1264 - Justines Geisel
hinwies, ohne dass er wusste, worum es sich dabei handelte. Aber er fühlte sich jetzt wie in einer Falle, obwohl er nicht angegriffen wurde.
Der zweite Blutsauger kam näher. Im Licht der fahlen Dämmerung bewegte er sich wie ein kompakter Schatten, dem jemand einen Körper eingegeben hatte. Er war nicht sicher auf den Beinen und musste nur noch einen flachen Sandhaufen umrunden, um Suko zu erreichen.
Der Inspektor wurde von dem ersten Vampir abgelenkt, weil dieser sich bewegte. Zugleich gab er ein Röcheln von sich, das auf Suko wie eine Warnung wirkte.
Jetzt fuhr der Lichtstrahl nach links, und strahlte den ersten Blutsauger in der Körpermitte an.
Zwei Hände hielten die Jackenschöße fest und rissen sie zur Seite. Das Licht war punktgenau auf die Brust gerichtet, und plötzlich sah Suko, was die Gestalt unter ihrer Kleidung trug, und was da an der Brust befestigt worden war.
Drei mit Dynamit gefüllte Stangen!
***
Er wollte es zuerst nicht glauben, weil es einfach verrückt war. Aber zugleich ging er davon aus, dass auch die zweite Gestalt diese Stangen umgebunden hatte. Suko wusste, dass er hier zwei Selbstmord-Vampiren gegenüberstand, die genau das tun würden, was man ihnen mit auf den Weg gegeben hatte.
Er kannte sie nicht. Er konnte sich nicht darauf verlassen, ob sie ebenso gut hörten wie Menschen, und deshalb war es ein Risiko, wenn er nach dem Stab griff und versuchte, die Zeit anzuhalten. Es konnte alles zu spät sein.
Der Vampir vor ihm bewegte seine Hände. Suko wusste nicht, wohin er griff und was er damit auslöste. Er wollte es auch nicht wissen, denn er handelte innerhalb einer Sekunde. Er drehte sich um und schnellte nach vorn. Er sah die dunklen Hügel, er stieß sich ab, er verwandelte Schritte in lange Sätze, um in die Lücken hineinzukommen, und noch einmal wuchtete er seinen Körper mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft nach vorn, weil er einen bestimmten Punkt erreichen wollte. Jetzt sollte das Gelände zu seinem Schutz werden.
Zwischen zwei Trümmerhügeln aus Sand und Steinen versuchte Suko, Deckung zu finden. Es war die einzige Chance, die sich ihm bot, und er hatte den Boden noch nicht ganz erreicht, als die Welt hinter ihm in einer gewaltigen Detonation ausenander flog und mit ihr die beiden Vampire…
***
Glenda hatte John Sinclair fallen sehen, und plötzlich war das eigene Schicksal nicht mehr wichtig.
Sie schrie auf, denn das Bild, das der auf der Seite liegende Körper bot, war einfach zu schrecklich.
Er bot ein Bild des Schreckens, obwohl keine Verletzungen zu sehen waren, aber es tat ihr einfach weh, John so hilflos zu sehen.
Er war zum Glück nicht mit dem Gesicht aufgeschlagen, sondern mehr zur Seite gerollt. So hatte er sich keine Kopfverletzung zugezogen, aber das andere reichte auch aus.
Und es war nach dem Aufprall still geworden. So schrecklich still, wie es Glenda vorkam. Als hätte das Jenseits einen Teil seiner Ruhe in die normale Welt geschickt.
Es war Glenda nicht möglich zu sprechen. Sie starrte auf John, sah ihn und hatte dennoch den Eindruck, dass ihr Blick einzig und allein ins Leere gerichtet war. Und sie merkte wieder mal, dass das Grauen auch gespürt werden konnte, denn so erging es ihr. Dieses Gefühl war wie ein enger Mantel, der sie umschloss und dafür sorgte, dass selbst das Atmen zu einer Qual wurde.
Als Justine Cavallo zu lachen begann, wollte sie erst nicht hinhören. Aber sie besaß keine freien Hände, um sie gegen die Ohren zu pressen, und so blieb sie in ihrem verdammten und armseligen Zustand hängen.
Die Cavallo deutete auf den leblosen Körper. »Da, siehst du ihn jetzt?«
»Ja, ich…«
»Er liegt da. Der große Geisterjäger hat es nicht geschafft. Er ist ausgeschaltet worden. Glaubst du jetzt noch, dass er es schafft, dich zu befreien?«
»Hören Sie auf!«
Justine schüttelte den Kopf. »Warum bist du denn so sensibel, Glenda? Jemand, der mit einem Geisterjäger zusammenarbeitet, sollte eigentlich bessere Nerven haben.«
In Glenda kochte alles hoch, was sie bisher unterdrückt hatte. Sie konnte einfach nicht mehr an sich halten. Zu lange schon hatte sie den Druck gespürt, und all ihre Energie, die noch in ihr steckte, legte sie in die nächsten Worte, die sie einfach nur schreien konnte.
»Dann töte ihn doch! Ja, töte ihn, und töte auch mich! Verdammt, du hast dein Ziel doch erreicht.«
Justine hörte nur zu. Sie hatte sich direkt vor Glenda Perkins gestellt und lächelte sie an. Die Lippen waren in
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