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1260 - Das letzte Chronofossil

Titel: 1260 - Das letzte Chronofossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Felsen nachdenklich. „Ich sehe nur Steine", bemerkte Gesil und traf Anstalten, an ihm vorbeizufliegen. Sie fühlte sich sicher, zumal ihr Kind sie nicht mit irgendwelchen Impulsen vor einer Gefahr warnte. „Bleib hier, verdammt!" befahl er scharf, und sie hielt überrascht inne. „Diese Felsbrocken", sagte er, und schon hatte seine Stimme wieder den gewohnten spöttischen Klang, „sind Mimikry-Wesen. Ich nenne sie Brogs - keine Ahnung, wie die Dinger wirklich heißen. Sie sind vielleicht auch gar keine richtigen Lebewesen. Es ist ja auch egal. Auf jeden Fall haben sie den Tick, alles organische Leben vernichten zu müssen.
    Glücklicherweise bevorzugen sie es, in Höhlen tätig zu werden."
    „Ich verstehe nicht, warum ES solche Geschöpfe frei herumlaufen läßt."
    „Ich habe sie nie zuvor in dieser Gegend gesehen. Wahrscheinlich sind sie ebenfalls aus dem Zoo entkommen."
    „Du kennst dich doch aber offenbar gut mit ihnen aus."
    „Ich bin eben ein eifriger Zoobesucher.'' „Wir könnten einfach über diese Wesen hinwegschweben", schlug Gesil vor. „Die Höhle ist hoch genug dazu."
    Shrou deutete wortlos in die Höhe. Gesil leuchtete nach oben und entdeckte weitere Felsbrocken, die so aussahen, als würden sie jeden Augenblick herabfallen.
    „Sind das auch Brogs?" fragte sie.
    „Natürlich", nickte er. „Sie haben eine hübsche Falle gebaut."
    „Ziemlich viel Aufwand für zwei so magere Brocken wie uns."
    „Sie brauchen nicht viel Nahrung. Außerdem muß die Falle nicht für uns bestimmt sein. Sie sind ziemlich geduldig. Irgendwann wird schon jemand oder etwas hier vorbeikommen - leider sind wir die ersten, die sie erwischen werden."
    „Wenn wir sehr schnell sind..."
    Shrou schüttelte seufzend den Kopf.
    „Wirf ein Stückchen von deinen Konzentraten zwischen Sie", empfahl er.
    Gesil konnte nicht anders - sie hielt diese Felsbrocken für harmlos. Sie hatte sogar den Verdacht, daß es gar keine Brogs gab. Vielleicht wollte Shrou sie nur aus der Reserve locken, um an eine Waffe zu kommen.
    Aber sie warf ein Sttickchen von einem Konzentratriegel- und prallte erschrocken zurück, als sie die Reaktion beobachten konnte.
    Im Bruchteil einer Sekunde entwickelte einer der angeblichen Felsbrocken einen Fangarn\ der blitzschnell durch die Luft fuhr und das Stückchen Nahrung auffing. „Soviel zum Thema Schnelligkeit", bemerkte Shrou gelassen, und Gesil bat ihn im stillen um Verzeihung. Sie war diesem Konzept gegenüber voreingenommen, das war ihr klar. Es war nicht unbedingt ihre Schuld -das Kind mochte Shrou nicht und beeinflußte sie entsprechend. Sie würde lernen müssen, solchen Impulsen gegenüber kritischer zu sein. „Und wenn wir nun eine Waffe hätten?" fragte sie. „Vernichten können wir sie nicht", stellte Shrou fest. „Ich habe schon genug auf dem Kerbholz, und ES mag es nicht, wenn man seine Sammlung dezimiert. Paralysestrahlen wirken nur sehr kurz bei ihnen. Wir müßten uns sehr beeilen, aber wir können durchkommen. Am besten gibst du mir die Waffe.
    Ich kenne diese Burschen und komme nicht in die Verlegenheit, echte Felsbrocken zu paralysieren."
    Gesil gab es schweigend auf. Shrou hatte zweifellos die ganze Zeit hindurch gewußt, daß sie eine Waffe besaß; und seine Argumente klangen ehrlich: Für sie war es in der Tat völlig unmöglich, einen Brog von einem echten Felsen zu unterscheiden.
    Shrou überprüfte die Waffe sorg^ fältig, und er schien etwas davon zu verstehen. Gesil verspürte einen Impuls von Furcht und unterdrückte ihn hastig, so gut es gehen mochte.
    ,Er ist nicht schlecht', dachte sie intensiv. ,Ein bißchen seltsam, aber nicht gefährlich. Du mußt lernen, solche Menschen zu akzeptieren. Ohne Shrou kommen wir niemals auf die andere Seite des Berges!' Wenn sie nur gewußt hätte, wieviel das Kind überhaupt von dem verstand, was sie dachte und fühlte.
    Sein Intellekt konnte an und für sich noch nicht entwickelt sein - sie war erst im vierten Monat.
    Aber was für norn male Kinder gelten mochte...
    Sie erschrak. Da war das Wort, um das sie sich bisher erfolgreich herumgemogelt hatte. „Normal".
    Ein „normales Kind". War ihr Kind nicht normal? Was war es überhaupt für ein Wesen?
    Es war der denkbar schlechteste Augenblick, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Was auch immer mit ihrem Kind los sein mochte -es spürte, daß seine Mutter beunruhigt war, und reagierte darauf.
    Seine Furcht bereitete ihr Übelkeit.
    „Reiß dich zusammen", sagte Shrou barsch.

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