1264 - Justines Geisel
nicht weiter. Dafür tat er etwas anderes. Er ließ seine rechte Hand in die Tasche gleiten und zog die schmale Lampe hervor. In der nächsten Sekunde hatte er sie eingeschaltet, schickte den Strahl nach vorn - und traf den Mann!
Er hatte auf das Gesicht gezielt, dass plötzlich sehr blass aussah. Es zeigte so gut wie keine Regung und sah aus, als wäre über die normale Haut eine zweite gestreift worden.
Suko konzentrierte sich auf die untere Hälfte. In der oberen sah er nur starre Augen, die seinen Verdacht verstärkten. Er wollte es genau wissen, und er bekam den Beweis.
Der Mund war nicht ganz geschlossen. Er stand so weit, offen, dass die beiden Enden der spitzen Zähne hervorschauten und ein gelbes. Schimmern abgaben.
Suko fühlte sich irgendwie erleichtert. Er hatte es geschafft. Er wusste jetzt, wen er vor sich hatte, und ihm war auch klar, dass diese Gestalt nicht aus lauter Spaß an der Freude durch diese Gegend stromerte. Da gab es schon einen verdammten Grund, denn er war auf der Suche nach dem Blut der Menschen.
Suko wusste nicht, ob er den Vampir durch die Blendung so überrascht hatte, dass dieser sich nicht mehr bewegen konnte. Jedenfalls tat er nichts. Er blieb nur stehen und hielt seinen Blick nach vorn gerichtet. Dabei war Suko nicht mal sicher, ob der andere ihn überhaupt wahrnahm.
Das wollte er ändern.
Nach einem schnellen Blick in die nähere Umgebung war er sicher, im Moment mit dem Wiedergänger allein zu sein. Garantieren konnte er für nichts. Das Gelände gab leider genügend Deckung für eine zweite und auch eine dritte Gestalt.
Es stand für ihn fest, dass es zu einem Kampf kommen würde. Aber Suko wollte ihn nach Möglichkeit lautlos durchziehen. Deshalb ließ er die Beretta auch stecken und griff zur Dämonenpeitsche.
Der Vampir schaute unbeeindruckt zu, wie der Inspektor einmal den Kreis über dem Boden drehte, so dass die drei Riemen aus dem Griff hervorrutschen konnten. Sie fielen fast bis zum Boden durch und streiften mit ihren Enden darüber hinweg.
Der Vampir mit den blond gefärbten Haaren hatte sich nicht bewegt. Genau das wunderte Suko. Er kannte diese Spezies. Sie waren immer darauf aus, das Blut anderer Menschen zu trinken und so dafür zu sorgen, dass ihre Existenz weiterging. Das passierte hier nicht. Er griff nicht an, er bewegte sich nicht mal und blieb stehen, als hätte man ihn an den Boden festgenagelt.
Das verwunderte Suko und sorgte zugleich dafür, dass er noch vorsichtiger zu Werke ging. Er blieb erst dann wieder stehen, als die Distanz für ihn günstig war. Jetzt hätte er die Gestalt mit einem Hieb seiner Peitsche erwischen können. Davon nahm Suko noch Abstand. Sein Instinkt und seine innere Stimme sagten ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Das Verhalten des Wiedergängers war so völlig anders. Er griff nicht an, und er kam Suko vor, als wäre er falsch programmiert worden. Irgendwie stimmte der Vergleich, wenn er davon ausging, dass eine Person wie Justine Cavallo dahinter steckte. Sie sicherte sich ab, und deshalb ließ sie die Umgebung der Halle auch beobachten.
Das Wesen tat nichts. Es stand auf der gleichen Stelle und starrte nur nach vorn. Suko war das Ziel.
Und nicht mal der Mund wurde weiter geöffnet.
Auch der Inspektor sah keine Veranlassung, ihn anzusprechen. Er interessierte sich mehr für die Kleidung, weil sie eben nicht richtig passte und das Oberteil so weit vorstand. Es war dazu angetan, etwas zu verbergen, das erst entdeckt werden konnte, wenn die kurze dunkle Jacke geöffnet wurde.
Das wäre für Suko kein Problem gewesen, aber er tat es nicht. Er hörte auf sein Gefühl, das ihm eine Warnung schickte und ihm riet, vorsichtig zu sein.
Der Lampenkegel sank nach unten, als Suko seine Hand bewegte. Wie ein heller Streifen glitt er an der Gestalt herab nach unten. Er beleuchtete auch die dünne Spalte zwischen den beiden Jackenschößen, wo sich etwas befand, das nicht dorthin gehörte.
Suko gelang es nicht, sich das genauer anzusehen, denn schräg hinter sich hörte er Schritte. Da kam jemand, und diese Gestalt gab sich keine Mühe, leise zu sein.
Mit einer schnellen Drehung wirbelte Suko nach rechts. Der Lampenstrahl huschte als heller Schatten durch die Luft - und traf das neue Ziel, das ebenso aussah wie das erste.
Wieder ein dunkel gekleideter Blutsauger, dessen Mund nicht ganz geschlossen war. Der starre Blick, das helle Haar, das im Licht leuchtete. Die Jacke, die so unnatürlich abstand und Suko auf eine Gefahr
Weitere Kostenlose Bücher