1262 - Schule der Helden
Befragung unangenehm war und sie nicht im Traum daran dachte, ihre wahren Beweggründe in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Sie war nicht nur sehr attraktiv, sondern auch überaus intelligent, befand Sheela.
So verging die erste und auch die zweite Woche „nach Gamrin", wie Sheela diese Zeitspanne aus ihr unerfindlichen Gründen nannte. Sie stand auch in der zweiten Woche ganz schön unter Streß und konnte einige recht schöne Abschlüsse mit früheren Vertragspartnern tätigen. Elbush Novitäten ließ sich ganz gut an, vielleicht konnte Sheela bald die Wiedergeburt der Firma feiern.
Dann kam die dritte Woche, und in den ersten Septembertagen überstürzten sich die Ereignisse.
*
Der Konsulatscomputer rief an und ließ Sheela wissen: „Sheela Rogard hat eine Reise nach Wald Disney World in Florida gewonnen."
„Ich denke nicht daran, die Erde zu verlassen", erklärte Sheela. Wegen der Zeitflecken war eine Weltraumreise sowieso gefährlich, und außerdem hatte sie noch nie von einer Welt namens Walt Disney in Florida und nie von einem Florida-System gehört.
„Walt Disney World ist ein Vergnügungspark des Atomzeitalters und liegt im Bundesstaat Florida der einstigen USA", klärte der Computer sie auf. „Sheela Rogard hat freien Transmittertransport, freie Behausung und Verpflegung für vier Wochen und ein Transmitterrundreiseticket mit Besichtigung von Cap Canaveral, den Everglades und der Arbeitsstätte des Rhodan-Chronisten Claus Mann in Melbourne Beach."
Sheela erinnerte sich zweier Werbekampagnen in den letzten Tagen, die aus Stalkers Upanishad-Rummel Kapital schlagen wollten. Zum einen wurde mit dem Slogan geworben: „Wer keinen Zutritt in Stalkers Tschomolungma hat, dem stehen die Türen des echten Märchenschlosses Neuschwanstein stets offen." Und angeblich strömten die Terraner in Massen nach Mitteleuropa, um das gut erhaltene Märchenschloß von König Ludwig II. zu besichtigen.
„Nicht nur Stalker", lautete ein anderer Werbeslogan, „auch wir haben unser Neuschwanstein. Kommt nach Walt Disney World und bestaunt das Cinderella-Schloß, wie es märchenhafter nicht einmal Ludwig II. hätte entwerfen können. Einen Steinwurf von uns entfernt ist Perry Rhodan zu seinem ersten Mondflug gestartet... Zehn terranische Erdenbürger gewinnen durch Computerlos einen vierwöchigen Aufenthalt..."
Sheela konnte es nicht fassen, daß sie einer dieser zehn Gewinner sein sollte. Aber sie dachte gar nicht daran, den Preis anzunehmen, denn sie hoffte insgeheim immer noch, daß Erasmus auftauchen könnte - oder vielleicht gar Aldo.
Zwei Tage darauf, am 5. September, erhielt Sheela in ihrem Büro einen Anruf von Walt Disney World. Ein Mann namens Jame Cobb, der sich als Verantwortlicher für die Werbekampagne bezeichnete, sich aber nicht im Bild zeigte, bat sie, den Preis anzunehmen.
„... bitte, mir zuliebe, Shee!"
Und so ließ sich Sheela Rogard dann doch per Transmitter nach Orlando abstrahlen, und von dort zum Hoteltransmitter des „Contemporary". Es war alles für sie vorbereitet.
Sie bekam einen Robot als Führer, der sie durch das Plastikparadies geleitete und nicht müde wurde, Anekdoten über diesen „geschichtsträchtigen" Ort zu erzählen. Neben dem Modell der ursprünglichen Disney World nahm sich das unter Gigantonomie leidende Original reichlich kitschig aus. Zudem hatten die Eigner rasch geschaltet und das Innere des Cinderella-Schlosses in eine Schule der Helden umgebaut, mit Trainings-, Meditations- und Dashid-Raum, alles nach eigener Phantasie, versteht sich.
Sheela ließ alles über sich ergehen, aber Jame Coob bekam sie nicht zu Gesicht Als sie sich nach dem Werbemann erkundigte, erklärte ihr der Roboter, daß er nicht mehr auf der Lohnliste von Disney World stehe - er sei ohne Kündigung verschwunden.
Sheela war enttäuscht, aber sie sagte sich, daß Aldo Elbush jun. vielleicht noch weitere Spuren gelegt hatte, um sie zu seinem wahren Versteck zu führen. Sie glaubte nun ganz fest daran, daß er noch lebte, denn die Werbekampagne von Disney World trug ganz eindeutig seine Handschrift. Kein anderer als Aldo hätte so rasch geschaltet. Der Erfolg gab ihm recht: In dem grellen Plastikparadies drängten sich wahre Menschenmassen, und auch der übrigen Galaktiker gab es nicht zu wenige.
Sheela besuchte am dritten Tag Cap Canaveral, wurde in einem feudalen Hotel untergebracht und besichtigte am 9. September die 20-Zimmer-Villa des Rhodan-Chronisten, die angeblich in ihrem
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