1264 - Justines Geisel
selbst genügend Laute produzierte, jetzt aber stellte er fest, dass es so still nicht war. Er hörte das ferne Rauschen des Verkehrs als eine monotone Melodie.
Auch in seiner Umgebung selbst tat sich etwas. Mal ein Kratzen, dann ein Rascheln, das heftig über den Boden hinwegglitt und sich anhörte, als hätte der Wind Papier über den Boden hinweggetrieben, woran Suko allerdings nicht glauben wollte.
Seine Augen befanden sich in Bewegung. Er suchte dabei nicht nur den Boden ab, sondern schaute auch in die immer dichter werdenden Schatten hinein.
Da tat sich nichts. Es waren keine Schritte zu hören, aber hin und wieder rollte etwas über den Boden hinweg, als hätte sich ein Stein gelöst.
Auch ein Knirschen war zu hören, und genau das alarmierte den Inspektor.
Wieder strich ein kalter Hauch seinen Rücken hinab und bildete dort eine Gänsehaut. Hinter seiner Stirn spürte er das leichte Tuckern, und auf den Handflächen bildete sich ein dünner Schweißfilm.
Es war jemand in seiner Nähe. Das wusste er genau, ohne die Person gesehen zu haben.
Vor ihm bauten sich noch die Reste der eingestürzten Halle auf. Manche Mauern standen noch, andere wiederum waren zusammengefallen.
Genau von dorther waren die Geräusche zu hören. Ja, das waren tatsächlich leise Schritte, und sie wurden auch von keinem Tier verursacht, das sich ihm näherte.
Suko wollte sich zurückziehen, als er zum ersten Mal die Gestalt sah. Sie war plötzlich da. Er hatte nicht nachvollziehen können, woher sie so plötzlich erschienen war. Es war auch egal, für ihn zählte nur, dass er nicht allein war.
Die dunkle Gestalt hatte sich hinter einer Mauer gelöst. Suko wunderte sich darüber, wie locker sie ging. Als würde sie mit keiner Gefahr rechnen.
Sie war noch etwas weiter entfernt, aber sie wusste genau, wohin sie zu gehen hatte. Mit steifen Bewegungen setzte sie ihre Schritte, und Suko war sich längst darüber klar, dass nur er das Ziel sein konnte.
Suko ging davon aus, dass die erkannte Gefahr nicht so schlimm war. Und er war irgendwie auch froh, weil er sich nicht geirrt hatte.
Aber wer war diese Gestalt?
Dass es sich bei ihr um einen Mann handelte, hatte er längst erkannt. Sie war dunkel gekleidet, aber trotzdem mit etwas versehen, das Suko auffiel.
Sehr helles Haar. Es war bestimmt keine Naturfarbe, und Suko dachte augenblicklich an die blonde Bestie, die ebenfalls so unnatürlich helle Haare hatte.
Justine Cavallo ging nicht immer allein ihren Weg. Es kam darauf an, welche Pläne sie verfolgte.
Da brauchte sie hin und wieder Helfer, und das konnte auch hier der Fall sein.
Er wusste nicht, ob es sich bei dieser Gestalt um einen Blutsauger handelte, aber auszuschließen war es nicht. Suko wagte nicht, sich zu bewegen, und deshalb ließ er auch die Dämonenpeitsche stecken.
Der andere hatte ihn gerochen, gespürt. Suko erkannte es an dessen Bewegungen. Sie waren plötzlich verhalten, nicht mehr flüssig. Er ging, aber er blieb auch stehen, obwohl kein Hindernis vorhanden war. Und er schaute sich dabei immer wieder um, als suchte er nach einem bestimmten Ziel.
Dabei sah er allerdings nicht so aus, als hätte er Suko entdeckt. Da hätte er sicherer gewirkt.
Der Inspektor wartete noch immer ab. Er lauerte darauf, dass die Gestalt etwas unternahm. Suko zog alle Möglichkeiten in Betracht. Wenn diese Gestalt zu den Blutsaugern gehörte, dann war ihr Ziel klar. Darauf tippte Suko auch, denn ein normaler Mensch verhielt sich auf keinen Fall wie diese Gestalt.
Mit dem rechten Fuß stieß der andere gegen einen größeren Stein, den er nach vorn kickte. Dann ging er dem Stein nach und behielt noch immer seine Richtung. Die Haare leuchteten dabei wie eine helle Kappe, die eng auf seinem Kopf saß.
Suko wartete noch ab. Wenn Not am Mann war, konnte er blitzschnell die Beretta ziehen, aber noch wusste er nicht, wen er da vor sich hätte. Aber die Gestalt verkürzte die Entfernung. Sie ging etwas schwankend, was wohl an dem unebenen Boden lag. Da der Typ bereits so nahe an Suko herangekommen war, fiel dem Inspektor noch etwas auf. Die dunkle Kleidung wirkte an seinem Körper irgendwie nicht passend. Sie war zu groß. Sie beulte sich in Höhe der Brust aus, was ihm mehr als seltsam vorkam.
Suko wollte dem Spuk ein Ende bereiten und trat deshalb einen langen Schritt vor.
Der andere blieb stehen.
Er hatte den Inspektor sofort gesehen oder gerochen. Er bewegte sich auch nicht mehr und hielt seinen Kopf so starr.
Auch Suko ging
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