1263 - Die Freibeuter von Erendyra
Bei dem einen handelte es sich zweifelsfrei um ein Raumschiff von mittlerer Größe. Die rekonstruierte Form verriet Longasc, daß es sich um ein Schiff der Gorims handeln mußte.
Gorim, das bedeutete im Kriegeridiom „Sothalk", das der Shabare ausschließlich in seinen Worten und Gedanken benutzen konnte, weil er keine andere Sprache beherrschte, schlechthin Fremde. Und fremd war so ziemlich alles, was nicht shabarisch war und was man nicht dem Krieger Kalmer zuordnen konnte.
Die Trümmer des Gorimschiffs verteilten sich auf einige Kilometer im Umkreis, aber das andere Objekt reichte mit seinen Wrackteilen weiter, als das primitive Ortungsgerät Longascs funktionierte. Bei diesem großen Ding mußte es sich um eine Raumstation gehandelt haben. Das geistige Zusammenfügen der Trümmer ergab nur ein unvollständiges Bild, aber für den Shabaren reichte es aus. Auch diese Raumstation war für ihn absolut fremd und damit „gorim". Sie wies aber keine Ähnlichkeiten in der ursprünglichen Konstruktion mit dem vergleichsweise kleinen Raumschiff auf.
Longasc machte sich kaum Gedanken um die Lebewesen, die hier vielleicht den Tod durch die Macht des Kriegers gefunden hatten. Es war ein ewiges Gesetz. Wer nicht stark genug in der Bewährung des Kampfes war, der mußte weichen. Er lebte Ja praktisch ausschließlich von den Überresten dieser Opfer, und so war es ihm nur recht, daß hier ein Drama stattgefunden hatte.
Nach einem ersten Rundflug ging der Raumfledderer gezielter vor. Er fand eine hydroponische Anlage, in der noch Pflanzen unter einer transparenten Abdeckung wuchsen. Diese galt es zuerst zu bergen und an die CANTLERY zu hängen. Er brauchte nur ein paar Verbindungen zu wertlosen Wrackteilen zu durchtrennen, dann war die Anlage frei. Sie trieb langsam durch den Raum.
Über die Fernsteuerung aktivierte er das Traktorsystem seines Raumschiffs. Der Strahl war starr, als er einmal eingeschaltet war. So hatte er Mühe, die Beute in die richtige Position zu bringen, damit sie sich auf den Weg zur CANTLERY begab.
Das Nahrungsproblem war damit erst einmal gelöst. Auch der Distelfrosch, der so ziemlich jede biologische Substanz aufnehmen konnte, würde zufrieden sein.
Nun flog er das Antriebssystem des Gorim-Schiffs an. Aber hier wurde er enttäuscht.
Sämtliche Aggregate wiesen so große Zerstörungen auf, daß er nichts Verwertbares fand.
Auf der Suche nach weiteren lohnenden Dingen stieß er zufällig auf einen faßförmigen Tank. Lose Verbindungsschläuche wehten im Licht seines Doppelscheinwerfers. Winzige Kugeln schwirrten um den Tank herum im Leerraum. Er fing eine davon ein und stellte fest, daß es sich um eine Flüssigkeit, wahrscheinlich um Wasser handelte. Da es im All keine Quellen gibt, dachte er zufrieden, muß dieses Ding mit, egal, was sein Inhalt ist.
Er versuchte erneut, die Fernsteuerung des Traktorstrahls zu aktivieren, aber bevor er dazu kam, erklang in seinem Helm ein durchdringender Warnton. Er überprüfte die Anzeigen auf der Brustplatte. Es war wieder dieses verflixte Recycling-System, das verrückt spielte. Longasc fluchte vor sich hin und versuchte, den Fehler zu lokalisieren, aber es gelang ihm nicht. Ihm war klar, daß er damit zur vorzeitigen Rückkehr zur CANTLERY gezwungen wurde, wenn er nicht ein unabschätzbares Risiko eingehen wollte.
Der aktivierte Traktorstrahl wartete unterdessen darauf, daß ein Objekt in sein Kraftfeld geriet. Der Raumfledderer mußte sich beeilen, denn hier war alles in einer langsamen Bewegung, und irgendwann würde der Traktorstrahl etwas erfassen und zur CANTLERY zerren, egal ob er es wollte oder nicht.
Einmal war ihm das in der Vergangenheit passiert, und das Trümmerstück, ein uninteressanter Haufen aus verschweißtem Metall von erheblicher Größe, hatte den Kommandostand des Schiffes fast vollständig zertrümmert. Zum Glück hatten Krächz und Kokon diese ungewollte Attacke überstanden, aber Longasc hatte viele Tage gebraucht, um sein Heim zu flicken.
Voller Hektik suchte er nach dem Fehler im Recycling-System. Er mußte sich ganz auf die Anzeigen des Raumanzugs verlassen, denn selbst spürte er nichts. Die Luft war frisch und klar, und auch ansonsten bemerkte er nichts Auffälliges.
Als er den Fehler schließlich fand, trommelte er wütend auf seine Robotbeine. Der Behälter für die Körperausscheidungen hatte Alarm geschlagen - weil er leer war! Da mußte irgendwo ein Fehler in der Steuerung sein.
Nun konnte er sich endlich daran
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