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1260 - Das letzte Chronofossil

Titel: 1260 - Das letzte Chronofossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mauern vor ihr auf, und sie sahen bedrohlich aus. In den Tälern und Schluchten brodelte dichter Nebel. Ein kurzes Stück darüber waren die Hänge noch grün, aber weiter oben gab es nichts als nackten Fels, teilweise mit Schnee und Eis bedeckt.
    Gesil dachte gerade, daß es ein wahres Glück war, daß sie über diese Berge hinwegfliegen konnte, als sie merkte, daß sie zu sinken begann. Beunruhigt inspizierte sie ihren SE-RUN, aber der war in Ordnung. Trotzdem sank sie immer tiefer. Shrou, der neben ihr flog, ebenfalls. „Was ist k>s?" rief sie zu ihm hinüber.
    „Nichts", erwiderte er lakonisch.
    „Aber wir sinken doch!"
    „Natürlich - das ist bei diesen Bergen immer so."
    „Immer?"
    „Zumindest in der letzten Zeit", erklärte er mit einem Schulterzucken. „Frag mich blpß nicht nach den Gründen - ich kenne sie auch nicht."
    Er zog seine Antigravscheibe dicht über dem Boden in eine elegante Kurve.
    „Komm!" sagte er. „Wir müssen hier entlang, bis wir einen Durchlaß finden."
    Sie folgte ihm und hielt Ausschau nach einem Tal, das durch die Bergkette hindurchführte, oder nach einem Paß, der niedrig genug war, daß sie ihn überfliegen konnten, aber sie stellte fest, daß alle Täler und Schluchten Sackgassen und die wenigen Pässe viel zu hochgelegen waren.
    „Bist du sicher, daß es einen Weg auf die andere Seite gibt?" rief sie zu Shrou hinüber. Sie mußte ihre Frage noch einmal, diesmal schreiend, wiederholen, denn ein gewaltiger Wasserfall übertönte sie mit seinem Donnern.
    „Bis vor kurzem gab es mehrere Wege", schrie das Konzept zurück. „Ich hoffe, daß wenigstens noch einer davon übrig ist. Wenn nicht, müssen wir uns auf einiges gefaßt machen."
    Sie sagte sich, daß es einen Weg geben mußte - die Konzepte, die sie in der Ebene gesehen hatte, waren aus der Richtung der Berge gekommen.
    Aber andererseits war die Oberfläche von Eden II veränderlich, und ES konnte schwerlich daran interessiert sein, daß seine Konzepte sich in die Nega-Psis stürzten. Vielleicht hatte er in einem letzten Augenblick der Kontrolle ein Hindernis errichtet, das die Konzepte aufhielt - zumindest für einige Zeit.
    Shrou zog seine Antigravscheibe plötzlich in die Höhe - es sah aus, als ritte er auf einem unsichtbaren fliegenden Pferd, das sich plötzlich aufbäumt, um den unbequemen Reiter abzuwerfen.
    Dann schoß er im Zickzack an einer steilen Felswand entlang und war plötzlich verschwunden. Als Gesil ihm folgte, sah sie ihn im Eingang einer Höhle stehen.
    Zögernd landete sie neben ihm. „Da hinein?" fragte sie zweifelnd. „Es ist der kürzeste Weg", versicherte Shrou. „Die Höhle führt durch den Berg hindurch in ein Tal, in dem wir ein gutes Stück vorankommen werden. Dahinter sind die Berge nicht mehr ganz so hoch - ich kenne mehrere Pässe."
    „Hoffentlich existieren die noch", hieinte Gesil skeptisch.
    Aber das war nicht ihre einzige Befürchtung. Sie spähte mit Unbehagen in das Dunkel der Höhle hinein. Und doch verspürte sie Zufriedenheit mit einem leisen Untertön von Ungeduld.
    Sie war auf dem richtigen Weg -nun kam es darauf an, diesen Weg schnell und entschlossen zu nutzen,' ehe sich etwas änderte.
    Ehe sich alles änderte!
    Der Gedanke schoß in ihr hoch, und sie wunderte sich über ihn. Und dann fragte sie sich mit wachsender Verzweiflung, wie es sich auf Eden II auswirken mochte, wenn, es dem Herrn der Elemente tatsächlich gelang, ES zu vernichten.
    Und es war ja nicht nur Eden II, das diese Auswirkungen zu spüren bekommen würde...
    Gesil hatte das Gefühl, daß ihr Ma;gen;sich zu einem eisigen Klumpen zusammenziehen wollte.
    Sie mußte es schaffen - ehe es zu spät war. Um jeden Preis. Und wenn es nötig war, durch diese Höhle zu marschieren...
    „Es gibt Schlimmeres", sagte sie zu sich selbst „Also los!"
    Natürlich brauchten sie nicht zu marschieren, sondern sie konnten den SERUN und die Antigravscheibe einsetzen, um schneller voranzukommen - dennoch war es mühsam.
    Die Höhle war dunkel und feucht, sie;war voll von Tropfsteinen und alles andere als ein Tunnel, der geradewegs durch den Berg führte. Sie verzweigte sich in zahllose Nebengänge, erweiterte sich zu gigantischen Hallen und war dann plötzlich wieder nur ein dünner Schlauch, durch den man sich gerade noch hindurchquetschen konnte.
    Auch wenn Gesil Shrou nicht leiden mochte, so war sie doch sich selbst gegenüber ehrlich genug, zuzugeben, daß sie sich ohne ihn hier nie zurechtgefunden hätte.

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