einen Blutschwall auf den Felsen. Dann torkelte er in eine Höhle, wo er sich niederlassen und seinen Blutrausch ausschlafen wollte. Als echter Dämon war der Vampirkönig Galahad gegen das Tageslicht immun, aber er schlief vorzugsweise bei Tag, weil er eine Kreatur der Nacht war und ihm dieser Lebensrhythmus besser gefiel.
Auch die andern Vampire suchten Höhlen auf, und die Fledermäuse verschwanden darin oder verkrochen sich in Felsspalten.
Ein ungeheurer Haß erfaßte Unga. Er kehrte in die Höhle zurück und setzte sich zu der schlafenden Reena und Don Chapman. Reena wälzte sich im Schlafsack hin und her, schrie und stöhnte oft.
Unga brütete düster vor sich hin.
„Das mache ich nicht länger mit", sagte er zu Don Chapman. „In der nächsten Nacht flüchten wir. Ich kann nicht weiter mit diesen Blutsäufern zusammen sein. Ich werde mit Galahad reden und ihm sagen, daß wir auf keinen Fall länger diesen Blutflug mitmachen."
„Und wenn du hinübergehst und ihn pfählst?" fragte der Zwergmann.
Unga schüttelte den Kopf.
„Wie sollen wir dann von dieser Felsleiste herunterkommen?"
Er zog seine Oberkleider aus und legte sich in den Schlafsack. Don Chapman wickelte sich in Ungas Mantel. Es dauerte lange, bis der Cro Magnon einschlief.
Als Unga aufstand, war es schon Nachmittag. Reena beschäftigte sich bereits damit, aus in Alufolie verpacktem Brot und Corned beef ein Mittagessen zuzubereiten.
Unga reckte und streckte sich und kleidete sich an. Er ging in eine kleinere Höhle, in der Fledermäuse mit dem Kopf nach unten von der Decke baumelten, und erleichterte sich dort.
Es gab kein Wasser. Unga hatte nur noch ein paar Schlucke Tee mit Rum in seiner Feldflasche. Deshalb suchte er Galahad in seiner Höhle auf. Unga trug seine dicke Jacke und hatte den Vampirpflock in der Tasche. In der Höhle stank es nach Blut und Kot. Galahad lag auf einer goldfarbenen Decke, die Unga zuvor noch nicht bei ihm gesehen hatte, ein scheußliches Grinsen auf den Lippen. Drei von seinen Vampir-Yogins und ein halbnackter junger Mongole lagen in seiner Nähe.
Unga mußte an sich halten, um die ganze Gesellschaft nicht auf der Stelle zu pfählen. Als er zu Galahad treten wollte, setzte der junge Mongole sich auf und sagte etwas, das Unga nicht verstand. Der Cro Magnon deutete auf den Vampirkönig, und der junge Nachwuchsvampir berührte ihn zaghaft am Bein. Galahad öffnete die blutunterlaufenen Augen und glotzte Unga starr an.
„Wir brauchen Wasser", sagte der Cro Magnon. „Außerdem will ich dir sagen, daß wir an deinem Blutflug nicht länger teilnehmen. Entweder fliegen wir zum Stützpunkt des Padma, ohne daß es irgendwelche Übergriffe gibt, oder gar nicht."
„Der rote Mond", gurgelte Galahad, und blutige Blasen erschienen auf seinen Lippen. „Wir müssen - unserer Natur folgen. Du wirst uns zum Stützpunkt des Padma bringen, sonst töten wir euch alle." „Es ist uns nicht zuzumuten, euer Treiben mit anzusehen", sagte Unga zu dem scheußlich aufgedunsenen Inder. „Wenn du uns tötest - nun gut, dann findet Luguri den Stützpunkt des Padma eben nicht. Sehr erfreut wird er darüber nicht sein."
Galahad setzte sich mühsam auf. Er brauchte Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Selbst jetzt, in seinem berauschten Zustand, fürchtete er den Erzdämonen.
„Was verlangst du?" gurgelte er.
„Daß du uns entweder ohne Unterbrechungen zum Stützpunkt des Padma begleitest - allein, mit ein paar deiner Vertrauten, ohne daß Menschen unterwegs angegriffen werden. Oder daß wir bis in die Morgenstunden fliegen und dann an einem sicheren Ort zurückgelassen werden. In der Zeit, die euch dann noch bis zum Sonnenaufgang bleibt, könnt ihr tun, was ihr nicht lassen könnt. Aber nicht in unserer Nähe."
Unga wollte Galahad, falls er auf seinen ersten Vorschlag einging, pfählen, sobald sie in der Nähe des Padmastützpunkts waren. Mit dem zweiten Vorschlag beabsichtigte er, das blutige Treiben der Vampire zu reduzieren, und hoffte, eine Chance zur Flucht zu erhalten. In den ein oder zwei Stunden bis zum Morgengrauen konnten die Vampire und die Vampirfledermäuse nicht mehr so viel Unheil anrichten.
Galahad überlegte lange.
„Ich wähle die zweite Möglichkeit", gurgelte er dann, fiel wieder zurück und lag mit offenen Augen da.
„Und sieh zu, daß wir bald Wasser bekommen!" brummte Unga noch, ehe er angewidert die verpestete Höhle verließ.
Es war ein sonniger Tag. Das Dorf im Tal schien
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